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„Gebete einer Maus“, von Schwester Angela Toigo und Thomas Plassmann ISBN 3-451-28227-5
K. K. Bajun Diese kleine Maus wendet sich mit scheinbar Alltäglichem an ihren Gott, den sie „Dios mio“ nennt. Und in diesen Gebeten verkörpert sie alles, was das Christentum eigentlich den Menschen zugeeignet hatte. Demut, ohne sich klein zu machen. Unerschöpfliche Liebe und ein Herz, das um ein Vielfaches größer ist als die kleine Maus, in der es schlägt. Für sie scheint nicht nur die Sonne, aber sie jammert nicht. Sie nimmt alles entgegen und versucht, selbst unerfreulicheren Momenten des Lebens noch etwas Positives abzugewinnen. Sie hadert nicht, obwohl es Augenblicke gibt, denen auch sie ratlos gegenüber steht. Wenn etwa Kinder schreiend vor ihr davon rennen. Wenn die Katze sie unentwegt jagt und ihr langer Mauseschwanz ihre Flucht eher hindert. Wenn es in Strömen regnet und sie sich verlaufen hat im hohen Kornfeld. Sie weint, aber sie verzagt nicht. Sie läßt sich trösten und sie spendet Trost – Laubblättern zum Beispiel, die im Herbst vom Baum gefallen sind. Also Mitkreaturen, die einen Verlust erlitten haben. Lebt diese Maus im Paradies? Ist es das, was dieses zauberhafte Büchlein so anziehend macht? Ja und nein. Die Erde auf der sie ihre Kämpfe wie jeder andere zu bestehen hat, ist dieselbe, auf der wir wohnen. Aber sie schafft um sich herum einen Ort der Glückseligkeit. Es ist die Art, wie sie die Dinge angeht. Ihr von Grund auf freundliches Wesen ist es, was auf uns ausstrahlt, uns gefangen nimmt und uns auffordert, in jeder Sekunde unseres Daseins unsere Haltung der Welt gegenüber kritisch in Frage zu stellen. Müssen wir im Nachbarn zuerst das Negative sehen, ihm übel hinterherschwatzen, um so ein erbärmliches Ego zu füttern? Müssen wir über das Wetter fluchen und über all die anderen Dinge, die wir sowieso kaum beeinflussen können? Was wollen wir eigentlich vom Leben? Ewigen Sonnenschein? Faules Dahinvegetieren ohne Ziel und Anstrengung? Parasitentum? Das können sich nur Schwachköpfe wünschen, die an der Tristesse eines solchen, ewig lächelnden Infernos nicht verzweifeln würden, weil sie selbst innerlich hohl und leer sind. Diese kleine Maus lehrt denjenigen den eigenen Wert erkennen, der nur im Mindesten bereit ist, ihrem zarten Wispern zuzuhören. Schwester Angela Toigo muß sehr genau zugehört haben und ebenso Herr Plassmann, der mit seinen wundervollen Illustrationen jede Stimmung, jede Aussage in das Mausegesicht hineinzauberte. Beiden ist auch und gerade dafür zu danken, daß sie ein scheinbar so geringes und oft verkanntes Geschöpf wie eine Maus, die bei vielen Menschen sehr zu Unrecht nicht gerade als Sympathieträger gehandelt wird, zu Worte kommen lassen. Sie zeigen auf, daß der Gott Abrahams, Isaacs und Jakobs eben nicht nur ein Gott der Menschen ist, sondern der Gott und Schöpfer einer jeden Kreatur. Daß jedes Geschöpf gerade soviel Anrecht auf diesen Gott hat, wie ein x-beliebiger Mensch, und kein Quentchen weniger. Diese Maus spricht mit ihrem Gott – unserem Gott und er – hört ihr zu! Das, liebe Mitmenschen, möge uns die Verantwortung lehren, die wir unseren Mitgeschöpfen gegenüber haben! Ich kann nicht sagen, daß es theologisch abgesichert wäre, wenn ich behaupte, daß beim Jüngsten Gericht die bis dahin stumme Kreatur zu Wort kommen wird und die, die bis dahin pausenlos redeten, stille zu sein haben. Es ist nur so ein Gefühl. Aber so mancher, der gedankenlos mit dem wehrlosen Mitgeschöpf umspringt, als sei es sein Eigentum, wird sich, wenn sich meine Vermutung bestätigen sollte, ein paar böse Sachen anhören müssen. Eben darum sollte ein gescheiter Mensch den seltenen Glücksfall beim Schopfe fassen und die Worte in seinem Herzen aufnehmen, die eine kleine, von innen glückliche Maus einer liebenswürdigen Ordensschwester lange vor dem Tag der Tage anvertraut hat. Wir danken dem Herderverlag für die Publikation dieses kleinen Schatzes der Literatur. Die Abbildungen
wurden mit freundlicher Genehmigung des Herder-Verlages veröffentlicht. |
B 1. Volumen |
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003 |