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Nürnberg - das gebrochene Versprechen - ein Besuch im Saal 600
Väterchen Zar lädt ein
– rette sich, wer kann!

Kotofeij K. Bajun. Werder (Havel). Seit eintausend Jahren, seit Wladimir Swjatoslawitsch dem Unheiligen, kommt es in Russland einem Naturgesetz gleich, dass nur derjenige im Kreml eine längerfristige Überlebenschance hat, der nicht nur knallhart durchregiert, zwischen seinem Rücken und der nächstgelegenen Wand keine Dolchbreite lässt und der vor allem mit allen Wassern gewaschen ist. Dabei spielt es keine Rolle, dass Moskau zu Wladimirs Zeiten noch eine erbärmliche Kuhbläke hinter den russischen Wäldern war, deren Namen der Kiewer Großfürst mutmaßlich nie zu Ohren bekommen hatte. In Kiew, der Erbin des mächtigen Byzanz, lagen die Dinge haargenau so.

Ein Zar muss darüber hinaus in der Lage sein, die diplomatische Klaviatur virtuos zu bespielen, wenn es darauf ankommt. Iwan IV. konnte das, Peter ebenfalls, Stalin war hinsichtlich dessen nicht ohne, wenn er es musste … Der Arbeiterjunge aus Leningrad steht seinen Vorgängern unter der Schapka Monomachs jedenfalls auch in dieser Kompetenz um keine Fingerbreite nach.

Eine wesentliche Teilkunst der Diplomatie besteht darin, den Elefanten im Raum nicht zu thematisieren, gleichwohl er von allen gesehen wird, ihn dann nicht selbst anzurempeln, sondern die anderen gegen ihn prallen zu lassen, mehr noch, die anderen nachgerade zu zwingen, gegen das Rüsseltier zu rennen und den Dickhäuter dann auch richtig brastig auf die Störenfriede zu machen.

Zar Wladimir der Gegenwärtige ist wie gesagt ein Sohn der Leningrader Kommunalkas. Wer die übersteht, der käme auch in den Slums von Nairobi, Sao Paulo oder Manila klar. Das sind harte und gerissene Burschen.

Nun, da es selbst den geschichtslosesten, bildungsfernsten und dümmsten Westeuropäern dämmert, dass ihre Blütenträume, die saufenden Bastlatschenträger aus den weiten Wäldern und Steppen Mütterchen Russlands mit Hilfe westlicher Waffentechnik und Milliardenspritzen niederzuringen, wieder einmal jämmerlich zerplatzt sind, beginnen auch sie sich mit dem unangenehmen Gedanken zu arrangieren, dass der Schreiner nun doch den Verhandlungstisch zurechthobeln wird.

Wenn es nach Mr Trump geht, dann würden an diesem Tisch genau zwei Stühle stehen. Vor dem einen hinge ein Wimpel mit Sternen and Streifen – die andere Seite würde einer zieren, wie ihn Zar Peter einst für Mütterchen Russland entworfen hatte, nachdem er aus Holland zurück war.

Die Ukrainer wären bestenfalls geduldete Zaungäste – denn es entspricht nicht dem Wesen der Amerikaner mit Verlierern zu verhandeln – und von den Europäern spricht zumindest in Washington niemand mehr. Und wenn, dann so, wie man von ein paar lästigen Parasiten oder dem Dorftrottel spricht. Sehr zum paneuropäischen Verdruss übrigens. Der Landbote ließ sich bereits genüsslich über diesen Affront aus.

Der Zar verfolgt jedoch eine andere Strategie. Er lädt die Europäer mit unübertroffener Süffisanz und Kaltschnäuzigkeit ein, am Tisch – oder zumindest in dessen Nähe – Platz zu nehmen. Natürlich weiß er, dass er seinen Erzfeinden gegenübersitzt. Von ihm aus könnten sich auch Selenskys Herolde dort einfinden. Seit dem Besuch der Herren Macron und Scholz im Kreml weiß man ja, wie lang dort die Tische sein können. Die Größe der Kremlsääle geben's spielend her. Und überhaupt: Vielleicht wird denen Ukrainern sogar höflich gestattet, auf das Mitbringen weißer Taschentücher verzichten zu dürfen.

Was kann der Zar wohl damit bezwecken? Natürlich können wir das nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Uns aber dünkt das eine Machtdemonstration zu sein, die an grandioser Unverschämtheit nichts mehr zu wünschen übrig lässt.

Es deutet alles darauf hin, dass Russland seinen künftigen Verhandlungspartnern klar gemacht hat, dass die Sache aus ist und die Gegner auch in der Verlängerung nicht mehr in der Lage sind, das Blatt entscheidend zu wenden.

