Der Neue will's wissen
Nordkoreas jüngster Kim-Spross Kim Jong-un
lässt die Muskeln spielen
David Katz
Das läuft wie nach dem Drehbuch: Wenn ein Staatswesen lange genug
Misswirtschaft getrieben hat, weil sich seine Oberschicht hemmungslos
bereichert, von Nationalökonomie nichts versteht und das Volk nur
als hirnlose Sklaven hält – bricht irgendwann der Hunger
aus. Geht es aber an die nackte Existenz, dann werden auch die primitivsten
Amöben, auf deren Niveau das nordkoreanische Volk mittlerweile
heruntergebrochen wurde, rebellisch. Dann geht’s ans Eingemachte.
Es gibt quer durch die Geschichte prinzipiell nur einen Weg, die drohende
Eskalation kurzfristig noch einmal abzuwenden: Hilft aller Terror nach
innen nicht mehr – und der nordkoreanische Terror setzt wirklich
Maßstäbe des Grauens, wie das Beispiel des Shin Dong-hyuk
eindrucksvoll beweist – dann muss eben der äußere Feind
von den inneren Problemen ablenken. Das 24-Millionen-Volk der Nordkoreaner,
das sich eine nach Millionen Soldaten zählende Armee leistet, steht
mit dem Rücken an der Wand. International ist das mörderische
Regime seit langem isoliert. Nur China hält noch einigen Kontakt
zu den roten Feudalherrschern von Pjöngjang. Schon lange feilten
die Nordkoreaner an einer Atomwaffentechnik – denn was nutzt ihnen
eine Armee mit einer Millionen Soldaten, wenn die selbst am Verhungern
sind und keinen Kraftstoff haben um auch nur einen Panzer aus der Kaserne
zu bewegen? Im Übrigen ist die Zeit der großen Heere längst
abgelaufen. Militärisch gesehen sind sie unbrauchbare Anachronismen.
Bewaffnete Konflikte werden mit überlegener Technik und wenigen
Spezialisten ausgetragen. Doch die kann sich das gebeutelte Land schon
lange nicht mehr leisten. Also ärgern sie den Süden in der
wahnwitzigen Hoffnung, Seoul könne im Verbund mit den U.S.A. zurückschlagen
und somit China auf die Seite des kleinen Verbündeten ziehen, das
dann zumindest erst einmal die militärischen Probleme zu lösen
in der Lage wäre. Dieser Logik folgend beschießen die Nordkoreaner
südkoreanische Kriegsschiffe in Seegebieten, in denen der Verlauf
der Demarkationslinie angeblich strittig ist. Nun wurde von der nordkoreanischen
Volksarmee eine südkoreanische Insel Yonpyong mit Raketen beschossen.
Einer Kriegserklärung bedarf es nicht: Die beiden Staaten befinden
sich nach wie vor offiziell noch immer im Kriegszustand – der
Koreakrieg endete so gesehen bis auf den heutigen Tag nicht. Was passiert,
wenn Südkorea besonnen bleibt? Wie weit müssen sich die dem
Kim-Clan hörigen Paladine noch aus ihren Löchern wagen um
ihren Amoklauf zu für sie brauchbaren Ergebnissen zu führen?
Die Archäokommunisten mit dem feudalistischen Gesellschaftsaufbau
brauchen dringend Ergebnisse! Immer wieder sickern Berichte von meuternden
Offizieren durch, die dann als Abschreckung auf nordkoreanischen Kasernenhöfen
bei lebendigem Leibe verbrannt oder anderweitig bestialisch zu Tode
gemartert werden. Der nordkoreanischen Führungsclique steht das
Wasser definitv bis zum Halse. Es muss etwas passieren. Von der nationalsozialistischen
Verbrecherbande, die das Dritte Reich regierte, wissen wir, dass solche
Leute ohne zu zögern bereit sind, die Welt mit in den Abgrund zu
reißen, wenn es ihnen unweigerlich ans Leder geht. Haben sie verspielt,
so hat auch niemand anderer das Recht, weiterzuleben. Wozu auch? Jeder,
außer ihnen war doch nie mehr wert als ein Einzeller. Und –
was mit ihnen geschieht, wenn ein Umsturz Erfolg hat, können sich
diese Lumpen an zehn Fingern abzählen. Sie werden es auch am Fernseher
verfolgt haben, wie die roten Vampire Nicolae und Elena Ceaucescu an
einer Wand zusammensackten, als sie von den Maschinenpistolen der Aufständischen
durchsiebt wurden. Sie werden die Bilder nicht vergessen haben, die
Honecker zeigten, wie er durch die Welt gehetzt wurde, so, wie er selbst
einst das Vieh bei seinen Staatsjagden durch die Wälder der größten
DDR der ganzen Welt jagte. Dass das koreanische Volk mehrheitlich seine
Peiniger trotz aller erzwungenen Lippenbekenntnisse hasst wie die Pest,
ist ihnen völlig klar. Daran kann auch keine Indoktrination und
kein noch so verbrecherischer Terror nach innen etwas ändern. Woher
wir das wissen? Wer in einer insuffizienten Diktatur groß geworden
ist, verfügt wohl über einige diesbezüglicher Kompetenzen.
