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Praxiswissen TYPO3 von Herrn Robert Meyer
Erschienen bei O’Reilly
K. K. Bajun
Herrlich! Herrlich! Herrlich!!!
Selten hat es uns solch einen Spaß gemacht, ein Buch zu bewerten.
Ach, wissen Sie: Es gibt ja so unsäglich viel traurigen Kram auf
dem Fachbuchmark. Speziell das Metier, daß sich um die Bedienung
von Rechnern und ihren Programmen tummelt, strotzt geradezu von Versprechungen
wie: Für Anfänger ohne die geringsten Vorkenntnisse geeignet,
für Dummies, für Idioten, für Sie und Mich – ach,
danke schön! Wie reizend!
Und wenn man dann die Werke öffnet, so sind diese allzu oft von Profis
für Insider geschrieben! Bis Punkt 4 kommt man noch mit, den einen
oder anderen Fachbegriff mühsam nachschlagend, aber dann, dann überspringen
die Gedanken des Autors eine abgrundtiefe Schlucht, breit und unergründlich
– und wir, wir stehen davor und wissen – alles aus, hier geht
es nimmer weiter. Ende der Fahnenstange. Geld, Programm, Mühe, Aufwand,
Zeit, Tränen – alles, alles umsonst!
Aber dann das hier: Praxiswissen
TYPO3, geschrieben von Herren Robert Meyer, erschienen im O’Reilly
Verlag zu Köln – schlicht und schön und nicht eben das,
was man unter verbilligter Ware versteht – aber, wie sagte schon
der große japanische Zen-Meister Rikyu: Auch der Preis ist manchmal
dazu angetan eine gute Ware als solche zu erkennen.
Dieses Buch hält wirklich, was es verspricht. Zugegeben, ein Weniges
an Vorkenntnissen sollten Sie schon mitbringen. Nicht mit TYPO3…
Gott bewahre! Wenn Sie aber just gestern den ersten Rechner Ihres Lebens
erwarben und noch gar nicht wissen, wie er arbeitet und wie Sie sich auf
ihm zurechtfinden, dann anempfehlen wir Ihnen natürlich auch den
Griff zu vorbereitender Primärliteratur. Sind Sie aber schon ein
wenig fit und planen Ihre Internet-Präsenz mit dem besten Content-Mangement-System
(CMS), das zur Zeit zu haben ist, mit der Königsklasse quasi, aufzubauen
und Sie haben noch keinen Schimmer von Typo3, wissen aber, daß Sie
nicht der Typ für halbe Sachen sind – „Sekt oder Selters!“–
dann holen sie sich dieses Buch. Einem treueren und zuverlässigeren
Führer und Begleiter sind wir noch nicht begegnet.
Und protestieren Sie nicht: „Wer will schon den ganzen Kram um die
Hintergrundprogrammierung wissen? Interessant wäre nur, welcher Knopf
welchen Text und welches Bild wohin zaubert…“
Das ist Quatsch! Stellen Sie sich ein Fahrschullehrbuch vor, das Ihnen
nur beschreibt: „…linkes Pedal durchtreten, Mittelhebel auf
die „Eins“ setzten, linkes Pedal langsam loslassen, rechtes
Pedal behutsam antreten. Lenkrad nach links – Wagen nach links und
umgekehrt…“ Kein Wort von der Funktionsweise eines Motors,
der Begriff Zündkerze nie erwähnt! „Na“, werden
Sie sagen „wofür gibt’s denn schließlich Profis?“
Nun, wenn Sie soviel Zeit und Geld haben – die Profis wird es freuen!
Wir aber wollen selber Profis werden! Wir wollen das Auto nicht nur fahren,
wir wollen es beherrschen!
Der Scharfrichter ist
allemal das Ergebnis.
Es gibt viele CMS, die versprechen: In zehn Minuten zur eigenen Homepage.