Sie jetzt einzuladen, bedeutet in der Übersetzung: „Kommt nur, kommt, nehmt Euch etwas Brot und Salz und trinkt einen Wodka dazu, während wir euch diktieren, wie es weiter geht. Zu sagen habt ihr gar nichts, und wenn ihr das versucht, dann jagen wir euch vom Acker wie die geprügelten Hunde.“

Hand auf die Leber: Das ist doch eine grausamere Demütigung als Heinrichs IV. Gang nach Canossa. Wenn die Europäer das nicht mehr raffen, dann können wir bereits von einem reversen intellektuellen Horizont bei den Entscheidungsträgern sprechen.

Im Klartext – die Europäer werden zu den Verhandlungen eingeladen, um ihnen und dem Rest der Welt zu verdeutlichen, dass der Alte Kontinent definitiv raus ist aus dem Club der Mächtigen.

Das ist die Retourkutsche für den Rausschmiss Russlands aus den G7, G8, G-20, G-was-weiß-der Fuchs!

Das ist die Rache für all die Sanktionen, die Aufkündigung der Sicherheitspartnerschaft nach dem Maidan, den verräterischen Bruch des Minsker Abkommens, die Demütigung von München, die Kriegshetze, die offene Unterstützung der Bandera-Sezessionisten vom Dnjepr, die Verbrechen an den Schachtjory, das Verharmlosen des ASOW-Regiments, die versuchte und grandios gescheiterte Isolierung Russlands in der Welt, die Großmäuligkeit der Europäer, die nicht begriffen haben, dass ihre Ressourcen aus der Kolonialvergangenheit verbraucht und die Schatzkammern leer sind.

Diese Rache ist fürwahr sublim und der Zar scheint sie eiskalt zu genießen.

Selten hat sich jemand so gründlich verzockt wie die Europäer, in Deutschland vertreten durch Figuren wie Baerbock, Panzer-Toni, Strack-Zimmermann, Pistolius und wie sie alle heißen, auf europäischer Ebene durch Flinten-Uschi und ihre Granden.

Pokern, Ladies und Gentlemen, ist ein amerikanisches Spiel. Die Yankees beherrschen es perfekt und machten sich schon vor Lachen in die Jeans, als die Europäer bei ihrem Luschenblatt einen Hundertmilliarden-Schein nach dem anderen großkotzig auf den Tisch ballerten: „Wir gehen mit, wir halten …!“

Jetzt heißt es von Seiten der amerikanischen „Freunde und Beschützer der Freien Welt“: „Hosen runter! Wir wollen sehen!“ Aber da ist nichts mehr zu sehen, weil da nichts mehr ist – schlicht und ergreifend.

Wer keinen Pfennig mehr in der Tasche hat und keinen Kredit – worauf auch? – der muss den Tisch verlassen. Alte Poker-Regel! Also husch-husch.

Die glücklosen Hasardeure setzten alles auf den senilkonfusen Mr Biden, der ein ehrenhafter Mann gewesen sein mag, dessen Zeit aber so gründlich abgelaufen war, wie damals die der Greise von Wandlitz.

Die Europäer legten ihre Presse- und Medienlandschaft an die Leine und suhlten sich dann in den sie beflissen bestätigenden Artikeln, Beiträgen und Kommentaren der Hofberichterstatter. Man nennt so etwas auch einen selbstgeschaffenen Echo-Raum – eine Meinungsblase. Also genau das, was die Gralshüter der Scheindemokratie den Radikalinskis nicht einmal zu Unrecht vorwerfen.

Aber auch dort erweisen sich die Parallelen zu Wandlitz: Andere analysieren wollen, dazu mag es noch reichen. Aber den Blick in den eigenen Spiegel sorgsam vermeiden! Der dümmste aller Arten von Betrug ist immer noch der Selbstbetrug. Dieser führt übrigens regelmäßig mit Karacho gegen die Wand.

Also lädt der Zar die zahnlosen Papiertiger zu den Waffenstillstandsverhandlungen und wir können uns lebhaft vorstellen, wie sie dort aufmarschieren werden, wie die geputzten Gockel. Wie sie bereits nach dem ersten Verhandlungstag realisieren werden, dass die Bilder dieses Aufmarsches eine fatale Ähnlichkeit zu den Kameraaufnahmen zeigen, die von den Rotarmisten seinerzeit gemacht wurden, als Stalin die zerlumpte Wehrmacht wie eine Hammelherde an den Moskauern vorbei stolpern ließ: Seht her! So sehen die aus, die einst gefürchteten Raubritter. Die braucht niemand mehr zu fürchten!

Dann wird sich ein gewaltiges Gezeter und Gegakel in der europäischen staatlich gelenkten Medienlandschaft erheben und dem letzten Deppen, der wenigstens noch eine Hirnwindung als ein Pantoffeltierchen mehr aufzubringen fähig ist, vor Augen führen, dass die europäische Ära definitiv abgelaufen ist.

