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Es geht auch anders
Das St. Joseph Stift zu Dresden setzt Maßstäbe an Kompetenz und Menschlichkeit

in Dankbarkeit gewidmet dem Herrn OA Dr. R. R., der Schwester J. und dem gesamten Kollektiv der N1

Kotofeij K. Bajun
"Reddeatis – nihil deerit vobis!", anbefahl einst die Gottesmutter den elf Mönchen aus Sittichenbach, die sich verzagt aus Lehnin wegstehlen wollten, nachdem die Wenden ihren Abt Sibold erschlagen hatten. "Kehrt um – es wird euch an nichts mehr fehlen!" Die Mönche gehorchten ... Ja, mitunter ist eine Revision eigener Anschauungen durchaus sinnvoll. Schauen wir mal:

Manchmal is komisch ... Da wettert der Preußische Landbote just in seinem Beitrag vom 22. Julei 2015 über das entmenschte und ökonomisierte Gesundheitswesen der Bundesrepublik Deutschland und dann – das!

Es ist, als würde man in der lieblichen, der nonchalanten Hauptstadt Sachsens den Aufsatz des Landboten gelesen haben und dessen Aussage glänzend in die Parade gefahren sein.

Die Trumpfkarte, mit der Dresden aufwartete, heißt "St. Joseph-Stift" und ist in der Wintergartenstraße ansässig. Dieses Haus darf Superlative für sich beanspruchen. Es höhnt den Direktiven, die sich aus einer seelenlosen Ökonomie ergeben, verfolgt sein christliches Leitbild, und wirkt Wunder am Patienten.

Es ist einfach überwältigend. Die Freundlichkeit des Personals, von der Reinigungsfrau bis zum Chefarzt wirkt nicht aufgesetzt oder administrativ verordnet. Sie ist ein natürlicher Teil des Hauses.

Dem kranken Menschen wird in erster Linie Geborgenheit geboten. Die fachliche Kompetenz setzt Maßstäbe. Zuwendung ist Herzenssache. Abgehobene Arroganz wird man in diesem Hause so wenig finden, wie eine Wollmaus unter dem Patientenbette. Wir können hier unmöglich ins Detail gehen. Aber der Landbote, dem es vergönnt war, einen preußischen Invaliden an diese Ständige Vertretung aus dem Feenreiche zur Behandlung zu entsenden, zieht den Dreispitz bis auf den Boden.

Wir, die wir einst die Richtlinien Professor Payrs für seine jungen Kollegen an der Leipziger Universitätschirurgie in der Mozartstraße veröffentlichten, den Nachwuchskadern zur Mahnung, da sie doch verbreitet des Wissens um einfache Herzensbildung entbehren, wir durften erkennen, dass Payrs Maximen hier zur Entfaltung gelangten.

Im St. Joseph wird eine sorgsame Anzeigenstellung vorgenommen. Die Diagnostik ist umfassend, präzise und zielführend, die Therapie nachvollziehbar und von Erfolg gekrönt.

Sie sind flink in diesem Hause, rührig, emsig – aber niemals hektisch. Es ist nicht vorstellbar, dass das Personal kein Ohr hätte für die Anliegen seiner Patienten.

Eine Krankenschwester der Station N1, dem Habit und Auftreten nach eine Tochter Oberons und Titanias, brachte es auf den Punkt: Man könnte ihr für einen gleichwertigen Arbeitsplatz im benachbarten Universitätsklinikum noch so traumhafte materielle Konditionen bieten, sie käme nicht auf die Idee, ihrem Hause den Rücken zuzuwenden. Ein besseres Kompliment hätte sie ihrem Brötchengeber nicht machen können.

Beschämend ist es für einen alten preußischen Soldaten, dessen Regiment in Dresden nicht die angenehmsten Spuren hinterlassen hat. Die Liebe und Professionalität, die ihm hier zuteil wurde, lässt ihn auf Knien Abbitte tun, für das, was seine Väter rund um das Brühl'sche Palais verbrochen haben. Wir sind zu gering, diesem Hause eine Referenz auszustellen, die ihm zweifelsohne gebührt. Aber wo wir auch hinkommen, wollen wir die Trommel rühren und den Schwestern der Heiligen Elisabeth ein Loblied singen, deren Obhut das St. Joseph Stift anvertraut ist.

Preußen bedankt sich mit gezogenem Dreispitz und seinem artigsten Kratzfuß für eine Korrektur unserer verbitterten Sicht auf die Dinge. Wir bedanken uns für ein Lehrstück in Sachen Menschlichkeit und Nächstenliebe, Zuwendung und Geborgenheit. Und wir schwören, dass wir diese Erfahrung weitertragen wollen, wie gut es uns es uns auch immer möglich sein wird.

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Antwort von Herr ChA Dr. Freitag:

Sehr geehrter, lieber Herr Hübner,

….viel zu viel Wasser floss nun schon die Elbe – oder doch die Spree? – hinunter, dass ich mich endlich persönlich bei Ihnen melde.

Ihr herzerfrischender Artikel im Preußischen Landbote war für uns alle eine große Freude und Überraschung! Es macht natürlich für die „Betroffenen“ großen Spaß ihn zu lesen – ganz herzlichen Dank dafür!

Andererseits waren gerade Sie es, der das ganze Spektrum der Komplikationen der Schilddrüsenchirurgie mitnahm. Ich hoffe sehr, dass sich Ihre Stimme wieder gut erholt (in der Regel macht sie das). Unser versiertester Schilddrüsenoperateur war über den Verlauf auch ziemlich unglücklich. ….manchmal möchte man es ganz besonders gut machen und dann holt einen die Statistik wieder ein….

