Warum mir ein Bild soviel bedeutet
Friedrich der Große in einem
Porträt von M. v. K. (?) 1889, Photo Bajun
J.-F. S. Lemarcou
Es dürfte sich um eines der
unbekanntesten Porträts des großen Preußenkönigs
handeln. Es war nicht einmal herauszubringen, wer da im Jahre 1889 dieses
Konterfei auf die Leinwand bannte. Gut getroffen ist ER. Da besteht kein
Zweifel.
Das Bild hängt über meinem Schreibtisch in der Redaktion des
Landboten.
Warum es mich so sehr berührt?
Weil der König grüßend seinen Dreispitz zieht. So hat
ihn noch keiner dargestellt. Aber so war er. Dieses Bild scheint mir das
preußischste von allen zu sein. Nicht einmal das, wo er vor Kolin
mit dem gezückten Säbel seinen Soldaten voran avanciert. So
war er auch, sicher.
Aber das hier, das spricht Bände.
Er, vor dessen Leistung und Haltung und Vorbild wir Preußen den
Blick senken und den Hut ziehen müssen, er grüßt uns mit
seinem Dreispitz in der Hand. Die schlichte Montur eines preußischen
Obristen, das ergraute Haar notdürftig onduliert, der geteerte Zopf
des Soldaten, die großen Hohenzollernaugen und die lange, gebogene
Nase des deutschen Fürstengeschlechtes… es hat so gar nichts
herkömmlich Majestätisches. Und doch! Ganz Majestät steht
einer der größten Monarchen im Bilde, die in Europa je einen
Thron besaßen, seine Haltung, aufrecht und offen. Auf die Erhabenheit,
die seinem Lebenswerke zukäme, verzichtet dieser Mann. Er grüßt,
er der erste Diener seines Staates. Er grüßt uns – seine
Preußen und die anderen, die vor ihn treten.
Herr Druckepennig sagte mir einmal, die Alten hätten sich die ganze
elend lange Thora sparen können, wenn sie sich auf den einzigen und
alles entscheidenden Satz des Propheten in Micha 6.8 konzentriert hätten:
„Es ist dir gesagt; Mensch, was gut ist und was der HErr von Dir
fordert, nämlich: Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig
sein vor Deinem Gott!“
Adäquat dazu überkommt es mich zu behaupten, Festmeter deutschen
Waldes hätten geschont werden können, wenn man, anstatt dicke
Folianten über den preußischen Geist zu schreiben, dieses Bild
in die Bibliotheken gehangen hätte. Denn dieses Bild sagt alles.
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