Die verlogenen und heuchlerischen Schlagzeilen tanzen schon antizipatorisch vor unseren Augen: „Wir sind zu den Verhandlungen gegangen, um das mörderische Treiben in der Ukraine zu beenden. Und nun seht, was dieser Teufelszar mit uns treibt!“ Na klar doch! Wenn es euch jemals auch nur eine Sekunde darum gegangen wäre das Leid der armen und geschundenen ukrainischen Zivilbevölkerung und der Soldaten auf beiden Seiten zu beenden, dann wären in der Vergangenheit tausende Möglichkeiten vorhanden gewesen. Aber da bestimmten ja noch die Endsiegs-Phantasien die politische Agenda. Da wollte sich ja auf Entscheiderebene niemand vorstellen können, dass der ewig besoffene Bär nicht in die Knie zu zwingen wäre.

Geschichte ist ja nur dazu da, gelangweilten Pennälern den Rest zu geben. Nicht etwa dafür, dass man aus ihr wertvolle Lehren für Gegenwart und Zukunft ziehen kann. Der Herr bewahre! Das setzte ja eine eigene Bildungsaffinität voraus – pfui, pfui, pfui und dreimal gegen den Wind gespuckt!

Was dann kommt, davor behüte uns der liebe Herre Gott ebenfalls. Ein anderer als der Allmächtige Vater Israels ist wohl nicht mehr imstande ein solches Wunder zu bewerkstelligen.

Es ist nämlich nicht davon auszugehen, dass die Entscheidungsträger der Europäischen Union in sich gehen werden und die Union von Grund auf reorganisieren, aus ihr eine politische Einheit schmieden und sich auf dem Weltmarkt neu positionieren.

Deutschland nach dem Dreißigjährigen Kriege liefert die Blaupause, was dann mit Europa geschieht: Kleinstaaterei, Zankerei und Schwächung des Gesamtsystems bis zur absoluten Bedeutungslosigkeit.

Wenn dann die Verteilungskämpfe um die letzten planetaren Ressourcen anstehen, bedarf es – wie 1618 schon einmal, zu Beginn dieses paneuropäischen Krieges – für die großen Spieler eines Schachbretts oder Schlachtfeldes außerhalb ihrer Interessensphären. Die sollen ja schließlich unversehrt bleiben. Und so wie Deutschland im Jahre 1618, bietet sich ein schwaches, zerfasertes Europa dann nachgerade auf dem Präsentierteller an.

Das ist die Prognose, die der Zar zwischen die Zeilen seiner Einladung geschrieben hat. Deutlich lesbar für jeden, der noch ansatzweise weiß, wie Diplomatie funktioniert. Davon mag es noch etliche im Unter- und Zwischenbau der europäischen auswärtigen Institutionen, Denkfabriken, Vereinen und Ministerien geben – die tonangebenden Spitzen aber scheinen samt und sonders der geistigen Umnachtung anheimgefallen zu sein.

Die Empfehlung des Landboten lautet daher: Tauscht das europäische Führungspersonal gegen fähige und historisch geschulte Köpfe aus! Dankt dem Zaren für die Einladung, aber schlagt sie aus! Erspart euch diese letzte himmelschreiende Demütigung. Ihr habt dort nichts zu bestellen und nichts zu sagen! Rettet nicht die Demokratie in der Ukraine, die es dort nie und zu keiner Zeit gegeben habt – rettet eure eigenen Demokratien.

Schade um die 600 Milliarden Euro Ukrainehilfe. Brutal verzockt aber fort mit Schaden! Der eigene Kahn säuft ab. Jetzt heißt es, den gewaltigen Wassereinbruch in den Griff zu bekommen, als zu für die eigene Sache sinnlosen Veranstaltungen zu gondeln und dort Zeit zu vertrödeln.

Und kommt um Gottes Willen unter Vermittlung eines neuen und vernünftigen Personaltableaus mit den Russen wieder ins Gespräch! Sonst gibt es in naher und ferner Zukunft niemanden mehr, der ein ernstes Wort an euch richten, oder euren Worten auch nur ein Ohr leihen wird.

Das, was ihr jahrhundertelang in euren Kolonialreichen getrieben habt, das schlägt dann mit voller Wucht auf euch zurück. Ihr werdet sehen. Und denkt trotz aller Zähigkeit in eurem verkrustetem Getriebe an das Grundgesetz des Lebens: Zu langsam sein ist tödlich: Die Antilope, die zu langsam ist, wird vom Leoparden gefressen und der Leopard, der zu langsam ist, der verhungert. So einfach ist das.

Aber was wäre je einfach gewesen in London, Straßburg, in Brüssel, im Élysée oder am Werderschen Markt?

30. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
26.02.2025