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Hexenjagd – Wahn oder Notwehr?

Der Fachanwältin für Familienrecht, Theodora Greulich aus Stodori Sgorzelica, zugeeignet

„Passt mir das Jäckchen? Dann – flugs her damit!“

D. M. Barbagrigia
Marienburg/Pr. Um das Jahr 1233 zog der Hexenmeister Konrad von Marburg eine feurige Spur durch Deutschland. Wo der Beichtvater der Heiligen Elisabeth von Thüringen seinen Fuß hinsetzte, loderten alsbald die Scheiterhaufen. Durch päpstliches Legat fällte der Irre Konrad seine Urteilssprüche an den Bischöfen vorbei, sodass sich die armen Opfer seiner Willkür nicht einmal in den Schutz der oft vernunftbegabten geistlichen Fürsten flüchten konnten. Konrad, von der Feme deutscher Ritter verurteilt, weil er sich im Falle des Fürsten Heinrich von Sayn zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, wurde zwar am 30. Juli bei dem Dorfe Ebsdorfergrund erschlagen, sein Wirken aber setzte das Fanal zu einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte: der systematischen Hexenverfolgung.

Einen Höhepunkt erreichte diese, als 253 Jahre später die Hexenjagd in einem eigenen Standardwerk aus der Hand des nicht minder wahnsinnigen Heinrich Kramer kodifiziert wurde. Der Malleus Maleficarum legt ein erstes beredtes Zeugnis über die Notwendigkeit ab, die Urteilsfähigkeit der Justitia stets und ständig zu hinterfragen. Dass die Neuzeit dieses Gebot nicht überflüssig werden ließ, beweisen die Nürnberger Rassengesetze hinlänglich. Aus der Feder deutscher Juristen mit humanistischem Bildungshintergrund stammend, zeigen diese verbrecherischen Paragraphen, wie willfährig und beugsam die deutsche Justiz regelmäßig vor der Macht und ihren deklarierten Postulaten einknickt. Wer da aber meint, nun ja, das könne in einem demokratischen Rechtsstaat nicht geschehen, dem seien die Wormser Prozesse ins Gedächtnis gerufen, welche die Bundesrepublik zwischen 1993 und 1997 erschütterten und aufzeigten, wie verhaftet die deutsche Jurisprudenz ihren dunkelsten Traditionen noch immer ist. Wobei der Terminus „Prudenz“ hierorts völlig fehl am Platze ist.

Natürlich regte sich schon immer Widerstand gegen den kollektiven Wahn. So läutete Professor Friedrich Spee von Langenfeld SJ mutig und unter Einsatz seines Lebens mit der Niederschrift seiner legendären cautio criminalis 1631, beinahe vierhundert Jahre nach Konrads gewaltsamen Untergang, das Ende des Hexenbrennens ein. Und auch in Münster formierten sich im ausgehenden 20. Jahrhundert Stimmen, die öffentlich die Fragestellung aufwarfen, wer denn die Bevölkerung vor einer inkompetenten, fanatisierten und überforderten Helfer-Szene schütze. Denn waren die Wormser Prozesse je etwas anderes als eine moderne Spielart der spätmittelalterlichen Hexenverfolgung?

Nun ist es selten von Vorteil, wenn eine Problematik einseitig beleuchtet wird und unliebsame Aspekte dabei unter den Tisch gekehrt werden.

Es erscheint aber doch ratsam, das Phänomen der Hexenjagd etwas tiefgründiger zu beleuchten, unter anderem von Seiten, die sonst dem allgemeinen Kontext entzogen werden, um nicht Gefahr zu laufen, das Andenken an die tausenden unschuldigen Opfer zu schänden. Kann es denn im Rahmen der Hexenverfolgung schuldige Opfer überhaupt geben?

Die Ansichten zu diesem Thema werden oft in einer Art stillschweigenden Übereinkunft beinahe deckungsgleich publiziert. Da werden tiefenpsychologische Prozesse ins Feld geführt. Da ist von kontraphobischen Reaktionen einer von Kastrationsängsten gepeinigten Männerwelt die Rede, von unterdrückter und dämonisierter Sexualität, der Angst vor der vagina dentata, die sich Bahn bringt, weil existenzbedrohende Umweltbedingungen nicht anders erklärt werden konnten, als durch das Zutun des Teufels und seiner irdischen Gespielinnen.

