Neues von der Geschlechterfront
Don M. Barbagrigia
“Väter haben ein einziges Recht”, pflegte der Gynäkologe
und Geburtshelfer Dr. Lothar H. aus Brandenburg an der Havel zu sagen,
“nämlich das Recht zu zahlen.“ Der Mann wusste, wovon
er sprach. Vergingen doch Jahrzehnte, ehe er seinen mittlerweile erwachsenen,
erstgeborenen und nunmehr einzigen Sohn Klaus in die Arme schließen
konnte. Es ist diese millionenfache Tragödie, die seit dem Beginn
des Zwanzigsten Jahrhunderts als Erbe der rührseligen Mutter-Romantik
des 19. Jahrhunderts Hekatomben an Leid, Verzweiflung, Wut, blankem
Hass und Irrsinn über das deutsche Volk ausschüttete, angeheizt
von Legionen unterbelichteter und krankhaft geltungssüchtiger Megären,
die auf diese Weise ihrem Emazipationsverständnis Ausdruck verleihen
wollten. Für abertausende Frauen war es völlig legitim, das
gemeinsame Kind als Druck- und Machtmittel im Kampf gegen den auf diesem
Felde von vornherein chancenlosen, ehemals geliebten, oder aus welchem
Grunde auch immer begehrten Mann zu instrumentalisieren. Hier konnten
sie Zähne zeigen, Macht entwickeln, den Mann im Nachhinein kastrieren,
entmannen, ihn um seine Zukunft bringen, insofern er diese in seinen
Kindern sah. Sie konnten die Kinder gegen ihn aufhetzen, ihn demütigen
und aussaugen bis zum Gehtnichtmehr. Bereitwilligst genug ließen
sich Jugendämter, Familiengerichte und ähnlich geartete Helferszenen
vor den Karren dieser fragwürdigen Mütter spannen und wurden
damit zu Mittätern, Mitschuldigen an Verbrechen, die in all ihren
Konsequenzen mitunter bereits faschistoiden Charakter hatten, wie seinerzeit
dem Richter am Familiengericht Tempelhof-Kreuzberg Axel Lutz R. Kranz*
treffend ins Stammbuch geschrieben wurde. Denn – für viele
Väter war der Unterschied belanglos, ob ihnen ein SS-Mann in Uniform
auf der Rampe in Auschwitz oder ein Familienrichter des “demokratischen”
Deutschland das Kind entriss. Weg war weg! Die Begründungen –
mitunter lachhaft. Auch die Nazis verwandten sehr viel Mühe darauf,
die Vernichtung des deutschen und europäischen Judentums “wissenschaftlich
und auf Höhe des Kenntnisstandes ihrer Zeit” zu begründen.
Das Ergebnis war, ist und bleibt dasselbe: Weg war weg!
Die Getroffenen jaulen auf? Der Vergleich wäre unerträglich?
Uns kommen die Tränen! So unerträglich es diesen Müttern
gewesen wäre, ihrerseits ihre Kinder zu verlieren, so unerträglich
wurde es Legionen von Vätern! Und der deutsche Gesetzgeber sowie
seine nachgeordneten Exekutoren kümmerten sich einen Scheißdreck
um dieses Leid. Sie leisteten der kriminellen Energie solcher Mütter
ungerührt Vorschub, die aus ihren Kindern Waffen formten im Geschlechterkrieg!
Das ist die Wahrheit. Jetzt erst scheint sich sachte ein Paradigmenwechsel
am beschränkten Horizont des Bundesfamilienministeriums und seiner
Helfershelfer abzuzeichnen. Vielleicht hat man die zerstörerische
Kraft begriffen, die den Tornado der massenhaft zerbrechenden Familienbande
quer durch die Gesellschaft hindurch begleitet. Dieser ganze widernatürliche
Wahnsinn, der davon ausging, die Erziehung von seelisch gesunden Kindern
könne auch von einem einzigen Elternteil oder sogenannten Patchworkfamilien
suffizient geleistet werden, wobei man natürlich immer den maternalen
Part im Sinne hatte. Das Echo dieser katastrophalen Dummheit wird noch
durch die nächsten Generationen hallen, auch wenn die Bundesregierung
jetzt beginnt, zaghaft ein wenig am Steuerrad zu drehen und den Kurs
zu ändern.
Das geteilte Sorgerecht nämlich wird den zugrunde liegenden Kardinalfehler
auch nicht korrigieren. Es geht darum, den Eltern wieder eine gesunde
Moral zu vermitteln, eine Moral, die ihnen nicht gestattet, ihre mit
Kindern gesegnete Beziehung gleich um der ersten, besten Belastung und
des jahrelang gesellschaftlich propagierten Egoismus unter rücksichtslosem
Gebrauch der Ellbogen hinzuwerfen. Das Ganze wurde unter dem euphemistischen
Mäntelchen der Selbstverwirklichung getarnt. Auf der Strecke blieben
die allzuoft orientierungs- und haltlosen Kinder, die in solcherart
zerrütteten Familien aufwuchsen, auf deren Rücken der Krieg
ihrer Eltern ausgetragen wurde und die, selbst zu Eltern geworden, ihren
Kindern mangels besserer Erfahrung kein anderes Lebensentwurfsmodell
mitzugeben wussten. Diese Entwicklung breitete sich aus wie eine Seuche,
sehr zum Schaden einer Bundesrepublik, die wirtschaftlich und politisch
eh schon mit den über Jahrzehnte hinweg angehimmelten USA gemeinsam
der Bedeutungsarmut entgegen steuert. Wenn Engels Recht hatte, und die
Familie die kleinste Zelle der menschlichen Gesellschaft ist, dann bilden
Legionen an desolaten Familien den Gesamtzustand der Gesellschaft recht
zuverlässig ab. Damit dürfte klar sein, wo der Ansatz zu formulieren
ist: nämlich in einem gesellschaftlichen Leitbild, das sich nicht
geniert von den Menschen auch wieder eine Submission einzufordern, die
anerkennt, dass es höhere Werte gibt als das eigene Ich. Und nicht
wahlweise die eine oder andere Front zu stärken, wenngleich eine
solch gutwillige Nivellierung der Kräfteverteilung die ehemals
schrankenlos Überlegenen zu mehr Nachdenken animieren dürfte.
Insofern begrüßen wir natürlich die neue Gesetzesvorlage
der Koalition.
*Klarname der Redaktion bekannt