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Moderne Don Quixoterien
Wie die Bundesregierung gegen die Internet-Kinderpornographie vorgehen will

Don Miquele Barbagrigia
Die Bundesregierung will die von Gott verfluchten Kinderpornographie-Internet-Seiten also sperren, verbieten, umlenken und weiß der Teufel was sonst noch alles mit ihnen tun, auf jeden Fall aber den Sumpf etwas trockener legen. Dass die Geschichte aussichtslos ist, dürfte auch dem unterbelichtetsten aller Politiker klar sein. Es kann nur um minimale Eindämmung gehen. Denn, was lehrte uns Vater Freud: Drei Triebfedern bestimmen die Grund- und Lebenseinstellung des Nackten Affen: Fressen, Saufen, Ficken. Der letztgenannte Trieb ist der mächtigste. Und immer wird es einen erheblichen und wahrscheinlich in sich konstanten Prozentsatz in der Gesellschaft geben, die dem entarteten Sex anhängen. Doch Vorsicht: wir müssen natürlich sagen, ...die Variationen des Sex, die von der jeweiligen Generation als entartet klassifiziert werden. Denn sehen wir zurück in die antike, vorpaulinische Zeit, war der sexuelle Umgang mit Kindern an der gesellschaftlich akzeptierten Tagesordnung. Die alten Griechen beschränkten diesen Umgang mit ihnen anvertrauten Knaben natürlich nicht nur auf die lustvolle Seite: Ihnen war eindeutig auch ein edukativer Auftrag zugewiesen worden. Das bedeutet, dass sie den Knaben auch gleichzeitig alles über das zukünftige Leben zu vermitteln hatten, was väterliche Unterweisung zu leisten vermag. Bei den späten Römern herrschte bereits die blanke Dekadenz. Die Prostitution wurde so unbefangen gesehen, wie das Nebeneinandersitzen auf denen öffentlichen Aborten. Kinderprostitution inbegriffen. Im Rom der Zeitenwende gab es mehr männliche Lustknaben kindlichen Alters als Mädchen, die sich ihre paar Sesterzen auf dem Strich verdienten. Der Schutz des Kindes war sowieso ein unbekannter Begriff und die Forderung nach einem solchen hätte bestenfalls verständnislose Heiterkeit erzeugt. Wir finden dieses Phänomen noch heute in beinahe allen Staaten, die so arm sind, dass die Mehrzahl ihrer Bewohner täglich um das nackte Überleben ringt. Die besondere Fürsorge, die man Kindern angedeihen lässt, ist ein Luxusmerkmal der reichen, der sogenannten Ersten Welt, die ihre Wirtschaftsmacht Jahrzehntelang auf dem Rücken des Restes der Welt aufbaute und sich nun erkühnt, moralisierend den Zeigefinger zu erheben, gleichwohl es hinter ihren Kulissen nicht minder verdorben zugeht.
Nun also will man von „oben“ herab denen Perversen das schändliche Handwerk legen. Sehr lobenswert. Inwieweit die Bemühungen in Praxi gediehen sind, vermögen wir nicht zu sagen, da diesbezügliche Recherchen unserem Hause ein Übermaß an Überwindung abverlangen, daher nur sehr halbherzig geführt und lediglich in einem einzigen Falle zu einem positiven Ergebnis geführt haben. Sprich: die einzige Internet-Seite, auf die wir stießen, war auch ordnungsgemäß gesperrt worden. Wir mussten uns absentieren, denn uns überkam das Kotzen in Sekundenschnelle. Allerdings konnte man auf diese Seite stoßen, weil das sogenannte Thumbnail noch sichtbar war. Das hinwiderum ist tadelnswert. Es animiert den krankhaften Rechercheur nach einem Bypass zu fahnden, um sich der verwerflichen Inhalte dennoch zu bemächtigen. Dennoch, wir sind nicht naiv: Was einmal im Internet steht, das ist der Geist aus der entkorkten Flasche – schwerlich wird man ihn wieder in sein Gefäß zurückzubannen vermögen.
Die Bemühungen der Bundesregierung scheinen uns aller Ehren wert. Gehen sie doch ganz richtig davon aus, dass dort, wo ein Markt ist, sich immer wieder Schwerstkriminelle finden, die Kinder unberücksichtigt ihrer körperlichen und geistigen Entwicklungsstufe zu Handlungen zwingen, die für die Perversen anregend, für die kleinen Akteurs aber einfach nur zum Erbrechen eklig sind. Denn die Natur wußte, was sie tat, als sie denen Kindern bis zum Erlangen ihrer pubertären Reife keine sexuellen Affinitäten ins genetische Programm schrieb.
