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Habakuk Schmauch
ein Stück des Brandenburger event-theaters

K. K. Bajun
Mit einem fulminanten und lokalpatriotischen Stück um den legendären Brandenburger Räuberhauptmann Habakuk Schmauch erschloß eine bunt zusammengestellte und teils hochkarätige Schauspielertruppe am 14. Juni das Gelände des Buhnenhauses als neue Spielstätte. Hank Teufer, Chef des Brandenburger event-theaters, brachte das Ensemble im Rahmen seines Klostersommerprogramms zusammen und das frei nacherzählte Geschehen um den einstigen Herrn des Diebesgrundes auf eine kleine, gelbe Vagantenbühne. Was die Mimen am Havelgemünde boten, hatte den reichen Beifall der etwa 220 Zuschauer wahrlich verdient. Die von Andreea Clucerescu freizügig nach der überlieferten Sage gestrickte Handlung war in sich schlüssig und bot reichhaltige komödiantische Elemente vor eigentlich finsterem Hintergrund. Wir erinnern uns: Habakuk Schmauch, Räuberhauptmann mit Versteck in der Nähe der Silberquelle, steckt mit dem Wirt des an der Alten Heerstraße gelegenen Radkruges unter einer Decke und bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Raubzügen auf dem Fernhandelsweg zwischen Brandenburg und Magdeburg. Eines Tages bekommt er die Tochter eines Brandenburger Ratsherrn in seine Gewalt, ehelicht sie und zwingt ihr den Schwur ab, keiner Menschenseele je das Versteck der Räuberbande zu verraten. Eines Tages gelingt es der Frau zu entkommen. Sie gelangt bis vor den Roland und breitet – eingedenk ihres Eides – vor dem steinernen Riesen ihr Wissen aus. Brandenburger Bürger hören „zufällig“ mit und bringen die Stadtknechte auf Trab. Schmauch und seine Spießgesellen werden überwältigt und am Büttelhandfaßgraben aufs Rad geflochten. Ganz soweit lassen es die event-theater Leute jedoch nicht kommen. Stellvertretend für den Räuberchef, dem ein eher für die Rolle eines Prinzen prädestinierter Steffan Drotleff edle Züge verlieh, (das anwesende weibliche Publikum hing mit glänzenden Augen an den Auftritten Drotleffs), wird der Radkrugwirt (ein souveräner Joachim Paul Assböck) in die hochnotpeinliche Verantwortung genommen. Hinreißend war das Duo Hank Teufer (als vom Ratsherren zum Stadtchef avancierter Bürgermeister) und sein Hauptmann der Stadtwache (Claus Stahnke). Beide boten im Zusammenspiel eine geradezu begeisternde mimische und gestische Komik. Was eine gestandene Vollblutschauspielerin ist, demonstrierte Dörte Freundt in ihrer Rolle als Amme des eigenwilligen Bürgermeistertöchterchens. Dieses gab mit der blutjungen Caroline Schneider ihr tapferes und von der Performance her sehr beachtliches Theaterdebüt. Das in seiner Gesamtkomposition mit szenischen und musikalischen Anleihen aus Großwerken der Vergangenheit von Oper bis Film durchsetze Stück erntete mehr als einen Zwischenapplaus, unter anderem für die exquisiten, auf der Geige dargebotenen Einlagen des gerade mal 12jährigen Stahnke-Sohnes Max.
Die schönste Referenz an die Aufführung aber war das standhafte Verbleiben des Publikums auf seinen Plätzen, als Theodor Stroms Regentrude dem 17-köpfigen Ensemble etwa zur Pause mit kräftigen Güssen von oben das Spielen sauer machte. Regenschirme waren obsolet – sie hätten den Dahintersitzenden die Sicht genommen. So zog sich, wer hatte, eine Kapuze über den Kopf oder eine Pellerine über die Schultern und verfolgte weiterhin gebannt das Schauspiel. Nur wenige suchten vor dem Regen das Weite.
Die angebotene Schiffsfahrt aus der Stadt zum Buhnenhaus, das anschließende Räubermahl, diese Rundumversorgung seines Publikums machte dem Namen des event-theaters Ehre. Dem Verdienst Hank Teufers um einen dauerhaften und würdigen Platz der Schauspielkunst in der Havelstadt kann ein weiterer schillernder Mosaikstein hinzugerechnet werden. Die € 17,50 Entree pro Nase sind vielleicht nicht eben sozialverträglich, garantieren aber zumindest eines: einen sehr, sehr schönen Theaternachmittag rund um eine Ur-Brandenburger Legende. Wem das einen Ausflug zum Buhnenhaus wert ist, der hat noch am 27. und 28. Juni, sowie am 04. und 05 Juli, jeweils um 16:00 Uhr Gelegenheit, sich und den Seinen eine echte Theaterfreude zu machen.

 
B
5. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2008