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Der (hoffentlich) letzte Krieg der U. S. A.
Amerikanische Rating-Agenturen schlagen um sich

David Katz
Der Landbote kann sich wahrhaft prophetischer Qualitäten rühmen. Vor Jahren bereits verkündeten wir den wirtschaftlichen Untergang der U.S.A. Wir postulierten, dass dieses Land seine Führungsrolle längst eingebüßt habe. Wir konstatierten, dass sie nur noch von ihrem großen Maul und ihren Flugzeugträgern zusammengehalten würden und ihnen letztere spätestens seit dem 11. September 2001 gar nichts mehr nützten.
Wir klopfen uns auf die Schultern...
Präsident Obama – der uns völlig sympathische Chef des Weißen Hauses – sieht sich nun genötigt, den Zahlungsausfall der U.S.A. für den 2. August zu annoncieren, würde man nicht vorher noch die Schuldengrenze nach oben korrigieren. Das ist natürlich nur ein Aufschub. Minnesota ist längst pleite. Kalifornien dümpelt am Abgrund – und die Flugzeugträger kosten die U.S.A. zu Tode. Gods Own Country verreckt denselben langsamen Tod wie seinerzeit die Russen. Was für ein Treppenwitz der Geschichte, vor deren Kulissen Ronald Reagan einst mit der Maxime antrat, ehe der Dick dünn sei, wäre der Dünne verhungert.
Aber die Cowboys wehren sich gegen ihren freien Fall in die Bedeutungslosigkeit – auf ihre eigene feige und hinterhältige Art: Ihre Rating-Agenturen stufen in einem Wirtschaftskrieg sondergleichen europäische Staaten herunter und bescheinigen ihnen ein sogenanntes Ramschniveau. Das sind Einschätzungen, die auf den Parketts der internationalen Handelsplätze leider noch sehr wohl vernommen werden und geeignet sind, ganze Volkswirtschaften in den Ruin zu treiben. Zaghaft beginnen nun die Europäer über die Schaffung einer eigenen Rating-Agentur nachzudenken, die als Gegengewicht zu den aberwitzigen Meldungen aus Amerika dienen soll. Das ist auch notwendig – denn es scheint immer noch genug Finanzjongleure zu geben, die durch ihre eng mit den U.S.A. verknüpften Biographien blind im amerikanischen Nebel gefangen sind und das perfide und doch so offenkundige Spiel nicht durchschauen oder nicht durchschauen wollen. Denn den U.S.A. vergeben die amerikanischen Wirtschafts-Rate-Irren ein Triple-A vor dem Hintergrund des präsidentialen Offenbarungseides. Das ist der Gipfel! Das lässt sich schon nicht mehr mit dem schönen jiddischen Begriff der Chuzpe umschreiben – das ist ebenso böswillig wie aberwitzig. Und es zeigt deutlich, wie ernst diese Rating-Agenturen spätestens seit dem Lehman-Crash noch zu nehmen sind, denen sie ja eine hervorragende Insolvenz bescheinigt hatten, als diese schon längst auf dem Grund des Geldozeans aufgeschlagen waren. Es sind heillose Spinner an den Marionettenfäden der Wallstreet. Das wahrhaft Erschreckende aber sind jene schon benannten Legionen von gläubigen Investoren, die den Budenzauberern aus Yankee-Land noch immer hinterherhecheln. Reicht denen ein Totalverlust nicht? Merken diese Hirnis, nicht, wem sie da wie die Lemminge ins Verderben folgen?
Die europäische Wirtschaftsszene mag ihre Turbulenzen durchleben. Alles in allem aber scheint die Ökonomie des alten Kontinents weit besser aufgestellt zu sein als die der U.S.A. Europa tut besser daran – ich weiß – es ist das alte ceterum censeo – sich langsam aber sicher wieder nach Osten zu orientieren. China hat die Cowboys lange hinter sich gelassen und wird denselben isolationistischen Fehler, wie man ihn nach Zheng Hes Reisen und dann im 19. Jahrhundert unter Cixis Regiment beging, nicht wieder machen. Die Chinesen haben begriffen, dass ihr Spielplatz jetzt der Globus ist. Auch sie werden eines Tages unter ihrer eigenen Last und Macht kollabieren – spätestens, wenn der Lebensstandard in den entfernten Provinzen in einem eklatanten Maße auseinanderklafft, aber zur Aufrechterhaltung des Luxus in den reichen Städten die Rohstoffe der armen Landesteile benötigt werden. Aber das ist Zukunftsmusik, zwanzig dreißig Jahre noch... Vorerst erleben wir den Untergang der abendländischen Führungsmacht und kein Superman und kein Bruce Willis und kein Nicolas Cage werden dieses Desaster aufhalten. Europa muss zusehen, dass es sich nicht in diesen apokalyptischen Strudel hineinziehen lässt. Das beginnt mit der Ausschaltung der amerikanischen Rating Agenturen als ernstzunehmende Institutionen. Reißt denen die Maske von den häßlichen Gesichtern und führt sie als das vor, was sie sind: miese, kleine Giftzwerge, denen man nur den Bart stutzen muss, um ihnen die Zähne zu ziehen. Traurige Clowns nur! Eine europäische Agentur ist schon mal ein Anfang. Fleißig dafür die Trommel rühren ist das Gebot der Stunde – und: hört auf, die Amerikaner ernst zu nehmen. Deren Zeit ist definitiv vorbei. Nach ihrer eigenen Logik gibt es für Verlierer keinen Platz mehr. Na also!

20. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
15.07.2011