Insofern hoffen wir nach Voltaire (etwas abgewandelt): Das Geheimnis der Medizin besteht darin (Arzt und) den Patient so abzulenken, damit die Natur heilen kann.

In dieser Woche feiern wir 120 jährige Bestehen unseres Krankenhauses und sind über seine Entwicklung, die Struktur und insbesondere den nicht abreißenden Patientenzustrom sehr froh. Zu danken ist das vielen fleißigen Händen, die jeweils auf ihrer Position für das Gesamte einstehen. Die gegenseitige Achtung und die offene, herzliche und auch nicht selten kritische aber lösungsorientierte Kommunikation sind hier wohl die wichtigsten Bausteine.

Insofern hoffe ich, dass Sie uns auch mit Abstand noch in einigermaßen guter Erinnerung behalten.

Sie in Ihrem Tun scheinen das gleiche Prinzip wie wir – nach Konfuzius - zu verfolgen: Es ist besser ein kleines Licht zu entzünden, als über die große Dunkelheit zu fluchen.

In diesem Sinne mit den besten Grüßen aus dem St. Joseph-Stift Dresden

Ihr

Martin Freitag

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Der Landbote replizierte am selben Tag, dem 23. September 2015:

Lieber Herr Chefarzt,

mein Ehrenwort: ich rühre die Trommel für Ihr Haus, wo sich irgend für mich die Gelegenheit bietet. Und die bietet sich oft. Der Eindruck, den ich von diesem großartigen Hospital hatte, war der denkbar Günstigste.

Ganz besonders Ihnen danke ich, dass ich überhaupt noch eine Eloge verfassen kann. Denn wenn ich mich dessen recht entsinne, waren gerade Sie es, die den entlastenden Schnitt in den Abendstunden des 4. August h. a. setzten, als die inkomprimierbare Flüssigkeit Blut drauf und dran war, den Durchfluss in den Jugularien zu behindern. Die Carotiden hätten weiter Blut ins Dachstübchen befördert und irgendwann hätte es dann wohl im Stromgebiet der Media eine missliche Ruptur gegeben, die mich in der Folge erheblich bis letal eingeschränkt hätte. Mein anatomischer Vater, der Herr Professor Dr. Johannes Staudt, der mich seinerzeit zum Physicum führte, lehrte mich, dass Blut nur an drei Stellen etwas zu suchen habe: in den Gefäßen, in Blutkonserven und in der Plundwurscht ... Letztere mit Sauerkraut und Salzkartoffeln ...

Also haben Sie herzlichen Dank dafür, dass ich noch immer die Leier zupfen darf und noch nicht selbst Energiespender für meine biologischen Nachverwerter sein muss.

Seien Sie herzlichst von mir gegrüßt und grüßen Sie doch bitte ebenso herzlich Ihr wunderbares Kollektiv, insbesondere den OA Dr. Ringelband und die Schwester Julia von

Ihrem zutiefst dankbaren und sehr ergebenen

Hübner

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Lieber Herr Chefarzt,

mein Ehrenwort: ich rühre die Trommel für Ihr Haus, wo sich irgend für mich die Gelegenheit bietet. Und die bietet sich oft. Der Eindruck, den ich von diesem großartigen Hospital hatte, war der denkbar Günstigste.

Ganz besonders Ihnen danke ich, dass ich überhaupt noch eine Eloge verfassen kann. Denn wenn ich mich dessen recht entsinne, waren gerade Sie es, die den entlastenden Schnitt in den Abendstunden des 4. August h. a. setzten, als die inkomprimierbare Flüssigkeit Blut drauf und dran war, den Durchfluss in den Jugularien zu behindern. Die Carotiden hätten weiter Blut ins Dachstübchen befördert und irgendwann hätte es dann wohl im Stromgebiet der Media eine missliche Ruptur gegeben, die mich in der Folge erheblich bis letal eingeschränkt hätte. Mein anatomischer Vater, der Herr Professor Dr. Johannes Staudt, der mich seinerzeit zum Physicum führte, lehrte mich, dass Blut nur an drei Stellen etwas zu suchen habe: in den Gefäßen, in Blutkonserven und in der Plundwurscht ... Letztere mit Sauerkraut und Salzkartoffeln ...

Also haben Sie herzlichen Dank dafür, dass ich noch immer die Leier zupfen darf und noch nicht selbst Energiespender für meine biologischen Nachverwerter sein muss.

Seien Sie herzlichst von mir gegrüßt und grüßen Sie doch bitte ebenso herzlich Ihr wunderbares Kollektiv, insbesondere den OA Dr. Ringelband und die Schwester Julia von

Ihrem zutiefst dankbaren und sehr ergebenen

Hübner

Sie haben in einem halbblinden und halbtauben, dafür aber adenomfreien Preußen einen Freund!

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Lieber Herr Hübner,

die Grüße werde ich sehr gerne weiter leiten.

Bleiben Sie nur so herzerfrischend! Überhaupt ist Humor und Lachen oft eine der besten Arzneien – wird in meiner Klinik auch oft angewendet und verschrieben……

Übrigens Professor Staudt ist auch mir noch in starker Erinnerung aus den Berliner Tagen.

Beste Grüße aus Elbflorenz ins Preußische!

Ihr

Martin Freitag

PS: Übrigens gibt’s es grad eine Ausstellung vonwegen Preußen und Sachsen: Gefangen, gelitten, gefeiert. Sachsen 1815 – der König kehrt zurück.«
Sonderausstellung im Pillnitzer Schlossmuseum (Neues Palais)

PS2: …nein es gab: sie ging bis 20.09.2015



 

24. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
07.08.2015