Adventsmusik in der katholischen
Kirche „Heilige Familie“ zu Lehnin in der Mark
K. K. Bajun
Es gibt Ereignisse, über
die zu berichten Freude macht. Pure Freude. Denn sie lassen das Geschehen
während der Niederschrift noch einmal Revue passieren. Einer
dieser wahrhaft glücklichen Momente wurde uns am Vierten Advent
des Jahres 2005 in einem winzigen Kirchraum der katholischen Gemeinde
zu Lehnin in der Mark geboten. Der Brandenburger Freunden alter Musik
bestens bekannte Kirchenmusiker und Organist Johannes Pensler lud
zu einer vorweihnachtlichen Soiree ein, die selbst verwöhnte
Erwartungen der etwa fünfzig Zuhörer übertroffen haben
dürfte. Gemeinsam mit der bezaubernden Vokalistin Frau Anita
Carla Wolf und der Studentin Frau Christina Mitrenga, die ihre Violine
erklingen ließ, wurde ein Repertoire geboten, welches Werke
von Telemann, dem Meister J.S.Bach, Schemmelis, Dancian-Philidor,
Philips, Lahusen und dem Interpreten Herrn Pensler selbst umfaßte.
Herrn Penslers Spiel war gewohnt virtuos, der volle und absolut professionelle
Sopran von Frau Wolf ein Fest für die Ohren, das Violinspiel
der Frau Mitrenga jede Sekunde des langen Schlußapplauses wert.
Einzig bedauerlich erschien uns der Umstand, daß die Ausrichtung
des Kirchengestühls die meisten Zuhörer verhinderte, den
Musikern beim Singen und Spielen ihrer Instrumente zuzusehen. Das
mochte sicherlich der Konzentration auf die dargebotenen Stücke
förderlich sein – ein Menuett entfaltet sich doch aber
auch erst dann zu voller Blüte, wenn sich seine Schönheit
in den Bewegungen des Tanzes spiegelt. Wir hatten das große
Glück, genau dieses Vergnügens teilhaftig zu werden. Wir
sahen die Finger und Füße des Organisten das Instrument
mit großer Kunst traktieren, wir sahen die Finger Frau Mitrengas
über den Steg ihrer Violine tanzen, wir erlebten auf kurze Distanz,
wie sich ein mächtiger, ein unverbildeter, klarer und reiner
Sopran entwickelte, um uns bis in die Seele hinein zu berühren.
Mag die Akustik des kleinen Kirchenraums der Kunst der Darbietenden
nicht gerecht sein – die Atmosphäre, die von diesen drei
Vollblutmusikern geschaffen ward, machte alles wieder wett! Von einem
Entreebillet für die Nationaloper würden wir uns mit einem
Lächeln trennen im Tausche gegen diese ungekünstelte Lebendigkeit,
deren Wärme allein imstande war, die winterliche Kälte vergessen
zu machen.
Denn, sehen Sie, es muß doch eine große Freude in Einem
sein, der mit der Welt der Noten vertraut ist. Und wenn dieser dann
auf Menschen trifft, die seine Kunst und Liebe zu Frau Musica teilen,
so scheint allemal ein Stück des Verlorenen Paradieses zurückerobert.
Was die Zuhörer dieser musikalischen Aufführung zu Lehnin
geboten bekamen, hielt in Punkto Souveränität und Brillanz
mühelos, wie schon eingangs betont, jeden Vergleich mit einer
jener überzahlten und oft auch überschätzten Aufführungen
eines großen Hauses aus. Das besonders Schöne an diesem
intimen Rahmen aber ist, daß die Leute hierherkommen, um wirklich
zu hören; nicht, um sich durch ihre Anwesenheit selbst zu feiern.
Die ungekünstelte Dankbarkeit manifestierte sich in dem warmherzigen
und andauernden Beifall.
Diesem Beifall wollen wir uns anschließen und bedanken uns bei
den Künstlern für ein zu Herzen gehendes Weihnachtsgeschenk
der ganz besondern Art.
Es wäre uns ein Plaisier und eine Ehre, noch über möglichst
viele solcher Veranstaltungen dieser Güte und Qualität berichten
zu dürfen.
Die beiden Damen Wolf und Mitrenga, sowie Herrn Pensler dürfen
wir unterdessen unserer aufrichtigen Verehrung versichern.