Nur Bares ist Wahres...
zum geplanten Entree der preußischen
Schlösser und Gärten
J. -F. S. Lemarcou
Einen Park in Schuss zu halten,
das kostet. Wenn ihn Tausende und Abertausende täglich gedankenlos
durchlatschen, einfach, weil sie's können, dann wird die Landschaftspflege
eines solchen gärtnerischen Großobjekts noch mal doppelt
so teuer. Die Parks der Stiftungen Preußischer Kulturbesitz und
Preußische Schlösser und Gärten standen bislang allen
Bürgern zur kostenfreien Nutzung offen. Die Stiftungen selbst hatten
alle Mühe, die jährlichen Gelder für den Unterhalt der
ihr anvertrauten Flächen und Gebäude zusammenzukratzen. In
den Zeiten angespannter wirtschaftlicher Lagen geriet diese Akquise
beinahe zu einer Aufgabe, würdig eines Sisyphus. Die Leute selbst,
die ja Hauptnutznießer dieser Anlagen waren, dankten dieses Engagement
nur in bescheidenem Umfang. Die alte Volksweisheit, dass jenes, was
nichts kostet, auch nichts wert sein könne, schlug sich in der
Art und Weise wieder, wie man mit dem Kulturgut Park umging. Der Park
Sanssouci zu Potsdam beispielsweise war öffentlicher Raum, wurde
als öffentlicher Raum wahrgenommen und wurde auch entsprechend
fahrlässig von der überwiegenden Mehrzahl seiner einheimischen
Nutzer behandelt. Bestenfalls den Touristen ging noch das Besondere,
das Kostbare, das Einzigartige dieses Weltkulturerbes auf. Für
die Potsdamer war das Gelände Teil des Alltags. Man radelte hindurch,
man fläzte sich auf den Wiesen herum, man schnipste die Kippen
auf die Wege, Kinder scheuchten die Enten und selten genug trugen sich
die Besucher der Würde des Ortes angemessen. Der Lächerlichkeit
gab sich schon preis, wer sich für den Park in den Sonntagsstaat
warf.
Nun will die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
handeln. Ab 2013 wird Eintritt erhoben. Die Diskussion um dieses Vorhaben
ist bereits in aller Schärfe entbrannt.
Wird es sich rechnen, fragen die einen. Der Einwand ist nicht von der
Hand zu weisen. Es müssen Kontrollhäuschen eingerichtet werden
oder automatische Schleusen. Stattet man diese aber nicht mit entsprechendem
Personal aus, dann werden Uneinsichtige über die Zäune steigen,
respektive die Gitter zerstören, um sich Schlupflöcher zu
schaffen. Neben den anfallenden Reparatur- und Sicherungskosten wäre
dann aber Personal wiederum nicht verzichtbar. Da müsste am Zaun
patrouilliert werden, da müssten die Entree-Billetts der Parkbesucher
kontrolliert werden – und wie die sich erst freuen würden,
alle hundert Meter auf ihre Eintrittskarten angesprochen zu werden.
Zwei bis drei Euro plant die Park- und Schlösserverwaltung pro
Nase einzunehmen. Dem Touristenzustrom wird es sicherlich kaum schaden
– aber die Zahl der einheimischen Gäste wird in sich zusammenquakken.
Bestenfalls, so steht zu befürchten, wird die Bilanz ein leichtes
Defizit aufweisen. Hierorts ist man sich noch nicht recht klar darüber,
ob die Sache nun begrüßens- oder beklagenswert ist. Doch
ein paar Gewinner stehen bereits fest: Es sind die Bäume, Sträucher,
Skulpturen, die Wiesen und – die Enten! Denen sei's gegönnt!