Aber was ist mit dem Naturell der Opfer, die zunächst in den Fokus ihrer Verfolger gerieten? Welchen Anteil hat ihr Charakter, ihre Wesenheit, daran, dass man just auf sie aufmerksam wurde? Es bedarf keiner seriösen Diskussion darüber, ob diese Frauen je nackend auf einem Besen reitend gen Blocksberg geritten sind, um dort mit dem Höllenfürsten Unzucht zu treiben. Das ist infantiler Unsinn und hanebüchener Aberglauben.

Zu derselben Zeit aber, als es lebensgefährlich war, diesen Unfug nicht zu glauben, entstand im deutschen Sprachraum das Sprichwort: Ein bös' Weib ließe sich gebrauchen, wenn man wollt' die Hölle stürmen!

Nun hat sich an der inneren Grundausstattung der Menschen seit jenen Tagen nicht viel geändert. Besieht man sich also die Entäußerungen gegenwärtiger Vertreterinnen des Menschengeschlechts, so dürfen mit einigem Fug und Recht diesbezügliche Schlüsse auf die Verhaltensmuster ihrer Ahnen gezogen werden.

Die moderne Hexe reitet keinen Besen und brabbelt keine verworrenen Zaubersprüche, um einen Schadenszauber zu initiieren. Diese Kreatur geht weitaus sublimer vor. Sie ist gut ausgebildet und hat im Rahmen der voranschreitenden Emanzipation Schlüsselpositionen besetzt, in denen es keiner in die Luft gesprochenen Formeln bedarf, um echten Schaden anzurichten, um Biographien nachhaltig zu beschädigen, um Menschen in Isolation, Verzweiflung und letzten Endes in den Tod zu treiben.

So finden wir diese Spezies bevorzugt unter denen Juristinnen für Familienrecht, oder auch den Verwaltungs-, Finanz- und Ordnungsbeamtinnen. Hier können sie ihre Bosheit, die oft einer lieblosen und von Hänseleien traumatisierten Kindheit geschuldet ist, unter dem Mantel geltenden Rechts austoben – just genau so, wie ihre einstigen Peiniger und Verfolger. Untrüglich erkennbar sind diese Frauen oft an einer spezifischen Armut an Intellekt und Phantasie, an Empathie und Kreativität. Visionäres Denken ist ihnen fremd. Sie funktionieren, und sie lieben eine oberflächliche, plakative Betrachtung der Welt. Diese Frauen haben immer Recht – und bräche die Welt darüber auseinander. Und sie lassen die Welt darüber auseinanderbrechen – denn allzu oft haben sie Unrecht! Sie passen die äußere Realität ihren inneren Wunschvorstellungen an und wenn das nicht miteinander korrelieren will, dann muss eben etwas zugrunde gehen. Meist sind es die anderen, solange noch andere da sind, die geopfert werden können.

Wenn das Leid derer, deren zerstörte Biographien ihren Weg pflastern, auch nicht in jedem Falle zu einer kompensatorischen Befriedigung ihrer oft unerfüllt bleibenden sexuellen Bedürfnisse führt, so schafft es ihnen dennoch häufig eine Art Selbstbestätigung, in dieser Welt einen, wenn auch kontraproduktiven, Platz zu beanspruchen. Oberflächlich gesehen, erledigen sie „nur ihren Job“. Aber hinter ihren Kulissen erweist sich die ganze Bandbreite ihrer destruktiven Veranlagung und so scheuen sie selbst davor nicht zurück, das, was man Gutes an ihnen tat, gnadenlos als Waffe gegen ihre einstigen Wohltäter zu richten. Mit anderen Worten: Gib einer solchen Person einen Hammer in die Hand und lehre sie, einen Nagel in die Wand zu schlagen, so wird sie dir mit just diesem Hammer den Schädel zertrümmern, sobald du ihr den Rücken zuwendest, nach der Devise: Ich zerstöre, also bin ich.

