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30 Prozent Rabatt auf Pfeffer
Leipziger Pfeffermühle zu Gast am Brandenburger Theater

Michael L. Hübner
Sie gehört unzweifelhaft zur ersten Garnitur des deutschen Kabaretts: Die Leipziger Pfeffermühle. Am Sonntag gastierte sie im Brandenburger Stadttheater. Franziska Schneider, Burkhard Damrau und Dieter Richter gaben auch noch in der zweiten Vorstellung des Tages vor einem zu drei Vierteln gefüllten Hause ihr aktuelles Repertoire. Dieses stand unter dem Leitstern „30 Prozent Rabattzz“. Vordergründig wurde jede Statistik durchgewalkt, die mit Prozenten wuchert. Hintergründig aber widmeten sich die drei Vollblut-Kabarettisten denen, die zwar Tag für Tag mit Prozenten hantieren, den Dreisatz oder die Prozentrechnung jedoch nicht im Mindesten beherrschen. Diese Klientel zieht sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Quintessenz: wer auf den Gebrauch des eigenen Verstandes verzichtet, wird zu einer gesichtslosen, manipulierten und benutzten Erbse. Die Aufführung selbst war gut, mitunter sehr gut. Aber irgendetwas fehlte, irgendetwas… Ohne, dass man genau hätte sagen können, was. Obgleich die drei Darsteller professionell auf tagesaktuelle Ereignisse reagierten, kam manches Thema etwas seicht, etwas abgedroschen herüber. Für Brandenburger Verhältnisse waren die drei sicherlich exorbitant. Aber sie kommen aus Leipzig…! An Franziska Schneider bestach die Stimme, diese geschulte, durchdringende Stimme. Und das große komödiantische Talent. Die Frau spielte mit vollem Einsatz. Das imponierte. Sie interagierte mit dem Publikum. Dieter Richter, der „Alt-Pfeffermüller“, der vom Profil her mitunter auf merkwürdige Art an seinen Landsmann Walter Ulbricht erinnert, übertrifft den Staatsführenden Tischtennisspieler an Komödiantik um Größenordnungen! Und das will was heißen. Richter braucht für seinen Applaus keine Claqueure. Sein Solo, ein Ansprache über die Verwirrung durch die unerträgliche Sprache des Kleingedruckten und der Beipackzettel, ließ seine Zuhörer trampeln. Burkhard Damrau fühlte sich offenbar im Team am wohlsten. Die musikalische Begleitung durch Marcus Ludwig am Piano und Peter Jakubik an den Drums, das nun war wirklich Leipzig pur. Das Publikum zeigte sich mehrheitlich sehr zufrieden mit dem Abend.

 
B
7. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2008
19.10.2008