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zuück zum Landboten

 

Fiat Lux!
Neues Internetportal klopft betrügerischen Produzenten und Krämern auf die Pfoten

Wenn die Narren zu Markte gehen, so lösen die Krämer viel Geldes!
Deutsches Sprichwort aus dem Mittelalter

Don M. Barbagrigia

Die neue Seite ist am Netz. Unter www.lebensmittelklarheit.de ist sie zu erreichen. Wenn sie zu erreichen ist... Denn kaum war sie am 20. Julei 2011 freigeschaltet worden, begann ein ungeheurer Ansturm auf das Portal, was zu temporären Überlastungen des Servers führte.
Was dort verhandelt wird? Nun, Kunden, sogenannte Verbraucher, können hier öffentlichkeitswirksam monieren, was ihnen anstößig erscheint an der Deklaration von Lebensmitteln. Die Produzenten und die Marktschreier jaulen getroffen auf. Das ist ein sauberer Blattschuss. Nun müssen sie sich warm anziehen, die Laffen und Ganoven, die Millionen und Milliarden darauf verwenden um den Verbraucher bei der unbewussten Nase zu fassen und für diesen kostenpflichtig umherzuführen wie einen alten, blinden Tanzbäen. Ach, was schillerte uns Gammelfleisch in rosigen Farben entgegen. Gott weiß, was es die Supermarktketten kostete, sich mit den entsprechenden Beleuchtungsanlagen einzudecken. Naschereien für Kinder, die bei den kaum reflektierenden Rangen so enormen Anklang fanden, weil sie mit Zucker überfrachtet und mit Alkohol getränkt sind, müssen plötzlich Parole geben. Wie viel vom Kalb steckt denn nun in der Kalbsleberwurst? Wie viel Fruchtextrakt in der Flasche, die 100% frisch gepressten Fruchtsaft suggeriert? Wo kommt sie denn nun wirklich her, die berühmte Thüringer? Aus Portugal, aus Spanien, aus Italien? Klar doch, steht alles auf dem Etikett. Der Staat der mündigen Bürger hat’s vorgeschrieben und die Lebensmittelindustrie hält sich geflissentlich daran. Was sollte sie auch sonst tun?
Na - wie wäre es mit einer Inhaltsangabe in einer vier-Punkt-Schrift, die nicht einmal ein Turmfalke auf zwanzig Zentimeter Entfernung lesen könnte, wenn er denn lesen könnte? Ach, der Ärgernisse sind viele. Riesenhaft ist der Beutel mit den Kartoffel-Chips, prall und vielversprechend...bis man ihn öffnet! Dann macht es „pffff“, die Luft ist raus, der Beutel quackt zusammen und ein paar verlorene Chips taumeln dem wütenden Konsumenten entgegen. Der Heimkinoabend ist gelaufen. Aber auf dem Etikett steht 200g. Korrekt. Wenn der Trottel mit dem Portemonnaie glaubt, die schiere Größe der Verpackung berechtige ihn zu der Annahme mit einem gemessenen und gewogenen Pfund die Familie vor der Glotze mästen zu können, so ist das sein Pech - und genau so gewollt. Schillernde Farben, ein Design, was die Triebe, nicht den Verstand anspricht - Umsatz, Umsatz, Umsatz soll gemacht werden. Und nun das! Zum ersten Mal werden die Verkaufsbetrüger, die bereits in einer eigenen Welt zu leben scheinen und wahrscheinlich die Typen für echt halten, die sie auf den Verkaufsverpackungen und in der Fernsehwerbung abbilden, unbarmherzig mit der Wahrheit konfrontiert. Mit der Wahrheit? Mit vielen Wahrheiten! Zum Beispiel mit der Wahrheit, dass die Verbraucher längst nicht so blöde und ferngesteuert sind, wie man sie von Produzenten- und Verkäuferseite gerne hätte. Mit der Wahrheit, dass viele Konsumenten genauer hinsehen, wissen, was sie wollen und ein ganz gesundes Misstrauen zu Markte tragen. Es mag den Gannefs und den Marktschreiern passen oder nicht - sie müssen einsehen lernen, dass sie viel Geld, was sie im Endeffekt auf die Produktpreise aufschlugen, fehlinvestierten. Statt es in qualitativ hochwertige Angebote zu stechen, mit simpler und trotzdem ansprechender Verpackung, haben sie enorme Summen in die Sublimierung der Manipulation fließen lassen. Nun beginnt das schmerzerfüllte Gejodel: Die Lebensmittelindustrie, die Designer und die Verkäufer jammern das Klagelied vom Pranger. Ja natürlich! Dorthin gehören sie ja auch. Wer mit offenen Karten spielt, hat nichts zu verlieren. Bundesverbraucherministerin Aigner darf das aus Gründen der politischen Korrektheit natürlich