Sensation
in St. Katharinen
Historischer Verein und evangelische Gemeinde
veranstalten Symposium
S.
M. Druckepennig
Ein ganztägiges Symposium zum Thema „Hinrich Brunsberg und
die Brandenburger St. Katharinenkirche – ein Schlüsselbau der
märkischen Spätgotik“ wurde am Freitag vom Historischen
Verein und der evangelischen Kirchengemeinde von St. Katharinen veranstaltet.
Wieviel Bedeutung dieser Tagung zur Geschichte, Architektur und Kunst
beigemessen wurde, konnte das etwa 70 Teilnehmer fassende Auditorium an
der Eröffnungsrede durch die Oberbürgermeisterin ablesen. Auch
der Eröffnungsvortrag durch einen der renommiertesten Historiker
der Mark, Winfried Schich unterstrich die zu erwartende Qualität
der sich anschließenden elf Vorträge über die künstlerischen
Ausdrucksformen des ausgehenden Mittelalters.
In den Fokus rückte dabei besonders die Person Hinrich Brunsbergs
aus Stettin, des Baumeisters der 1401 vollendeten Haupt- und Hallenumgangskirche
der Neustadt, der als Grenzgänger zwischen der ausgehenden Gotik
und der sich ankündigenden italienischen Renaissance gilt. Wenngleich
Brunsberg als Person kaum zu fassen ist, so sind die innovativen Spuren
seines Wirkens von Brandenburg über die Neumark bis nach Pommern
zu verfolgen. Mit der St. Katharinenkirche allerdings schuf er einen unbestrittenen
Höhepunkt der norddeutschen Backsteingotik. Doch nicht nur die einzigartige
Fassadengestaltung macht das sakrale Gebäude zu einem Kleinod der
Havelstadt. Mit der Auftaktveranstaltung zum Symposium in der letzten
Woche, der Vorstellung des gotischen Sakramentsschrankes in der Sakristei,
wurde bereits eine erste Attraktion vorgestellt. Während der Vortragsreihe
aber schälte sich unvermittelt eine andere, bisher weitestgehend
unbeachtete Sensation heraus: Zu beiden Seiten der südlichen Eingangshalle
befinden sich Wandmalereien aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, deren
malerische Qualität einzigartig für die Mark ist. Ein unbekannter,
mutmaßlich aus Süddeutschland stammender Künstler, gestaltete
Passionsszenen in einer Feinheit, Dynamik und Detailfreudigkeit, die seiner
Zeit weit voraus war. Eine Vorlage dieser Malerei ist die Zeichnung eines
ebenfalls unbekannten Meisters, die in einer Bibliothek des englischen
Worcester aufbewahrt wird. Der Künstler von St. Katharinen muss sie
gekannt haben. Der sein Schwert in die Scheide steckende Petrus unter
UV-Licht ist atemberaubend. Alleine die Schalen seines Schwertgriffes,
sein Haupthaar, sein Gesichtsausdruck – all das entspricht bereits
den Fertigkeiten der großen Renaissance-Meister. Allerdings ist
dieses Fresko in einem absolut alarmierenden Zustand. Größere
Teile des bemalten Putzes lösen sich bereits von der Wand. Eine baldige
Rettung ist somit dringendst geboten. Ein gesichertes Fresko wäre
ein gleichwertiger Gegenpol zum kostbaren Wandbild auf der Bischofsburg
Ziesar. In ebenfalls gefährdetem Zustand befindet der sich erst in
der Mitte der Siebziger restaurierte Hedwigsaltar, der unter anderem vor
direktem Sonnenlicht geschützt werden muss.
Der Grundtenor der Tagfüllenden Veranstaltung aber war die Feststellung,
dass die prächtig ausgestattete Hauptkirche der Neustadt Brandenburg
an der Havel ein weithin sichtbares und präsentes Pfund ist, mit
dem die Chur- und Hauptstadt auch in Zukunft wuchern sollte. |