Tod im Eis
zur mutigen Tat eines Familienvaters
Akinokawa Michi
Januar 2010 an einem Weiher im Westdeutschen. Ein Hund rennt aufs Eis.
Er bricht ein. Sein Mensch rennt hinterher, will ihn retten, bricht
ebenfalls ein. Beide ertrinken. Eine hochschwangere Frau steht am Ufer.
Es ist ihre kleine Familie, die da vor ihren Augen stirbt. Die Feuerwehr,
die anrückte und nur noch den den Tod von Mann und Hund feststellen
konnte, brandmarkt das Verhalten des Mannes als Dummheit. Nein! Das
war es nicht! Kategorisch – nein!
Der Landbote ist nun gerade kein canophiles Blatt. Wir mögen sie
nicht besonders, die Schwanzwedeler, zugegeben. Aber dem Feuerwehrmann
und all denen, die den Mann für blöde erklären, widersprechen
wir scharf. Der Mann hat im Sinne seiner Familie richtig gehandelt –
denn ein Familienmitglied war in Not. Es ist unwichtig, ob dieses Familienmitglied
zwei oder vier Beine hat. Es ist belanglos, ob es sich um einen nackten
Affen oder eine vernunftbegabte Kreatur handelt. Eine Katze ist ein
Schwein ist eine Ratte ist ein Hund ist ein Kind ist eine Frau ist ein
Mann. Geschaffen wurden sie von einem Gott und deswegen: Wert sind sie
alle dasselbe! Ein Kamerad hat sein Leben in die Waagschale geworfen,
um einen Kameraden zu retten. Das zählt. Es ging schief. Mann und
Hund sind tot und das noch ungeborene Kind wird als Halbwaise aufwachsen.
Das ist tragisch. Das ist entsetzlich. Aber ein Trost wird diesem Kind
und seiner Mutter immer bleiben: Sein Vater, ihr Gefährte war ein
Mann, ein achtbarer Kerl, ein Held. Viel wiegt der Stolz auf einen solchen
Vater. Wir ziehen den Hut vor seiner Persönlichkeit. Und bei all
unseren Göttern – wir hätten dasselbe getan.