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Ist Europa noch zu retten? B. St. Fjøllfross Es werden Verhältnisse herrschen, die jetzt aus dem Herzen Afrikas bekannt sind – marodierende Söldnerbanden, nur ihren eigenen Gesetzen gehorchend, werden Gräueltaten begehen, welche die der Nazis vergessen machen. Sicher, wir glauben nicht, dass es einen erneuten industriellen Massenmord gibt. Dazu werden die gesellschaftlichen Einheiten einfach zu klein sein. Die gegenseitige Vernichtung wird sich auf kleinerer, auf lokaler Ebene abspielen, was einem Genozid jedoch keineswegs im Wege steht, wie uns das Beispiel der Hutu und Tutsi lehrt. So etwas wie den Dreißigjährigen Krieg, nur eben weitaus schlimmer, sehen wir auf uns zukommen. Es mag brutal klingen, aber alle Anzeichen deuten bereits jetzt schon auf das Heraufdämmern eines solche Völkermordens. Verschärft aber wird die Sache dadurch, dass die Völker Europas nach 1648 im Verlaufe von drei bis vier Jahrzehnten wieder zu einem gesellschaftlich geregelten Miteinander zurückfinden konnten, weil sie alle auf einer sie mehr oder weniger verbindenden Leitkultur, der christlich-abendländischen nämlich, zurückfinden konnten. Diese Werte wird es dann jedoch nicht mehr geben. Selbst der Islam, der als stabilisierendes Element wirken könnte und bereits jetzt massiv mit Menschen und Kapital nach Europa drängt, wird im Verlauf dieser zwanzig Jahrzehnte seine Aufklärungsperiode erleben, die ihrerseits mit Sicherheit zu schismatischen Prozessen mit all ihren blutigen Begleiterscheinungen führt.
Griechenland fällt und wie die Dominosteine kippen Portugal, Spanien und Irland hinterher. Die reichen Länder der Union sollen sie stützen – ja wovon denn? Deutschland mit seinem Rekordschuldenberg, der in zweihundert Jahren nicht abzutragen ist, soll mit sechsundzwanzig Milliarden in die Bürgschaft einsteigen – für ein einziges Land, das eine Viertelbillion benötigt um überhaupt am Markt zu bleiben. Den Bürgen soll man würgen – aber gibt es denn eine Alternative? Es gibt keine. Denn Griechenland ist kein Ballast, den man nach Bedarf über Bord werfen kann, sondern ein Leck im Segler „EU“. Wenn das nicht gestopft wird, säuft der ganze Kahn ab. Und schon tun sich mit den eben erwähnten Ländern neue Lecks auf. Es ist wie bei der Titanic: Wasserdichte Schotts gibt es nicht, jedes Abteil oder Land ist mit jedem verbunden. Ist ein gewisser Pegel erreicht, schwappt die Brühe über und zieht den Dampfer ein weiteres Stückchen nach unten. Selbst Großbritannien steckt schwer im Morast – Gottlob noch kein Land der Euro-Zone. Wäre dem so, wir würden rasend schnell ins Bodenlose gezogen.Nein, es ist ein Fass ohne Boden. Und – wer genau hinsieht, bemerkt, dass der paneuropäische Gedanke, bevor er noch zu grünen begonnen hat, jetzt schon verbreitet auf den Altären des nationalen und regionalen Eigennutzes geschlachtet wird. Die Hellenen keifen auf die Deutschen und kramen schon mal launig die Hakenkreuzflagge heraus, um ihren potentiellen Oberbürgen zu erpressen. Die Teutonen fluchen auf das „faule attische Pack“, das sich in die EU hinein geschwindelt hätte und sich dort Jahrzehnte lang auf Kosten der schwer schuftenden nordischen Nationen die mediterrane Sonne auf den Pelz hat scheinen lassen. Viel Klischee, einiges sicher nicht unbegründet – aber alles zusammen ein Nährboden für genau die bewaffneten Konflikte, die derzeit noch auf griechischen Straßen zwischen der griechischen Polizei und den griechischen Demonstranten ausgetragen werden. Was aber tun Regierungen erfahrungsgemäß, wenn ihnen die internen Probleme über den Kopf wachsen? Sie bauen einen äußeren Buhmann auf, in dessen Richtung die nunmehr unter der eigenen Nationalflagge vereinten Aggressionen gelenkt werden können. Und dann gewinnt die Sache folgerichtig an Fahrt und eine nicht mehr zu steuernde Eigendynamik. Ein Wald, in dem ein Flächenbrand tobte, wird wieder wachsen. Aber danach sieht er naturgemäß grundsätzlich anders
aus als vorher. Und exakt das wird mit Europa geschehen, wenn der alte
Kontinent im sich nun anbahnenden Flächenbrand untergegangen sein
wird. In welchem Zeitraum das passiert? Das wissen auch wir nicht vorherzusagen.
Aber ein guter Leitfaden für eine Prognose ist noch immer der biologische
oder Eulersche Logarithmus zur Basis 2,71828. Ihn möge man an die
Zeitschiene des letzten Säculums legen und nach Belieben verlängern.
Im Übrigen, die Weltwirtschaftskrise des letzten Jahres war nur
der erste Posaunenstoß der sich anbahnenden Apokalypse. |
16.
Volumen |
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B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009 30.04.2010 |