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Cavaliere oder Parvenü?
Berlusconi öffnet den Blick in seine formatfreie Seele

Don M. Barbagrigia
Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n? Nein? Es ist ein rechtes Scheißland, das einen kotzen läßt – zumindest wenn man seinem gegenwärtig amtierenden Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi glauben mag.
Der ungekrönte König Silvio, unermüdlicher Bespringer kleiner, rassiger Mädchen, ist schon ein temperamentvoller Tausendsassa. Eine rechte Zierde der heißblütigen Italiener unter den führenden Häuptern Europas.
Wenn aber auch der Preußische Landbote als staufertreues Blatt ein recht gespaltenes und mit etlichen Ressentiments behaftetes Verhältnis zum Süden des Reiches, also zum Welschland hinter den Alpen hat, so hat dieses es doch weder verdient auf diese Weise beschimpft zu werden, noch kann es sich so schwer gegen seinen katholischen Gott versündigt haben, dass ER ihm diesen Ministerpräsidenten als Geißel und apokalyptische Prüfung sandte. Doch war ER es? Hat ER Silvio den Unerträglichen gewählt? Lassen wir mal den Vater aller Dinge aus dem Spiel!
Das italienische Volk hat Berlusconi an den Wahlurnen zur Macht verholfen. Kann ein Volk wirklich so tief sinken? Nun, das ist so ähnlich wie mit den deutschen BILD-Lesern: Keiner will sie angeblich auch nur mit seinen Händen anfassen und doch verzeichnet BILD die größte Auflage im Lande. Merkwürdig...
Desungeachtet tut uns das Zitronenland von Herzen leid – und das sage ich als Europäer mit deutschem Wohnsitz und nicht etwa als gebürtiger Sizilianer. Silvio der Schreckliche ist eine peinliche, desavouierende Zumutung – nicht nur für Italien, sondern für ganz Europa! Er, der angeschwollene Hoden für die einzige Zugangsvoraussetzung zum italienischen Premiersamt hält und ein proletenhaft grobes Maul bannerartig voran trägt, blamiert den alten Kontinent bis auf die Knochen. Sein animalisches Urmenschen-Gehabe, das ihn seiner Interpretation nach als echten, urwüchsigen italienischen Herzensbrecher unterkühlter und unbefriedigter, blonder, nordischer Schönheiten empfiehlt, transmutierte ihn zu einer diplomatischen Unperson, mit der sich niemand gemeinsam ablichten mag und welcher mittlerweile kein seriöser Regierungschef auch nur die Hand geben möchte. Des Weiteren stellte er die Italiener als Schwächlinge ohne Eier bloß – ein mannhaftes und beherztes Volk hätte diesen Gossen-Clown längst zum Teufel gejagt und wahlweise in ein Zucht- oder Irrenhaus gesperrt.
Nun haben sie die Quittung, die Italiener! Ihr Land ist ein Scheißland und es ist nicht irgendwer, der ihnen diesen Titel angedeihen lässt, sondern ihr eigener, frei gewählter politischer Führer und Leitrepräsentant. Hätte das ein anderer Regierungschef verlauten lassen, die ehedem so stolzen Italiener hätten sich sonder jeden Zweifels zu einer Kriegserklärung hinreißen lassen. Nur bei Silvio kuschen sie. Was für Jammergestalten!
Hat also der Mann, der sich für die Inkarnation eines Renaissancefürsten hält und doch nur ein trauriger Pausenkasper mit Dackelkrankheit ist, am Ende doch noch Recht mit seiner schallenden Ohrfeige? Es wäre eines der tragischsten Paradoxa der jüngeren Geschichte, ein Treppenwitz, der einem das Lachen im Rachen gefrieren lässt.
Die Italiener haben nur noch eine Möglichkeit, dem Tal der Schande zu entfliehen, in welchem sie seit dem 8. Mai 2008 herum irrlichtern. Für die Deutschen ist der 8. Mai der Tag der Befreiung, für die Italiener der Tag der Knechtschaft unter die Knute brüllender Dummheit und notgeiler Sexsucht, denn: Berlusconi ist kein italischer Faun – er verhält sich wie ein triebgesteuertes Vieh. Wollen sich die Italiener also wieder in den Reigen der ernstzunehmenden Völker einfügen, dann müssen sie zwingend diesen Parvenü, der alles andere ist als ein Cavaliere, bändigen, wie einst Hercules den nemëischen Löwen. Schluß mit Bunga-Bunga, Schluß mit Mafia-Verbindungen und vor allem Schluß mit den Unflätigkeiten, mit denen sich Silvio Berlusconi endgültig demaskiert hat! Welcher Italiener jetzt noch zu diesem elenden Patron steht, der verdient nichts anderes als das ihm von seinem dämonischen Abgott verliehene Prädikat: er ist einfach nur noch zum Kotzen!

20. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
03.09.2011