so nicht formulieren. Aber es trifft den Kern. Ja, wir wollen unseren guten alten Kaak wiederhaben, der von der Mauer des Rathauses auf den Schandpfahl und den an ihm festgebundenen Betrüger herab grüßt. Wir wollen uns dieses bewährte Rechtsmittel der sozialen Kontrolle zurückerobern mit allen Mitteln der modernen Kommunikation. Wir wollen die schwarzen Schafe der Branche zu Paaren treiben! Wir wollen wieder Ehrlichkeit im Herstellungs- und Vertriebsprozess. Die großen Skandale der Vergangenheit berechtigen zu dieser Forderung. Das Bundesverbraucherministerium hat die Zeichen der Zeit erkannt, richtig gedeutet und autonom reagiert. Bravo! Bravissimo!
Das hat nichts vom Anschein eines unter der Kontrolle von Lobbyisten stehenden Verwaltungsapparates. Da ist nicht die Spur von Geschmäckle, wie es uns bei so manchem „freien“ Produktbewertungsinstitut auf der Zunge brennt, von dem man nach der Urteilsabgabe nicht weiß, ob der Prüfer nicht auf der Gehaltsliste des Herstellers steht. Das ist solide Arbeit. Das bringt Wählerstimmen - und diesmal berechtigt.
Wir wollen wieder eine gesellschaftliche Atmosphäre schaffen, in der ein Produzenten-Ethos herrscht, und eine Verkaufsmoral. Die Handwerkerehre, die sich einst bis in Direktoratsetagen der zu Wohlstand gekommenen Produzenten erhielt und dann später als konsumfeindlich erkannte wurde, fehlt uns. Unsere Wohlstandswelt ist überfrachtet mit Müll und Schund jeglicher Art, der auf Verpackungen eine gute Figur macht, aber beim ersten Anfassen auseinander bricht. „Meine Hand für mein Produkt“, wie das einst bei den deutschen Bolschewisten hieß, soll wieder etwas gelten, statt als verlogene und faule Phrase den Betrug am Käufer schon im Vorfeld kenntlich zu machen!
Insofern ist die Seite lebensmittelklarheit.de ein vielversprechender Anfang, der sich hoffentlich bald auch auf den Bereich der übrigen Konsumgüter ausweiten wird.
Es war ja bereits dahin gekommen, dass Käufer jeglicher Werbung als konsequent manipulativem Instrument misstraute, bevor die Werbenden überhaupt den Mund auftaten. Und sagten diese "Guten Morgen", dann wusste der Adressat, dass die Werbeindustrie schon zweimal gelogen hatte. Je lauter und schriller und aufwendiger ein Produkt angepriesen wurde, desto mehr Grund hatte man, es zu verwerfen. Guter Kram warb in der Regel für sich allein. Genau diese Verlogenheit aber setzt sich bei der Verpackung gnadenlos fort. Wir aber wollen mit keinem Kaufmann ein Geschäft abschlieszlig;en, das dem ungeschriebenen Gesetz folgt, dass am Ende des Handschlags wir die über's Ohr gehauenen sind.
Die getroffenen Hunde, die nun das große Heulen und Zähneklappern über die Fernsehbildschirme der Republik inszenieren, müssen sich nun vorsehen - nicht mehr so vor dem Eichamt oder den Prüfern des Gewerbeaufsichtsamtes, deren Strafen, wenn sie denn mal bei negativ ausgefallenen Stichproben fällig wurden, zu verschmerzen waren. Sie müssen sich nun vor ihren Kunden in Acht nehmen! Denn die in der Masse zu korrumpieren dürfte alle Margen bei weitem überschreiten. Hätte der deutsche Lebensmittelverband ein reines Gewissen, seine Sprecher hätten die neue Seite bejubelt. Das taten sie nicht. Sie wehrten sich statt dessen mit Händen und Füßen. Genau das macht sie verdächtig und wir werden im Laufe der nächsten Wochen auf dem neuen Portal beobachten können, worauf sich dieser Verdacht gründet. Hier hat einer das Licht angeknipst. Das dürfte eigentlich nur demjenigen nicht in den Kram passen, der am liebsten im Trüben fischt und keines Lichtes bedarf, um seinem Nächsten in die Taschen zu greifen. Und wenn nun einer das Licht anknipst, dann stieben die Schaben auseinander. Ein lustiger Anblick. Und ein befreiender noch dazu. Befreiend nicht nur für die Konsumenten, sondern auch für alle ehrlichen und gewissenhaften Hersteller, für alle redlichen Händler, die nunmehr ein gut Teil weniger vom belastenden Druck unsauberer Konkurrenz ertragen müssen. Für Deutschland ist diese Seite ein Gewinn!

20. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
21.07.2011