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Geburtstagskabarett für EffZwo
Potsdamer Kabarettisten gastieren an der Studiobühne


Andreas Zieger und Gretel Schulz vom Potsdamer Kabarett Obelisk.

Kotofeij K. Bajun
Also, die Studiobühne haben sie mit ihrem Programm „Friedrich, Freude, Eierschecke“ schon mal voll bekommen. Beinahe bis auf den letzten Platz. Das war sozusagen der erste Achtungserfolg für das Kabarett Obelisk aus Potsdam, das mit seinem „preußisch-sächsischen Politscharmützel“ als Geburtstagsgala für EffZwo in der Brandenburger Studiobühne gastierte. Effzwo – das ist König Friedrich der Zweite, genannt der Große von Preußen und die Majestät beging im Januar ihren 300. Geburtstag. Gretel Schulze und Andreas Zieger tafelten auf und was sie boten, war beinahe solide kabarettistische Hausmannskost. Wer erste Liga erwartet hatte, wäre sicher in Ottis Schlachthof besser aufgehoben gewesen – aber die Münchner Löwenbräuklitsche ist weit; Hallervorden, Richling, Nuhr oder Rolf Miller waren auch nicht zugegen. So konnten sich die Potsdamer konkurrenzlos behaupten. Ihr Publikum hat mehrheitlich sicher das Gefühl gehabt, reell bedient worden zu sein – zur Raserei aber wurden die 221 Besucher nicht getrieben. Das mag an dem ziemlich unstrukturiert wirkenden Programm gelegen haben, das zwischen internationalen, nationalen, regionalen, historischen Regionen und denen des Unterleibs wild hin und her wuselte. Wer da meinte, östlich der Elbe hätte sich noch der Geist der alten Pfeffermühle bewahrt, die ihre sublimen und bissigen Pointen zwischen die Zeilen drapierte, der wurde enttäuscht. Statt dessen wurde die tausendmal durchgehechelte Angela Merkel mit hängendem Kinn, zugegeben genial, von Gretel Schulze parodiert. Die Lacher kamen so berechenbar, wie sie in jeder Bierhalle von Flensburg bis Garmisch mit Sicherheit gekommen wären. Doch darin sollte sich politisches Kabarett nicht erschöpfen. Nicht die Physiognomie der politischen Kaste gehört unter Kasperles Keule, sondern ihr Treiben. Doch was soll's! Auch der mit dem Leben des gefeierten Geburtstagskindes eng verbundene Konflikt zwischen Sachsen und Preußen kam nicht recht zur Geltung. Andreas Zieger lässt sich sowenig als Kaffeesachse verkaufen, wie Gretel Schulze als waschechte Preußin. Das kommt zu gekünstelt rüber, da fehlt die Authentizität. Man parodiert Preußen nicht, indem man sich an seinen Klischees abarbeitet. Man muss unseren wahren Kern treffen, dann lachen auch wir über uns, aber das warf nur die Frage auf. Wen ziehen die da eigentlich durch den Kakao? Kleine historische Ungenauigkeiten rundeten das Bild ab: Bei der angeblichen Entscheidung mit einer Stimme Mehrheit gegen eine US-amerikanische Amtssprache „Deutsch“ handelt es sich um eine aufgebauschte Legende, Herr Zieger: Am 9.1.1794 baten lediglich einige Bürger Virginias in einer Petition darum, Gesetzestexte auch in die deutsche Sprache übersetzt zu bekommen. Das ging mit 42:41 Stimmen daneben. Nix Amtssprache Deutsch in den Staaten. Davon war nie die Rede! Aber für ein paar Gags ist das Märchen immer noch gut. Und die von Andreas Zieger kolportierten Szenarien waren auch wirklich nicht von schlechten Eltern. Und, Frau Hinze, unsere preußischen Ahnen von der baltischen Küste spricht man trotz der veralteten Schreibweise „Pruzzen“ mit gaaanz langem „u“ und dann mit einem scharfen „s“. Pruuuuußen! So, das üben wir jetzt mal! Was Andreas Zieger nicht zu üben braucht, das ist sein herrliches Klavierspiel. Macht Spaß, seinen Fingern beim Tastentanz zuzusehen. Jetzt noch die Gesangseinlagen ein bisschen melodischer und das Versmaß halten – und dann sind wir schon auf dem besten Wege in die Oberliga. Aber selbst in der Regionalklasse hat's dem überwiegend älteren Publikum Freude gemacht. Das war zu merken. Der Applaus des vollen Hauses war vielleicht nicht übermäßig lang, aber er war rhythmisch und er war – verdient!

 
B
10. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012

13.03.2012