Weißes Gold auf Acryl
HNO-Klinik stellt Werke von Britta Peconi aus
"
Schwester und Vater der Künstlerin
vor dem "Schrei"
Michael L. Hübner
Geht das gute Porzellan zu Bruch
und liegen hernach tausende Scherben herum, ballen sich in den allermeisten
Fällen drohende Wolken über dem Familienfrieden zusammen. Wenn
aber ein Herr Jelinek aus Kirchmöser einen Porzellanteller auf den
Fußboden der Brandenburger HNO-Klinik feuert, dann stehen etwa drei
Dutzend Menschen drum herum und klatschen Beifall. Eine aus Kirchmöser
stammende Künstlerin nämlich weiß selbst solch tragischem
Geschehen noch eine gute Seite abzugewinnen: Eifrig sammelt Britta Picone,
die Tochter des besagten Herrn Jelinek, die Scherben ein und arrangiert
sie zu neuen Formen mosaikartig auf einem in Acrylfarben gestalteten Untergrund.
Wie das dann aussieht, das kann man sich seit Freitag im Erdgeschoß
der HNO-Klinik Am Marienberg ansehen. Dort eröffnete die Chefärztin
der Klinik Dr. Birgit Didczuneit-Sandhop im Beisein von Manfred Jelinek
und dessen anderer Tochter Andrea Laschinski vor etwa drei Dutzend Gästen
eine Ausstellung von Werken. Vater Jelinek und Schwester Andrea, die übrigens
unter demselben Namen auch als Krankenschwester in der HNO-Klinik arbeitet,
vertraten die abwesende Künstlerin. Diese lebt und arbeitet seit
1991 in Düsseldorf und musste auf einen Besuch der Heimatstadt verzichten.
Denn schon am Montag verkauft sie wieder in einem der vier Porzellangeschäfte
auf der Düsseldorfer Kö das weiße Gold. Trifft sie dort
auf Bruchware, dann müssen die Scherben nun nicht mehr den traurigen
Weg in den Müllkasten antreten. Britta Picone schenkt ihnen seit
2006 in ihren Bildern ein neues Leben. Da kleben sie dann einträchtig
beieinander, das KPM und das Henneberg, das Meißner und das Wedgewood.
Sie formen Schmetterlinge und Mondphasen, Papageien und Schnecken, eine
Version von Munchs verschwundenem „Schrei“ ist zu sehen, es
stand aber nur ein Photo Anke Engelkes Modell, und eine Weltkarte hängt
daneben, die das Antlitz der Erde zum Ende der Saurierzeit wiedergibt.
Die Porzellanhändlerin, die nebenbei die Hobbys Malen, Gestalten
und Dekorieren betreibt und nebenberuflich als Dekorateurin in einem Möbelhaus
arbeitet, verleiht der Kombination von Keramik und Acryl immer neue Gestaltungsformen.
„Wir haben in der Familie schon immer gern und viel gebastelt“
erklärt Andrea Laschinski, sichtlich stolz auf das Talent ihrer Schwester.
Auf dieses wurde Chefärztin Didczuneit-Sandhop anlässlich der
letztjährigen Off Art in den Brennabor-Werken aufmerksam. Dort wurde
denn auch die Idee zu der Ausstellung geboren, die noch bis Ende August
2009 zwischen 7:30 Uhr und 15:00Uhr in der HNO-Klinik zu sehen sein wird.
Der Eingangs erwähnte und beklatschte Polterakt Manfred Jelineks,
das sei noch verraten, hatte weniger mit dem Temperament des Kirchmöseraners
zu tun. Mit den Gebrauchs-Scherben aus dem Hause Kahla, die ja bekanntlich
Glück verheißen, wurde lediglich die Vernissage offiziell eröffnet.
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