Baaks

zurück zum Landboten

 

Beleidigte Leberwürste

Panzer-Anton und die bärtigen Mädchen – die Ära der Mimöschen hat begonnen


Don M. Barbagrigia. Rathenow. Unser geistiger Herr Vater Dr. Kurt Tucholsky sagte: „Wer in der Öffentlichkeit kegelt, muss sich die Punkte ansagen lassen!“ Diese Aussage zielt auf die eingeforderte Kritik – und ja, auch auf die grundhaft vorausgesetzte Leidensfähigkeit von Personen der öffentlichen Wahrnehmung ab.

Nun ist Kritik das eine. Die Art, wie sie geäußert wird, steht auf einem anderen Blatt. Es gilt bei aller Kritik ein Mindestmaß an Anstand und an Respekt für den politischen Gegner zu wahren.

Wir wissen, das sind große Worte für ein Presseorgan, das selbst kaum in dem Rufe steht, seine Gegner mit sammetweichen Euphemismen und Beschwichtigungen zu umgarnen. Wir haben uns die Polemik auf die Fahne geschrieben und πόλεμος bedeutet nun mal Krieg. Da wird nicht mit Wattebällchen geworfen.

Doch auch im Krieg ist unter zivilisierten Kombattanten nicht alles erlaubt. Feige Heckenschützen, Freyreutterei und Stradiolentum sind verachtenswert – und werden selbst von ehrlichen Landsknechten geächtet. Um wie viel mehr von regulären Linienregimentern, zu denen wir uns durchaus zählen dürfen.

Nun zeichnet sich mit der zunehmenden Entgeistigung weiter Teile der simplen Bevölkerung – oder sollten wir treffender von Verblödung sprechen – eine immer stärker um sich greifende Verrohung im Umgang miteinander ab. Das ist schon nicht mehr feierlich.

Die alten Griechen orakelten das Eiserne Zeitalter und wie in vielen anderen Punkten auch, so scheinen sie auch hier abseits von Delphi eine ganz brauchbare Fähigkeit zur Antizipation entwickelt zu haben.

Wo wir Schwachsinn und die Mikrobe der Menschlichen Dummheit wittern, da dreschen auch wir unbarmherzig zu und nennen Ross und Reiter ohne Rücksicht auf Verluste beim Namen. Herr Thomas Müntzer, einer der Schutzheiligen des Landboten, fasste unsere Attitüde in dem Kampfruf zusammen: „Drauf und dran! Spieß voran!“

Degenerieren aber Vorwürfe und Vorhaltungen zu bloßer Pöbelei, die abseits jeder sachlichen Argumentation nur noch auf die persönliche Herabwürdigung des Gegners abzielen, dann hat der oder die derart Geschmähte das Recht, sich zur Wehr zu setzen.

„Spitzbart“, „Sudel-Ede“, Tapten-Kutte“ und „Cognac-Harry“ waren sicher nicht die schmeichelhaftesten Spitznamen für deutsche Politiker und öffentlich wirksame Personalien. Desgleichen sind auch „Flinten-Uschi“ oder „Karlatan“, „Heulsuse“ und „Schnatterlena“, „Pjöngjang-Nancy“, „Endsieg-Kathi“, „Panzer-Toni“, Öko-Bobbi“, „Biotonne“ und „Zimmerflak“, keine ehrenden Attribute. Nicht im Sinne eines „Großen Kurfürsten“ oder eines „Il Magnifico“ zum Beispiel.

Viele dieser Spitznamen macht sich der Landbote nicht zu eigen. Aber wir verstehen, was sie zum Ausdruck bringen sollen: Das ist oft eine von hilfloser Ablehnung getragene Ausdrucksform gegen Zeitgenossen, die mit ihrer Inkompetenz, Selbstherrlichkeit, Bosheit, Ignoranz, Beratungsresistenz, Unbeschulbarkeit, kurz – Dummheit in das Leben einfacher Leute brutal eingreifen und gegen die jene sich nicht mehr anders zu defendieren vermögen, als mit diesem beißenden, ironischen Zynismus.

Dabei verkörpert dann auch folgerichtig jeder Spitzname ein bestimmtes, oft negatives, aber in jedem Falle hervorstechendes Charakteristikum, welches man dem auf diese Weise Etikettierten anheftet.

