|
Wenn der Wanja auf der Tanja...
Kotofeij K. Bajun Dabei zählen sie zu den kabarettistischen Großen Drei Ostelbiens: Distel, Pfeffermühle und eben die – Herkuleskeule. Botschafter der Dresdner Keulenschwinger waren an diesem Abend Rainer Bursche, Birgit Schaller, Erik Lehmann und ein famoser Thomas Wand am Flügel. So richtig warm wurden die drei Akteure auf der Bühne leider nicht, einzig Thomas Wand verstand mit seiner mitreißenden Musik den Saal zu heizen. Gut sind sie – aber schwer haben sie's auch. Vom Latschenkino verwöhnt mit der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, Dieter Hildebrandts Scheibenwischer und politischen Kabarettikonen namens Matthias Riechling oder Ottfried Fischer ist es aber auch hart, sich aus dem Schatten der auf diesem Gebiet leider übermächtigen Wessis heraus zu spielen. Die Dresdner sparten nicht mit intelligentem Witz, konnten aber auch manche zotige Klippe nur mit Mühe umschiffen. Diversen Programmteilen fehlte der knallige Abschluss – sie bekamen es wohl selbst mit, zum Ende der Vorstellung, als sie noch einmal eine letzte, mitreißende Pointe beschworen. Die aber blieb wie ein bockiger Dschinn in der Flasche hocken. Ob das Publikum wirklich die letzte Zugabe einforderte, war nicht so recht zu ermitteln. aber hätte unbedingt eine geben müssen: An dieser Dame ist eine Operndiva verloren gegangen. Sie spreizte ihre Kehle vom Koloratur-Sopran mit angedeuteter „Königin der Nacht“ bis hin zu einem herrlich versoffenen Alt, wenn sie die Tamara mit tadelloser russischer Aussprache gab. Ja, ab und an waren schon echte Schenkelklopfer dabei: Wenn der Iwan auf dem Ofen lag - und nicht auf der Tanja, denn auf der lag der Wanja – ei, da freute sich das Haus! Russland bekam an diesem Abend sowieso sein Fett weg – aber hageldicke! Ansonsten waren die üblichen Verdächtigen Mode – da wurde der Wessi im Allgemeinen durchgehechelt und das Kabinett mit seiner Chefin Angela Merkel im Besonderen. Und wieder war es eine ebenso authentische wie amüsante Birgit Schaller, die glanzvoll mit der Kanzlerin paradierte. Die außenpolitische Abteilung kam sehr gut rüber, das hatte Witz und Verstand und war gallig, giftig , bitterböse: Kasperle drosch mit der Rute zu. Und die war aus echtem Dresdner Stahl geschmiedet. Eine Herkuleskeule eben! Die bekam auch Florian Silbereisen mitsamt den Volksmusikdudlern ins Genick. Das hatte was. Das machte Spaß! Ansonsten schienen die Wellen zwischen Künstlern und Publikum einem Gezeitenwechsel unterworfen: Allzuoft knüpften sich die Kabarettisten einen gewissen Rainer aus der ersten Reihe vor – wohl um ihre Zuschauer, repräsentiert durch diesen einzelnen Herrn, nicht gänzlich von der Leine zu verlieren. Ein paar Sentenzen weiter landeten sie dann wieder einen fulminanten Kracher und schon konnten sie den armen, gebeutelten Rainer kurzfristig vom Haken lassen, denn das Parkett lachte und es gab den verdienten Zwischenapplaus. Die standing ovations, die das Magazin sz-online attestierte, blieben in Brandenburg an der Havel allerdings aus, auch kein Trampeln oder Johlen – stattdessen soliden Applaus und vereinzelt ein paar freudige Pfiffe. Alles, was recht ist, aber das Brandenburger Publikum reagierte dieses Mal mit einem allzu selten offenbarten, feinen Instinkt für die bezeigte Leistung. „Morgen war's schöner“ nannte sich das Programm. Na – das lässt ja noch ein bisschen Luft nach oben! |
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012
01.02.2012