Brandenburg
und die BUGA
B. St. Fjøllfross
Die Zitterpartie ist zu
Ende. Im Jahre 2015 wird also die Bundesgartenausstellung nach
Brandenburg an der Havel kommen. Nicht nur nach Brandenburg, gewiß.
Auch Premnitz, Rathenow, Havelberg und das Ländchen Rhinow
sind mit von der Partie. „Dezentralisiert“ nennt man
das. Ja, warum nicht…
Für Brandenburg an der Havel ist die Geschichte auf jeden
Fall ein immenser Gewinn. Das ist ein Großereignis, wie
die Havelmetropole eines bitter und dringend nötig hat.
Eine potentielle Schönheit unter den ostelbischen Städten
gibt sich großen Teils noch immer wie ein Aschenputtel,
macht kaum was von sich her und spielt mit sich selbst im märkischen
Sandkasten. Die Chur- und Haupt-, Dom- und Hansestadt Brandenburg
an der Havel wird im Jahre 2015 Blumen zum Blühen bringen,
sie wird viele Gäste in ihre Mauern locken, aus den ehemaligen
Klosterkirchen St. Pauli und St. Johannis nach all den Jahrhunderten
ihres Bestehens endlich einmal Gotteshäuser im van-Veen’schen
Sinne machen, indem sie Gottes schönste Schöpfung in
den ehrwürdigen Gebäuden erlaubt Duft und Farbenpracht
zu entfalten.
Daß die ganze Vorbereitung eine Unmenge an Energie, Geld
und Arbeit kosten wird, steht außer Frage.
Den Kritikern der Brandenburger BUGA aber sei das Beispiel Münchens
ins Gedächtnis gerufen, das erst nach den Olympischen Spielen
von 1972 aus seinem Schattendasein als Bayerisches Landeshauptdorf
heraustrat und nicht nur eine U-Bahn bekam, sondern vielen seither
als heimliche Hauptstadt des Reiches gilt.
Es ist der Name Brandenburgs an der Havel, den viele potentielle
Investoren mit der Vergabe und mit der Durchführung der BUGA
das erste Mal zu hören bekommen werden. Es ist ein weiterer
Ehrentitel, mit dem sich die Chur- und Hauptstadt wird schmücken
können, der ihre Attraktivität einem weitaus größeren
Kreise publik machen wird, als das noch heute der Fall ist, da
die Stadt Brandenburg noch eine etwas aus der Mode geratene Kittelschürze
trägt.
Und vielleicht, auch daran knüpft sich unsere Hoffnung, vielleicht,
wird die BUGA auch einen frischen Wind in die Verwaltung der Stadt
blasen, Rudimente von dienstwegbedingter Trägheit, Umständlichkeit
und Kleinstgrabenkämpfen hinwegpusten. Was dieser Stadt nämlich
ebenfalls gut täte, wäre noch eine ganz andere, eine
gewissermaßen herkulanische Großtat: Sie betrifft
die Durchsetzung einer frischen, dynamischen und erfolgsorientierten
Verwaltung, begleitet von einer entsprechenden Reform, die unteren,
aber kompetenten Rängen mehr Entscheidungsfreiheit läßt,
die Kommunikationswege verkürzt und Erfolg oder Mißerfolg
gegeneinander aufrechnet. Des weiteren muß sich eine aktive
Stadtverwaltung auf eine aktive Bevölkerung stützen
können, die eben nicht ihre Zeit auf dämlichen Schunkelwettbewerben
oder vor der heimischen Glotze vertut, sondern sich dessen bewußt
ist, welches Privileg ihr mit dem Leben in dieser lebenswertesten
aller märkischen Städte geschenkt worden ist.
In Abwandlung eines Dichterwortes, das auf der Brandenburger Schillerinsel
nachzulesen ist, sei dieser Bevölkerung ins Stammbuch geschrieben:
Nur der verdient sich das Brandenburger Bürgerrecht, der
täglich es erobern muß!
Daß unsere Wünsche keine Traumschlösser sein müssen,
beweist die Erfolgsgeschichte der havelländischen BUGA-Bewerber.
Gegen alle Widerstände konnten sie sich durchsetzen, konnten
ein gemeinsames und tragfähiges Konzept erarbeiten, werden
auch die Gartenausstellung selbst bravourös stemmen. Es geht
doch! Es darf nur kein Zurück in den alten Schluff geben,
der die Energieressourcen der Stadt so schnöde verschwendet.
Mit dem Sieg beim BUGA-Ausscheid im Rücken dürfte es
den Machern nun nur noch halb so schwer sein, den Bremsklötzen
in Brandenburg an der Havel Dampf unter dem Hintern zu machen.
Trägheit, Unlust und die unseligen Bestrebungen einzelner,
das eigene Fortkommen vor das Gemeindewohl zu stellen gehören
auf den Komposthaufen der Brandenburger Geschichte. Gedüngt
mit diesem Kompost werden im Jahre 2015 an den Ufern der Havel
mit Sicherheit die schönsten Blumen Deutschlands blühen.
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