Das Problem aber scheint uns ein anderes zu sein: Lassen sich diese Umtriebe mit restriktiven Maßnahmen bekämpfen? Hatten wir in der Geschichte nicht schon genug gegenteilige Beispiele um noch ernsthaft an den Erfolg solcher Restriktionen glauben zu können? Verbiete den Leuten den Zugang zu freier Literatur, wie die katholische Kirche es über Jahrhunderte hinweg tat, und die Leute drucken und lesen, was das Zeug hält. Heimlich. Verbiete ihnen das Kaffeetrinken, wie im Preußen des 18. Jahrhunderts, sie schmuggeln und rösten bis zum geht nicht mehr. Heimlich. Verordne ihnen eine Prohibition, wie in den U. S. A. der Zwanziger Jahre geschehen und selbst vorher bekennende Antialkoholiker fangen in Flüsterkneipen das Saufen an. Heimlich. Verbiete ihnen den Drogenkonsum und siehe, in Fohrde bei Brandenburg an der Havel stößt die Polizei auf eine Halle mit über dreitausend Cannabispflanzen. Heimlich. Verbiete ihnen doch den Toback oder setze die Tobacksteuer hinauf bis ins Unermeßliche! Sollst mal sehen, wie sie sich das Kraut auf dem heimischen Balkon und im Schrebergarten ziehen. Heimlich. Was der Nackte Affe will, das lässt er sich nicht nehmen. Immer wird er Mittel und Wege finden, solche Sanktionen zu unterminieren. Nun, da eine beispiellose Skandalwelle die Katholische Kirche überrollt und sie von den Sünden der vergangenen Jahrhunderte eingeholt wird, zeigt sich, dass der „Teufel“ bereits die Gralsburg der Moral erobert hat. Kommt dass nicht einer Quasi-Approbation jedweden menschlichen Lasters gleich? Sagen die Leute auf der Straße nicht: „Ja, wenn die geweihten Gottesmänner solche Dinge tun, wer will dann über uns zu Gericht sitzen?“ Genau das ist das Problem. Eine Gesellschaft sollte ihre Energien nicht darauf verschwenden, Dämonen Riegel vor die Tür zu stoßen, die sie, wie die Erfahrung lehrt, nie und nimmer zu bannen in der Lage ist. Das ist ein Kampf gegen Windmühlen, aller Ehren wert und doch teuer und – vergebens.
Nun sträubt sich auch bei uns jede Nackenfeder, solchen Entwicklungen tatenlos zuzusehen. Wie also reagieren? Restriktionen oder Verbotsmaßnahmen schaffen, wie wir darlegen konnten, nur an der Oberfläche Ruhe. Darunter gärt und brodelt es munter weiter. Strafen, und gälten sie Leib und Leben, haben noch nie zu einer Lösung des Problems, haben noch nie zu einer wirkungsvollen Abschreckung geführt. Selbst die schärfste aller Maßnahmen – die totale und absolute gesellschaftliche Ächtung, die das missratene Individuum aus den Reihen der Zivilisation verbannt, richtet nichts aus gegen die Übermacht verdorbener Triebe.
Man wird also auch den sexuellen Missbrauch von Kindern für private und kommerzielle Zwecke nie ganz verhindern, welche Windmühlen man auch immer attackiert. Man kann sich dazu entschließen überwiesene Täter auszumerzen. Wir sprechen klipp und klar von physischer Vernichtung – und nicht von einer juristisch untermauerten Gerechtigkeit. Doch Vorsicht! Das ging schon einmal schief! Wir erinnern an die Märtyrer des Geistes, wie Giordano Bruno oder Jan Hus, die uns Heutigen als Helden erscheinen, den Damaligen aber als die größten Lumpen galten. Wir erinnern im gleichen Maße an den Hexenanwalt Herrn Prof. Friedrich von Spee, uns ein unsterblicher Heros, dessen Bild unsere Redaktion ziert. Seinen Zeitgenossen aber galt er als Fürsprech des Abschaums, gerade so wie uns ein Advocat gälte, der sich hinstellte um denen Kinderschändern eine Apologese zu schreiben. Die eigentlichen Richter sind immer die Nachgeborenen. Und was heute richtig war, kann in den Augen der Enkel bereits grundfalsch und überholt und antiquiert sein, es möchte uns heute als noch so ehern und fundiert erscheinen. Dabei sei gesagt, dass es auch außerhalb unserer Vorstellungskraft liegt, uns einen Paradigmenwechsel in Bezug auf den Sex mit Kindern vorzustellen. Da aber alles schon einmal da war und unterschwellig im globalen Maßstab noch immer da ist, müssen wir diesen Fakt wohl ins Kalkül ziehen – es passe uns in den Kram oder auch nicht.
Was also tun? Recht hat immer, wer die Macht hat. Wenn wir, die wir den sexuellen Umgang mit Kindern ablehnen, also heute die Macht haben, dann sollten wir heute tun, was in unserer Macht steht, diesen Umgang zu unterbinden. Wir müssen rigoros vorgehen. Dennoch ist es unsere Pflicht darauf achtzugeben, nicht wieder in die kollektiven Hysterie der Hexenjagd zu verfallen, dem Wahn der Hexenjäger Raum zu leihen. Denn auch diese, die „anderen Perversen“, lauern an jeder Ecke auf ihre Chance um unter dem Mäntelchen des von aller Moral gedeckten Gutmenschentums ihre scheußlichen Verbrechen zu begehen, an deren Auswirkungen sie sich nicht minder delektieren, als die Kinderschänder an den unreifen Körperchen. Das Gebot der Stunde lautet also, berechenbar hart zu sein, nicht aber übers Ziel hinaus zuschießen. Ein wahrhaft schwieriger Balanceakt, fürwahr. Konkret übersetzt heißt das natürlich, dass der jüngste Windmühlenritt der Bundesregierung zu befürworten ist, sowenig er auch für die Sache zu leisten vermag. Im Übrigen gilt das universale Wort Francisco Goyas: El sueno de la razon nace monsteros – der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Und das prollische Pack jeder gesellschaftlichen Stufe und jeden Ranges ist nun mal per se unvernünftig – das ist sein Attribut, sein Lebenszweck, sein Kainsmal.

16. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
05.04.2010