Brandenburg an der
Havel
in alten Ansichten Band 2
Frau Köhler und Frau Kreschel
K. K. Bajun
Vielleicht ist es Lokalpatriotismus,
vielleicht die pure Liebe zu unserer Heimatstadt Brandenburg an der
Havel, der uns den seit Jüngstem erschienen Zweiten Band der
Brandenburger Stadtansichten begeistert begrüßen läßt.
Die Brandenburger Autorinnen Frau Köhler und Frau Kreschel trugen
alte Photographien der Chur- und Hauptstadt der Mark zusammen, versahen
sie mit erläuternden Texten und – heraus kam ein kleiner
Bildband von einer Qualität, die einem Brandenburger zwangsläufig
ans Herz greift.
Es ist ein kleines Photoalbum, das die Stadt Brandenburg einmal nicht
von ihren Postkarten- und Schokoladenansichten zeigt. Hier werden
uns Momentaufnahmen eines lebendigen Organismus namens Brandenburg
geboten, denn eine Stadt ist ein organisches Gebilde. Es sind gerade
die kleinen, die versteckten Aufnahmen der kleinen und der versteckten
Winkel, die uns bis in die Seele hinein berühren. Menschen eilen
vorüber. Menschen, die unsere Voreltern waren, deren hohes Alter
wir im günstigsten Falle teilen durften – wir sehen sie
in ihrer Jugend, frische Gesichter, stramme Waden – sie haben
die Stadt, die wir Zeit unseres Lebens als die Unsrige betrachteten,
bewohnt, belebt, gebaut und umgestaltet.
Von diesen Menschen gehen unsere Blicke zu den Häusern, vor denen
sie stehen, aus denen sie durch die Linse des Photographen zu uns
herüberschauen – zu uns, ihren Enkeln! Wir sehen also „ihre“
Stadt, unser Erbe – und wir sehen abseits jeder kunstvoll gestalteten
PR-Werbeaufnahmen, was wir aus unserem Erbteil gemacht haben.
Eine Stadt ist ein lebendiger Organismus! Das ist die tiefste Aussage
des kleinen Bildbandes der beiden engagierten Brandenburger Damen.
Es ist die Aussage eines durch seine beredten Bilder sprechenden Büchleins.
Wir sehen im Durchblättern dieses Werkes keine Aufforderung zur
Nostalgie. Wir sehen in ihm eine Einladung zur Nachdenklichkeit. Wir
sehen die alte Fassade des einstigen Hotels Zum Bären in der
Brandenburger Steinstraße. Und wir kennen den heutigen erbärmlichen
Zustand des Gebäudes. Wir sehen das Bild des Hauses Schützenstraße
1 am „Bermudadreieck“ und wir kämpfen mit den Tränen.
Der „Empfangssalon“ unserer Heimatstadt, der Bahnhofsvorplatz
…
Aber wir wollen nicht ungerecht sein. All die schönen Gebäude
und Fassaden wurden in der „zweiten Reihe“ schon kleiner
und anspruchsloser. Und wenn man dann die „billigen Plätze“
betrachtet, die Wollenweberstraße beispielsweise, da ducken
sich Häuschen und Menschen schon verschämt an die Stadtmauer.
Nein, wo Licht ist, da ist auch immer Schatten; aber: Wo Schatten
ist, da muß es auch irgendwo helle sein! Apropos – Licht
und Schatten, Spiel des Lichtes in den regennassen Katzenköpfen
der abendlichen Steinstraße – Spiel und Freude selbst
der armen Stadtbewohner in der alten „Katzenbatterie“
anläßlich der Tausendjahrfeier – die Photographien
müssen von sowohl kundiger als auch liebevoller Hand ausgewählt
worden sein.
Sehr deutlich aber wird beim Studium der alten Ablichtungen, daß
unser Brandenburg einst ein prosperierender Wirtschaftsstandort war.
In jedem Hinterhof wurde emsig geschaffen und produziert. Manche Unternehmen
schafften es gar bis an die Weltspitze. Auch das ist ein Faktor, der
einem Gemeinwesen Leben einhaucht. Ausschließlich bewohnen –
das geht nicht! Insofern beinhalten die alten Bilder einen durchaus
ernstzunehmenden Hinweis auf unsere Gegenwart und die Gestaltung unserer
Zukunft.
Was wir uns für ein Büchlein dieses Formates noch gewünscht
hätten? Kleine Skizzen in den textfreien Räumen, die dem
Ortsunkundigen und den Jüngeren, welche mit der Stadtgeschichte
so vertraut nicht sind, die Orientierung erleichtern würden:
Kleines Kreuz, wo der Photograph einst stand, einen eingezeichneten
Winkel, der Richtung und Breite der Aufnahme andeutet.
Auch das Register, obschon doppelt angelegt, könnte um einige
Stichworte ergänzt werden. Wir gestatten uns, diese Anregung
an die verehrten Frauen Autorinnen für die dem Büchlein
herzlich zu wünschenden Neuauflagen weiterzugeben.
Den an ihrer Stadt hängenden Brandenburgern und ihren Gästen
aber empfehlen wir, den Erwerb dieses Kleinodes nicht zögerlich
anzugehen. Wie wir hörten, ist der Erste Band bereits vergriffen.
Den Zweiten erhält man zum Preis von € 17,50 in jedem gut
sortierten Brandenburger Buchladen und im Entree des Brandenburger
Stadtmuseums, dessen Vizechefin die Frau Autorin Köhler ist.
Er ist 2005 erschienen unter der ISBN 90 288 6754-6 beim Verlag Europäische
Bibliothek in Zaltbommel/Niederlande.