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Good bye, Britannia!
Brexit ist beschlossen

B. St. Fjøllfross
Sie wollen also raus! Die Europäische Union ist für sie ein Zuschussgeschäft. Wie viel Ignoranz steckt hinter einem solchen Volksentscheid! Die Briten, die einst ein Weltimperium beherrschten, können anscheinend nicht verknusen, dieses verloren zu haben und fallen jetzt in einer Art kollektivem Koma in einen Provinzialismus zurück, der sie endgültig und in jeder Beziehung an den bedeutungslosen Rand des des alten Kontinents führen wird.

Haben diese Insulaner nicht begriffen, dass sie ihre eigene industrielle Grundlage planmäßig demontierten, dass ihnen die Waliser Kohle nichts mehr bringt, dass kein Empire mit günstigen Rohstoffzugängen und Absatzmärkten mehr existiert? Haben diese einst global agierenden Weltreichbeherrscher nicht verstanden, wie ein Imperium realiter funktioniert?

Imperiale Hotspots wandern im Lauf der Geschichte rund um den Erdball. Ihre Funktionsweise aber ist immer dieselbe. Ihnen etwas entgegenzusetzen, verlangt Unität und konzertiertes Vorgehen. Aber die Atommacht und zweifacher Weltkriegssieger Großbritannien hat ja dergleichen nicht nötig! Für sie gelten Naturgesetze nicht – Newton hin oder her.

Interessant aber ist, wer für das negative Votum sorgte. Es sind vorwiegend die jungen, ungebildeten Briten – die in der Masse so prunzdoof sind, wie der Rest ihrer europäischen Altersgenossen – die Polen vielleicht ausgenommen. Sie werden auch in der Masse die grausame Zeche zu bezahlen haben.

Europa wird ärmer durch den Verlust der Insel. Diese aber verliert alles ohne den Kontinent. Nun spielen sie keine Rolle mehr. Sie haben zu hoch gepokert. Und Premier Cameron? Er war es doch, um populär zu erscheinen, der permanent mit dem Brexit drohte. Wenn ein Politiker mit innenpolitischen Themata nicht mehr fertig wird, richtet er den Fokus des doofen Volkes auf das Ausland.

Dann begriff Cameron seinen kapitalen Fehler und ruderte mit allen Kräften zurück. Zu spät. Die Paste war aus der Tube. Die drückte kein Mensch mehr zurück. Nun will er zurücktreten. Wen interessiert's! Das bringt auch nichts mehr ins Lot! Dass sich solche Leute aber auch immer für so wichtig und unverzichtbar halten, dass sie ernsthaft glauben, es würde irgendjemanden umtreiben, verschwänden sie denn im Nirwana der Geschichtsschreibung. Nein, der Mann gibt Fersengeld, weil ihm eher als dem Rest des doofen Volkes klar geworden ist, was er angerichtet hat und was nun folgt! Er will sich verdünnisieren, ehe man in Old Bailey's den Galgen wieder in Betrieb nimmt. Genau wie Johnson und Farage.

Nun lehren ja die Dialektiker, jede Medaille habe ihre zwei Seiten. Schauen wir mal! Ja, es gibt etwas Gutes: Ganz Europa wurde vorgeführt, welche Gefahren Volksentscheide bergen – wenn man Leuten die Macht gibt, die nicht mal bis drei zählen können. Das dürften den Apologeten der Plebiszite erst einmal einen empflindlichen Dämpfer verpasst haben.

Möglicherweise wird die Britendämmerung den nationalistischen Strömungen vieler europäischer Länder eine Breitseite verpasst haben. Scheinen doch nun mehr Bürger der Europäischen Union begriffen zu haben, was dieses Europa bedeutet! Und sie werden begriffen haben, was es bedeutet, großmäuligen und hirnlosen Demagogen auf den Leim zu gehen. Denn, kaum haben die Sezessionisten auf der Insel ihr Ziel erreicht, verkündeten sie dem doofen Volk: „April, April! War alles nicht so ernst gemeint. Mehr Geld ins Gesundheitswesen? Keep dreamin'! Ha ha ha …“

Was für die Briten jedoch am Schlimmsten ausschlagen wird, das, so orakelt der Preußische Landbote heute schon, wird das Wasser sein, dass sie mit ihrem Votum auf die Mühlen der schottischen Separatisten gegossen haben. Denn sie haben die Schotten, aber auch die Nordiren und möglicherweise auch die Waliser mit ins Verderben gerissen. Und zumindest die Schotten werden sich das nicht gefallen lassen. Edinburg und die Söhne Bravehearts wollen mehrheitlich Europäer bleiben. Na ja, und die Oranjer in Derry und Belfast werden jetzt durch katholische Gassen Spießruten laufen, was das Zeug hält.

Den Briten, die vorher schon nichts Substanzielles außer ihrem Namen zur EU beigetragen hatten, hat Brüssel schon vorher Zuckerwasser in den Inselhintern geblasen. Nicht primär, um diese Drohnen zu halten, sondern vielmehr dem Negativ-Exempel eines Austritts vorzubeugen. Jetzt hat es Brüssel eilig, den verlorenen Sohn John Bull aus dem Haus zu jagen. Jetzt begreifen die Briten, was sie wirklich wert waren, solange sie im Hotel Mutti zu Brüssel parasitieren. Europa geht nominell eine Drittel Billion Euro im Jahr verloren? Hat Großbritannien eh nie bezahlt. Sollen sie sich für die Gelder, die sie nie überwiesen haben, noch mal so ein richtiges saftiges Steak und ein Porter leisten! Es wird wohl das letzte sein. Aber jetzt gibt’s auch keine Kopeke mehr aus Brüssel. Keine Entwicklungsfonds für strukturarme Gebiete! Good night, ladies, good night gentleman, please let all this letters comin' and – please – don't call again!, flötete einst die große Laurie Anderson. So wollen wir es halten. Good bye Britannia! May be, you rule the waves, but never your mind.

24. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
12.07.2016