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Fünf Pfund Wagner-Orgeln
Standardwerk zu Brandenburgs größtem „Orgelmacher“ erschienen


Autor Wolf Bergelt (Mitte) stellt seine gefeierte Wagner-Monographie in der Aula der Ritterakademie vor.

Michael L. Hübner
"Sie ist ohne Zweifel die Königin der Instrumente!" So adelte einst der unsterbliche Mozart die Orgel. Und wer sie baute, der mochte sich bescheiden "Orgelmacher" nennen wie Joachim Wagner, aber ein solcher Meister war mehr als ein Handwerker – er war ein Künstler! Wagner, Wagner... da war doch was...! Ja, den Silbermann, den kennt man, und wer sich was auf seine Bildung zugute hält, dem geht auch der Name Arp Schnitgers flink von der Zunge. Doch wenn man von den großen Drei der deutschen Orgelbaukunst spricht, dann darf dieser Joachim Wagner eben nicht fehlen. Er vertrat die Oberliga dieser Zunft in der Mark. Seine Werke finden sich bis hoch zum Nidaros-Dom der alten norwegischen Königsstadt Trondheim (früher Nidaros). Doch wer war dieser gebürtige Karower aus der Genthiner Gegend? Sicher, da gab es mal eine sechzig Seiten umfassende Dissertation. Aber eine richtige biografische Würdigung unter Einschluss einer Synopsis des Gesamtwerkes – das fehlte bisher. Und so machte sich Wolf Bergelt an die Arbeit, inspiriert von einer ersten Begegnung mit den überwältigenden Klängen einer Wagnerorgel 1979 in seinem Heimatort Angermünde. Nun liegt das Werk vor. Der exzellente und mit dem Brandenburger Dom traditionell eng verbundene Regensburger Verlag Schnell+Steiner gibt es in einer Erstauflage von 1.000 Stück heraus. Es ist sicher keine leichte Bettlektüre – und das kann man getrost wörtlich nehmen. Fünf Pfund wiegt der 712 Seiten starke Foliant mit seinen 501 farblichen und 91 schwarz-weißen Abbildungen. Der in jeder Hinsicht überzeugende Inhalt aber wiegt weitaus mehr! Ein neues Standardwerk erstrahlt am Fachbuchhimmel. Wer sich für die sakrale Musik und ihr wichtigstes Instrument begeistert, der wird die geforderten 96 Euro Subskriptionspreis (noch bis September, danach 112 Euro) gerne anwenden. Denn diese Lektüre dürfte sowohl den Kultur- und Bildungsbürger als auch den Wissenschaftler so manches Mal sogar den ersten Hahnenschrei verpassen lassen. Es ist eine immense und allezeit blitzsauber recherchierte Fleißarbeit, die auch optisch jedem gut sortierten Buchregal zur Ehre gereicht, wenn denn das Werk Urlaub vom Nachttisch bekommt. Denn zwischen den Zeilen spricht die Liebe zum Metier, die diese kunstliterarische Kostbarkeit zu einem bibliophilen Muss macht. Sie eignet sich gleichermaßen zur belehrenden Lektüre als auch zum Nachschlagewerk und beinhaltet für den kulturell interessierten Reisenden gleichsam manche Anregung, die zu den versteckten Preziosen märkischer Kirchenbauten führt. Für den lokalpatriotischen Brandenburger wartet das Buch selbstredend mit zwei besonderen Pralinen auf: Da wäre zum einen die berühmte, die größte, die besterhaltene Wagnerorgel am Dom mit ihren 33 Registern und 2010 Pfeifen – die größte 16 Fuß lang und mit der Stimme eines hungrigen Bären... Diese Orgel ist vielen Havelstädtern in den ungezählten Abenden der Sommermusiken ans Herz gewachsen, wenn des Domorganisten Matthias Passauers Finger ihre beiden Manuale und seine Füße das Pedal meisterlich traktierten. Und vom Einband grüßt der Prospekt der Wagnerorgel zu St. Katharinen, ein Anblick der Pfarrer Michael Kiertschers Herz gewiss höher schlagen lassen wird. Diesem in einen Festeinband gebundenen Gruß mit der ISBN 978-3-7954-3562-3 des Regensburger Verlages an die Domstadt an der Havel kann nur ein möglichst großer Erfolg, eine entsprechende Verbreitung und viele, viele Nachauflagen gewünscht werden.

 
B
10. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012

22.01.2012