Gaunereien am Rhein
Zur Sendung Milliarden- Monopoly der Herrn
Gritschneder und Wellmann
S. M. Druckepennig
Im biederen 19. Jahrhundert,
als die Rheinprovinzen noch zu Preußen gehörten, erwog
der Romantiker auf dem Hohenzollernthron, Friedrich Wilhelm IV., den
Wiederaufbau der über einhundert Jahre zuvor geschleiften Marienkirche
zu Brandenburg an der Havel. Doch seit mehreren Jahrhunderten stand
der Kölner Dom unvollendet da: eine gigantische Investruine der
Spätgotik. Wenn man nun den vollendete...?! Doch die Kassen waren
knapp. Für ein Projekt reichte es nur. Also entschied man sich
für die enorme Kathedrale am linken Rheinufer. Der Brandenburger
Marienberg ging im wahrsten Sinne des Wortes leer aus.
Die Rheingaue separierten sich später von preußischer Oberhoheit.
Das Erzbistum Köln wurde das Reichste der Welt, an dessen Tropf
dem Vernehmen nach gar der Vatikan hängt. Alle Welt strömt
kamerabehangen nach Köln und knipst sich die Seele aus dem Leib;
und wir Brandenburger? Wir sitzen in unserer schabbigen Ecke und heulen
uns die Augen aus, weil wir bettelarm sind und keiner von der Großen
Weiten Welt uns so recht kennen will.
Tja, wir wußten um die Geschichte von den Nibelungen und Herrn
Hagen von Tronje, der den legendären Schatz im Rhein versenkte.
Wir taten es ihm gleich und pumpten en mas unsere Kohle - nee, nicht
in... – an den Rhein!
Heute sind die rheinischen Frohnaturen autark und wir Preußen
kommen nur noch in Karnevalskostümen vor. Toll, was?
Aber jetzt zocken sich die Rheinländer wenigstens gegenseitig
ab; nicht mehr uns!
In Köln soll ein neues Stadthaus und eine neue Messe gebaut werden.
Die exclusive Privatbank von Sally Oppenheimer ist dabei. Und mit
ihr im Bunde der ehemalige Maurerpolier und Aufsteiger Esch, sowie
die gesamte Führungsspitze der Kölner Stadtregierung.
Dieser Kölner Klüngel verhält sich nach Aussage journalistischer
Rechercheure wie eine Bande von Gaunern und Banditen und bestehlen
unter Anwendung ungesetzlicher Mittel die Kölner Bürgerschaft
in D-Mark Beträgen, die sich nach Milliarden bemessen. Der WDR
als öffentlich-rechtliches Medium nimmt die Interessen der GEZ-Zahler
und des Restes der Öffentlichkeit wahr und läßt berichten.
Bravourös! Unsere Sympathien gehören den beiden mutigen
und gleichermaßen fähigen Journalisten, den Herrn Gritschneder
und Wellmann.
Dennoch, ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Er kommt uns dann auf
die Zunge, wenn wir die Sendezeiten ins Kalkül ziehen: Einmal
am 04. Julei 2005 von 22:30 Uhr bis Viertel Zwölf und dann am
6. Julei von Viertel Elf bis Elf. Sind das die Hauptsendezeiten? Sind
das die Sendeplätze, von denen man erwarten kann, daß sie
von den Betroffenen und Bestohlenen zumeist frequentiert werden?
Das erscheint uns des Nachdenkens wert! Der WDR zählt zu den
demokratischen Institutionen unseres Landes. Ohne ihn und seinesgleichen;
ohne so kompetente und couragierte Ermittler wie den vorgenannten
Herrn ist unsere Demokratie ein schutzlos ausgelieferter Popanz von
zu spät gekommenen Feudalherren, deren Auftreten an das das Gebaren
von Haien erinnert.
Dennoch, sollte dieses Thema nicht zur besten Sendezeit plaziert werden?
Wer es kurz vor Mitternacht oder am späten Vormittag, wo alle
ehrbare und potentiell erreichbare Welt bereits schläft, oder
dem Tagwerk nachgeht, in Szene setzt, der versteckt etwas, gleichwohl
er es zeigt.
Das ist nicht reell! Ebenfalls irritierend ist, daß die zuständige
Staatsanwaltschaft trotz offenkundiger Beweise einen Anfangsverdacht
nicht für gegeben hält. Ist das die Klassenjustiz, von der
uns die lila angetünchte Frau und Megäre des saarländischen
Dachdeckers und Gestapo-Kriechers Honecker so viel verkünden
ließ?
Wir Brandenburger, die wir unter den Nazis sowohl, als auch unter
denen Kommunisten zu leiden hatten, beginnen jedoch nach dem Bericht
der Herrn Gritschneder und Wellmann zu begreifen, warum die Bolschewisten
mit solch ungestümer Force gegen die Kapitalisten vorgingen.
Die Lumpen, die für den Kölner Klüngel verantwortlich
zeichneten, verdienen nichts anderes! Das Vorgehen gegen dieses Pack
war recht, Rote Hilde hin oder her! Blöd war nur, daß Honeckers
Truppe aus demselben Holz geschnitzt war.
Als die mutige Armee der Juden seinerzeit die Golanhöhen erstürmten
und die Syrer in die Flucht schlugen, zierten sie das eroberte Terrain
mit einem Wegweiser, auf dem zu lesen war: „Noch 60 Meilen bis
Damaskus!“ Wir schlagen ein entsprechendes Orientierungszeichen
vor, welches auf der Domplatte installiert, jeweils in Richtung der
am Kölner Klüngel beteiligten Institutionen weist und aussagt:
„Innerhalb eines Radius von fünf Meilen befinden Sie sich
auf dem unumstrittenen Hoheitsgebiet einer kerndeutschen Bananenrepublik!“
Das Schild aber sollte von Mitarbeitern demokratischer Kontrollorgane
tagsüber verdeckt werden, damit sich niemand daran stört.
Und am wenigsten der wieder einmal um das kärgliche Seine geprellte
Deutsche Michel!