Diese vertrockneten, unbegehrten, bar jeder Liebe dahin parasitierenden, traurigen Gespenster haben das Miteinander bereits vergangener Generationen vergiftet, und ihre Zahl war und ist Legion. Wie sollte sich der von allen Seiten bedrohte mittelalterliche Mensch wehren? Blieb ihm nicht als einzige Lösung der Ansatz, für den sich die Pruzzen und die Friesen entschieden, als ihnen die allerheiligsten Fanatiker Adalbert und Winfried auf den Zünder gingen mit ihrem dämlichen Gesülze? Gerade Winfried, der entgegen seinem gewählten Pseudonym Bonifatius den Menschen absolut nichts Gutes brachte, musste damit rechnen, von seinen unfreiwilligen Gastgebern erschlagen zu werden, wie ein tollwütiger Köter. Warum? Nun, die Friesen und die Pruzzen waren einfach zu arm, um Irrenhäuser zu bauen und auch noch nicht moralisch so weit entwickelt, dass sie sich hätten nach der berühmten Randverfügung Friedrichs des Großen richten können, die da lautet: Galgen und Rad bessern solche Narren nicht. Man soll sie in ein Irrenhaus geben und dort vernünftig und menschlich behandeln! Denn: setze diesen Frauen das Messer an die Kehle – es ist ihnen egal. Sie sind so kurzsichtig, so blind und brutal und versessen auf ihre Sicht der Dinge, weil sie doch einfach nur zu schwach sind, den für sie unangenehmen Wahrheiten ins Auge zu sehen, dass sie selbst das eigene Verderben in Kauf nähmen, als auch nur einen Millimeter zurückzuweichen und eine ihrer prinzipiellen Positionen aufzugeben.

Der spätmittelalterlichen Gesellschaft ging es nicht viel anders. Auch sie litten permanent unter der Terrorherrschaft selbstsüchtiger, zänkischer und infamer Megären, derer sie sich kaum zu erwehren wussten. Nun ist das Feuer eines Scheiterhaufens keine akzeptable Lösung und schon gar nicht die undifferenzierte Devise, nach der die Hexenjagd betrieben wurde und die Mönch Arnold Amaury am 22. Juli 1209 vor Béziers so treffend auf den Punkt brachte. Als ihn ein Hauptmann der Kreuzfahrerkontingente fragte, wie man denn nach der Erstürmung der Katharermetropole die rechtgläubigen Christen von denen Ketzern unterscheiden solle, antwortete er lakonisch: „Tötet sie alle! Gott wird die Seinen schon erkennen!“ Welch brutaler Pragmatismus!

Nein, ein Paradigmenwechsel war dringend geboten. Doch wie diesen ausgestalten? Die zerstörerische Macht in den Händen der modernen Hexen hat in einem bedrohlichen und gesellschaftsgefährdenden Ausmaß zugenommen. Dem Vorschlag Dr. Kurt Tucholskys: „Rp. penem normalem“ mangelt es entschieden an Praktikabilität. Welchem nicht pervertierten Manne ist ein intimer Kontakt mit einer solchen Frau zumutbar? Scheucht man aber die Entarteten ins Getümmel, so stellt das Pandämonium, was möglicherweise daraus generiert wird, mit Sicherheit eine katastrophale Verschlimmerung der gegenwärtigen Situation dar.

Was also tun? Unser Ansatz lautet. Demaskiert sie! Reißt ihnen die Maske herab, unter der sie sich als vollwertige Mitglieder einer aufgeklärten und zivilisierten Gesellschaft ausgeben. Das sind sie nicht! Sie waren und sind das wuchernde Geschwür, das den lebendigen Organismus einer modernen Gesellschaft von innen her zersetzt! Nehmt die Gefahr, die von diesen Frauen ausgeht, ernst, diese Frauen jedoch in keinem Falle für voll! Lasst ihre irrationale Gewalt ins Leere laufen und bringt sie eben nicht um, sondern marginalisiert und isoliert diese bösen Figuren auf dem Schachbrett des Lebens in einer Art geistigen Quarantäne! Hindert sie daran, sich in eine Opferrolle zu flüchten, die sie nur zu gerne anstreben, wenn man ihnen die Reißzähne zieht! Sie sind immer Täter, keine Opfer!

Haltet diesen dunklen Königinnen unentwegt den Spiegel vor die Nase und zwingt sie, hineinzusehen. Das schmerzt sie mehr als alles andere, als jede Falte in ihren Gesichtern, denen oft die eigene Bosheit mehr zusetzt als das Alter! Stellt euch der Ignoranz und Indolenz dieser Frauen in den Weg, mit denen sie das Leben und das Miteinander vergiften, indem ihr ihnen gleiche Münze heimzahlt! Ehrt also­ die Frauen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben, stark und selbstbewusst mit anderen Menschen respektvoll und auf Augenhöhe umgehen. Die Arg und Trug verachten und gerade und aufrecht ihren Lebensweg gehen. Ehrt die Kämpferinnen für das Gute, das Selbstlose, das Anständige, die Tapferen, die Gutherzigen! Und im gleichen Atemzuge lacht die Kanaillen aus – denn, so formulierte es einst James Krüss in seinem berühmten „Tim Thaler oder das verkaufte Lachen“: „Wo der Mensch lacht, da hat der Teufel seine Macht verloren!“

 

24. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2014

29. 12. 2014