Im weitesten Sinne handelt es sich also um eine Art verbaler Karikatur, die mitunter recht gehässig überzogen ist. Für uns ist das Momentum der Unerträglichkeit erreicht, wenn man eine Frau wie Riccarda Lang über ihren Phänotypus angreift, einen Politiker wie Herrn Dr. Söder mit Adolf Hitler vergleicht. So etwas geht nicht. Das ist völlig indiskutabel!

Steht ein Politiker über den Dingen und macht er seine Sache im Großen und Ganzen gut, dann tropfen diese Stigmatisierungen an ihm ab, wie an einem Überzug aus Teflon. Der Bimbeskanzler Helmut „Birne“ Kohl war so einer, Willy „Herr Frahm oder Weinbrand-Willy“ Brandt, „Seine Effizienz“ Wolfgang Clement“, Joschka „Gottvater“ Fischer, Siegmar „Siggi“ Gabriel, „Der Baron“ zu Guttenberg, Angela „Erichs Rache“ Merkel, Wolfgang „Haushaltsnull“ Schäuble, Gerhard „Cashmere“ Schröder, Franz-Josef „Idi-Alpin“ Strauß oder Jürgen „Frettchen“ Möllemann … Man hörte nicht, dass diese Granden der deutschen Politik Bataillone von Anwälten an die Front schickten, um ihre Ehre zu verteidigen, wiederherzustellen oder was immer das bewirken soll.

Die wussten, wer sie waren. Die sagten sich so manches Mal: „Was stört es eine deutsche Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr schubbert?“ … und das waren Eichen! Das kann ihnen keiner absprechen.

Aber die Eichen sind verschwunden. Jetzt wogen Pappelwälder durch die deutschen Gaue und Mimosen bedecken die Fluren der deutschen Politlandschaft. Jüngst wurde verlautet, ein Oberfranke sei vom Amtsgericht Kitzingen angezählt worden, weil er den Panzer-Anton ein „bärtiges Mädchen“ genannt hätte. Dass die Damenwelt ob solch einer uncharmanten Diffamierung aufbegehren darf, das sehen wir anstandslos ein. Doch das zarte Geschlecht akzeptierte den Affront gelassen.

Der Hofreiter Toni hingegen soll Klage geführt haben. Das ist für dessen politische Heimat leider Gottes ebenso bezeichnend geworden, wie für die Stillosigkeit der Gegenwart. Und es ist billig, banal und geistlos. Ein kluger Kopf, ein Talleyrand zum Beispiel, hätte eine verbale Abfuhr erteilt, eine intelligente Retourkutsche gefahren. Der hätte dann die Lacher auf ihrer Seite gehabt.

Robert Habeck hatte diese Chance vertan und einen alten Mann, der ihn einen Schwachkopf hieß, verfolgen und verurteilen lassen. Böse Zungen behaupteten, damit erst hätte er sein Siegel unter diese unliebsame Zuschreibung gesetzt. Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat zwischen Februar 2022 und September 2023 die Gerichte mit 1.900 (!) Anzeigen beschäftigt. Wahrscheinlich ist das für diese Frau noch immer kein Grund, einmal gründlich und rückhaltlos über sich selbst nachzudenken. Wir kennen diese Weltsicht von kleinen Kindern: „Die ganze Welt ist doof, nur ich bin im Recht! … außerdem gibt es ja noch so viiiiiele, die mich liebhaben.“ Das ist so armselig und kostet alles so viel Geld und Zeit und ist doch so fruchtlos und kontraproduktiv.

Wir können für Marie-Agnes nur hoffen, dass ihr die Seligkeit dieser selbstverliebten Umnachtung für den Rest ihres Lebens erhalten bleibt. Aus diesem Koma zu erwachen, würde für sie sicherlich Höllenqualen bedeuten.

Diese elende Sandkastenzankerei, diese Unkultur auf unreifem Kindergarten-Niveau ist erbärmlich. Sie entwürdigt sogar die deutsche Judikative, welche sich gefallen lassen muss, zu Streitschlichtern zwischen „overgrown children“, wie sich Mr Roger Waters einst im legendären Pink-Floyd-Album „the final cut“ treffend ausdrückte, degradiert zu werden…

Was wollen diese klagewütigen Leute erreichen, wenn sie aufjaulen wie die getroffenen Hunde? Dass die Beleidiger zerknirscht in sich gehen und angesichts der Tausende, die sie zu berappen haben, beschämt und reumütig schwören, sich in Zukunft dieser geäußerten Verachtung zu entschlagen? Wer das glaubt, hat seinen Verstand ganz sicher im Müllkasten entsorgt.