Doch was soll man tun? Das nordkoreanische Volk zu infiltrieren, dürfte
kaum möglich sein. Die Politik der Autarkie hat nicht nur die internationale
Isolation befördert, sondern auch die absolute Selbstabschottung
dieses Systems. Ein Präventivschlag wie in Afghanistan oder dem
Irak kann nur erfolgen, wenn Peking diese Attacke absegnet. Und das
werden die roten Mandarine kaum tun. Denn sie können neben Japan
und Taiwan keinen weiteren amerikanischen Vorposten vor der Haustüre
gebrauchen. Also müsste man sie dazu bewegen, diesen Schlag selbst
zu führen. Dagegen sprechen gleich mehrere Gründe. Nur zwei
davon seien hier genannt: Obwohl einem Turbokapitalismus verhaftet,
predigt Rotchina noch immer den Kommunismus. Ein sich ebenfalls kommunistisch
gebendes Land zu überfallen um es zu befreien um dann zusehen zu
müssen, wie es sich im Anschluss mit dem kapitalistischen Süden
wiedervereinigt, würde etwas paradox klingen. Zweitens könnte
Peking immer scheinheilig auf Tibet verweisen und sagen: „Ihr
regt euch bis heute darüber auf, dass Lhasa eine chinesische Provinzhauptstadt
geworden ist und jetzt schickt ihr uns selbst in ein Nachbarland, das
uns nie angegriffen, uns nie etwas getan hat, und zu dem wir beste Beziehungen
unterhalten? Was soll das?“ Den Teufel werden sie also tun. Ein
zuverlässiger Indikator dafür ist, dass China nach wie vor
Flüchtlinge aus Nordkorea in ihre Heimat ausliefert, wo sie zur
Abschreckung nicht selten öffentlich hingerichtet werden. Die Welt
hingegen wäre gut beraten, die nordkoreanische Entwicklung mit
aller Sorge zu beobachten. Denn, wenn die Kerle eine Atombombe besitzen,
werden sie bald so unter Druck stehen, dass sie gar nicht mehr anders
können, als sie einzusetzen. Welche Kettenreaktion aber eine nukleare
Kriegsführung zum Nachteil der Weltzivilisation nach sich ziehen
könnte, braucht wohl hierorts nicht weiter ausgeführt zu werden.
Und doch können wir kaum etwas anderes tun, als hoffen und beten,
dass es irgendeiner mutigen Truppe von Offizieren gelingen möge,
einen erfolgreichen Staatsstreich umzusetzen. Selbst das, was zu einer
weiteren Destabilisierung der Region führen würde, wäre
immer noch brandgefährlich. Wenn der deutsche Michel in der Vorweihnachtszeit
Angst vor islamistischen Anschlägen hat, dann hat er keine Ahnung,
woher ihm wirklich größte Gefahr droht. Die fanatischen Mullahs
sind zahnlose Papiertiger im Vergleich zu den Verrückten in Pjöngjang,
die ihre eigene Brut auf Schweizer Internate senden, während das
eigene Volk beim Massentanz mit bunten Tüchern im Stadion verhungert.
Die Deutschen sollten sich von der schieren Größe der eurasischen
Landmasse, an deren anderem Ende die koreanische Halbinsel liegt, nicht
zu sehr in Sicherheit wiegen lassen. Es könnte ein böses Erwachen
geben.