Federkeil-Ausstellung
in der Kunsthalle Brennabor
Michael L. Hübner
Courage hat sie – das muß
man ihr lassen! Es ist wohl ungefähr der Mut, den Michelangelo aufbrachte,
als er der Öffentlichkeit seinen David präsentierte. Isabelle
Federkeil eröffnete am 23. Mai 2008 in der Kunsthalle Brennabor eine
Ausstellung von Bildern und Plastiken, die sich mit dem alternden männlichen
Körper befassen. Ihr Lebensgefährte, der Schriftsteller Gerd-Peter
Eigner stand Modell. Fernab von jedem durch gesellschaftlichen Konsens
definierten Schönheitsideal lotet die Künstlerin mit fast fotorealistischen,
großflächigen Malereien eine eigentümliche, faszinierende
Ästhetik des bejahrten menschlichen Körpers aus. Als „faul,
fett und faltig“ deklariert der Schriftsteller mit feiner Selbstironie
seinen Leib, wie ihn die Augen und Hände seiner malenden Partnerin
widerspiegeln. Sehr zu unrecht, übrigens. Denn das gekonnte Spiel
mit Licht und Schatten und der Raumtiefe, gepaart mit einer souveränen
Beherrschung der Perspektive und der Details, welche selbst einzelnen
Barthaaren große Aufmerksamkeit widmet, verleiht den fragmentarisch
in Szene gesetzten Körperlandschaften eine spannende Dynamik. Es
scheint eine Mischung von Renaissancemalerei, den Gemälden des Peter
Paul Rubens und dem amerikanischem Naturalismus der 1940er Jahre zu sein,
die den Betrachter ausdrucksstark in ihren Bann zieht. Nur die Hängbarkeit
der Werke wird wohl in absehbarer Zeit nicht zu klären sein. Löst
man nur ein Bild aus der Gesamtkomposition, reißt man es gleichsam
aus seinem Kontext, entzieht man es der Gesamtaussage der Künstlerin.
Die Exposition ist so nur als Ganzes verständlich. Das ist der einzige
Wermutstropfen dieser Ausstellung. Des ungeachtet ist diese Hommage an
den normalen, von keinem törichten Schönheitswahn tangierten
Mann eine Empfehlung wert. Bis zum 22. Juni noch öffnet sich der
„unbestechliche Blick einer Frau“ auf den männlichen
Körper in der Kunsthalle Brennabor den neugierigen Besuchern.
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