Stattdessen wird der Haß auf die Geschmähten größer, schießt durch die Decke, potenziert sich. Märtyrer werden geboren. Die Kluft wird tiefer, die Unversöhnlichkeit nimmt zu. Die demokratische Kultur des Miteinander-Sprechens zerbröselt in Milliarden kleine Splitter. Nicht mehr zu kitten.

Nein, man muss sich nicht alles gefallen lassen und persönlich integrere Politiker oder solche, die zumindest keine ausgemachten Lumpen sind, haben ein unabdingbares Anrecht auf eine von Respekt getragene Kritik, die auf ihre Taten und Gedanken abzielt, nicht aber auf ihre Erscheinung oder andere tragische Umstände, welche sie nicht zu verantworten haben. Man kann das mit ruhigem Herzen und vielleicht auch sogar gediegener Schlagfertigkeit beantworten.

Stattdessen hat sich die „beleidigte Leberwurst“ in der bundesrepublikanischen Gegenwart unserer Tage zu einem Massenphänomen entwickelt. Wem Gott eine Betriebsanleitung für sein Hirn mitgab, der sollte sich derer bedienen und dieses Organ zu dem Zwecke einsetzen, erstens abzuwägen, ob die ihn betreffenden Beleidigungen eventuell nur das das Gekläff eines einzigen Dorfköters sind – und deren gibt es zwangsläufig immer einige – oder ob ihm da bereits ein ganzer Chorus entgegendröhnt. Im letztere Falle wäre es spätestens angezeigt, die eigene Position kritisch zu beleuchten. Zweitens lässt sich ein brauchbarer Verstand nutzen, indem man geistreich und stilvollendet pariert – aus dem Wurfspieß einen Bumerang formt und den Angreifer am Ende blöd dastehen lässt.

Die Geschichte kennt einige Beispiele, bei denen es begnadeten Persönlichkeiten gelang, den ursprünglich gegen sie gerichteten Volkszorn mit einem gekonnten Rückhand-Slice und anschließendem Netzroller ins Feld des Gegners zu retournieren um hinterher besser dazustehen als je zuvor.

Wenn aber eine Jugend an die Macht strebt, welche derlei historische Bildung als überflüssig erachtet, weil die wenigen Grundsätze ihrer jeweiligen Ideologie zum tausendsten Male in der Geschichte vollkommen ausreichend sind um die Welt zu retten, dann bleibt ja nichts anderes, als der völlig destruktive und bemitleidenswerte Weg zum Kadi. Er ist – wie es die Altbundeskanzlerin so treffend formulierte – alternativlos. Grips und Nonchalance schwenken die weiße Fahne.

Also volle Kraft achteraus! Zurück ins Mittelalter, wo wir uns gegenseitig stumpfinnig die Fresse polieren, zwar nicht mehr mit Schwert und Streitaxt, sondern mit Rechtsanwälten und Gerichten, wo wir uns nicht mehr die Knochen brechen, aber das Geld mit staatlicher Rückendeckung stehlen – bis irgendwann wieder einmal eine Generation zu überlegen beginnt, ob es nicht auch eine zivilisiertere Form des Umgangs miteinander gibt, die Wortwitz und Frechheit nicht ausschließt – aber den Geist– und das ist das Entscheidende – eben auch nicht!

„Meine Liebe, Sie haben eine Haut wie ein sechzehnjähriger Pfirsich!“ Das stammt von einer französischen Hofdame aus Versailles und ist einfach nur brillant. Diese Dame hatte übrigens keinen Bart. Vielleicht ist die Bartlosigkeit in diesem Falle aber nicht der wesentlichste Unterschied zu Hofreiters Panzer-Toni. Es gibt Dinge, die sind unentbehrlicher als der männliche Gesichtsschmuck - Hirn zum Beispiel, Geist, Kultur, Bildung, Menschlichkeit. Jener Französin würden wir im übrigen ohne zu zögern ein politisches Amt anvertrauen. Warum? Weil sie die Leistungskraft ihres Oberstübchens als essentielles Mitbringsel eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.

Na – und wann haben wir unsere Klageschrift im Redaktionsbriefkasten?

Also kommt schon! Ignoriert den Preußischen Landboten nicht, Jammerlappen und Winselhündchen der Nation! Denn ignoriert zu werden ist die übelste Beleidigung, das Schlimmste an Verachtung und wird nur noch übertroffen von dem Umstand, dass diese Insultation nicht justiziabel ist. Wir könnten uns also nicht einmal zur Wehr setzen. Wir armen Teufel …

30. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
21.01.2025