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Ein Stonehenge in der Lausitz

Burg Raddusch erinnert an ein unterlegenes Volk

Kotofeij K. Bajun
Ehrfurchtsgebietend erhebt sie sich nahe der Autobahn nach Cottbus, die slawische Fluchtburg der Lusitzer. Genutzt hat sie dem wendischen Stamme am Ende wenig. Markgraf Gero, der Slawenschlächter, setzte den Wenden eine überlegene militärische Technologie und Logistik entgegen. 963 begann der Verfall der Burganlage. Und beinahe wäre sie so, wie viele andere im Lausitzer Braunkohlegebiet dem Abbaubagger zum Opfer gefallen. Doch das Schicksal meinte es gut mit dieser Anlage. Archäologen erschlossen und rekonstruierten sie. Dann begann der Wiederaufbau. Nun ist sie wieder ein Solitär inmitten der Lausitz. Und manchmal, bei einem schönen Sonnenuntergang, geht von ihr eine Magie aus, wie von Stonehenge.


Stolz der Slawen - Fluchtburg Raddusch

Nähert man sich der Burganlage, die von einem Wassergraben umgeben ist, machen sich Gefühle wie Ehrfurcht und Staunen vor der Leistung der Alten breit. Sicher, der damaligen Landschaft wird der massive Holzeinschlag nicht gut getan haben. Aber das entstandene freie Feld rund um die Burg mag den Verteidigern nützlich gewesen zu sein. Da steht sie nun, solide und imposant. Die Wallwände sind so dick, dass der Besucher durch einen Tunnel gehen muss, um das innere der Burg zu erreichen. Hier aber beginnen die Unterschiede der neuen Burg Raddusch zu ihrem Original. Über große Teile sind die gewaltigen Wälle innen hohl und beherbergen ein sehr liebevoll und einfallsreich gestaltetes Museum. Es ist gerade diese Bereicherung der Anlage, die den Gast sehr anschaulich in die ferne Zeit der Vorfahren entführt. Damit ist den Neuerbauern der Burg Raddusch eine hervorragende Symbiose zwischen der lebendigen Anschaulichkeit solcher Anlagen und der Wissensvermittlung gelungen, die sich ganz unprätentiös, unaufdringlich und doch überaus lehrreich präsentiert.

Im Hof erinnert ein den Originalen der Slawenzeit nachgestalteter Brunnen an die enorme Bedeutung, die der Zugang zu frischem Wasser für die Eingeschlossenen im Kriegsfalle hatte. Die Wallanlagen sind begehbar und bieten dem Besucher aus luftiger Höhe einen guten Rundumblick in die lausitzer Landschaft. Diese nun hat mit den Verhältnissen der vorletzten Jahrtausendwende gar nichts mehr gemein. Die Kulturlandschaft des 21. Jahrhunderts lässt die Slawenburg wie eine Zeitkapsel erscheinen. Um den Eindruck zu vervollständigen, wird ein Suburbium von einigen wendischen Hütten in den nächsten Jahren wieder aufgebaut, so dass Burg Raddusch dann auch noch die Funktion von archäologischer Freiland-Forschung übernehmen wird, wie das auch beispielsweise von Groß Raden bekannt ist. Jetzt schon zieht sich ein metallener Weg rund um die Burg, die den Besucher, der ihn begeht, ein Gefühl für die enormen Zeitspannen gewinnen lässt, die seit der bekannten Erstbesiedlung der Lausitz vergangen ist. Den Weg begleiten einige Kulturpflanzen, die von den Menschen angebaut wurden, seit sie in diesen Gefilden sesshaft wurden.

Resümierend lässt sich feststellen, dass die Burg Raddusch durchaus zu den Attraktionen der Lausitz gezählt werden, zu denen ein Wochenendausflug wärmstens empfohlen werden kann.

24. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
15.10.2014