Na ja, wenn Sie mit Gängelei, Unflexibilität und geringem Gestaltungsspielraum
zufrieden sind – dann vergessen Sie TYPO3. Kasper Skårhøjs
Wunderwerk ist anspruchsvoll, gewaltig, selbst von klugen Köpfen
nur in nach Wochen zu bemessenden Zeiträumen zu erlernen –
nichts für husch-husch-husch-und-Pfusch! Ist Ihnen die nötige
Begeisterung und der Glaube an sich selbst zu eigen – dann ran an
den Speck! Nicht verzagt! Die teuren Seminare, auf denen Sie am Ende doch
nichts gelernt haben, außer daß der Dozent wieder etwas vermögender
geworden ist, werden mit Herrn Meyers Buch verzichtbar. Am Ende erwartet
Sie Ihre professionelle Web-Präsenz, die sich deutlich abhebt, von
der ersten Generation der fleißig mit html getippten Seiten. Ihnen
stehen all die Features zur Verfügung, die PHP zu bieten hat. Zusätzlich
verbleibt vollumfänglich die Souveränität über die
Gestaltung IHRER Seite in IHREN Händen! Unmöglich? Weil TYPO3
zu komplex, zu schwierig ist? Das war gestern. Heute liegt vor uns Robert
Meyers „Einführung in TYPO3“!
Die Gliederung in Arbeitskapitel
ist übersichtlich und ohne in eine dröge wissenschaftliche Numerierung
zu verfallen. Neben den Überschriften findet sich eine kurze, in
Stichpunkten gehaltene Übersicht, was uns in diesem Abschnitt begegnet,
was wir erlernen werden. Wir wissen, wo wir stehen und was wir geschafft
haben werden, wenn wir uns mit dem Kapitel befaßt haben. Das spornt
an. Es ist wie ein Geländelauf mit Karte und Kompaß, und am
Ende taucht immer schon der nächste Kirchturm auf. Und wo ein Kirchturm
ist, da ist die Schänke im allgemeinen nicht mehr fern.
Herr Meyer führt mit einfühlsamer Didaktik durch den zunächst
unübersichtlich wirkenden Irrgarten der TYPO3-Oberfläche. Und
er geht in medias res! Folgen wir ihm: Schritt für Schritt entwirft
er mit uns eine Web-Seite. Schritt für Schritt gewöhnen wir
uns an die Features, die Module, die Werkzeuge, die Möglichkeiten
dieses mächtigen CMS namens TYPO3. Klar, die Icons sind klein auf
der TYPO3-Oberfläche; klar, es gibt viele englische Fachbezeichnungen
der Untermenüs, selbst wenn man auf die deutsche Sprache umgestellt
hat – aber keine Bange, Herr Meyer läßt uns nicht im
Stich! Reichhaltige Bebilderung mit sogenannten „Screenshots“,
also Fenstern, wie sie bei Ihnen auf dem Bildschirm des Rechners erscheinen,
machen die einzelnen Arbeitsanweisungen nachvollziehbar und langsam verdrängt
Routine den Bammel des Anfangs.
Dabei gelingt Herrn Meyer auf jeder Seite, in jedem Kapitel das pädagogische
Kunststück, sich stets in den Wissensstand seines Lesers hineinzuversetzen.
Wie geht man an die Aufgabe heran, wenn die Routine fehlt? Wenn selbst
dreimal derselbe Prozeß noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen
ist? Die Neurophysiologen lehren uns schließlich, daß 127
Wiederholungen nötig sind, um ein Wissensinhalt dauerhaft präsent
werden zu lassen. Herr Meyer scheint diesen Aspekt in seine Didaktik eingeflochten
zu haben.
Keine Ahnung von Programmiersprachen wie html, css, oder gar TYPO-Script?
Halb so schlimm. Gut, in die Funktionsweise von html sollte man sich schon
ein bißchen hineingearbeitet haben und was kaskadierende Style-Sheets
sind, müßte auch in etwa bekannt sein. Aber dann – kein
Problem. Herr Meyer führt sie auch dort sachte und behutsam über
unwegsamstes Gelände.
Zu Ihrer Unterstützung ist eine CD dem Buche beigelegt, die Ihnen
sowohl die Installation Ihres ersten TYPO3, eines betriebsfähigen
Servers auf Ihrer lokalen Arbeitsstation als auch die Einrichtung und
Aufinstallation wichtiger Zusatzmodule und -dateien enorm erleichtert.
Selbst das Lesezeichen in beinahe DIN A5 enthält noch wichtige Erläuterungen
und Zusammenfassungen – das Buch ist wie sein beschriebener Gegenstand,
das CMS Typo3: mächtig, effektiv und gut handhabbar.
Am Ende, wenn Sie das Abenteuer TYPO3 mit diesem vortrefflichen Bergführer
gemeistert haben, winkt Ihnen ein schöner Lohn: Sie gehören
dann zu dem nicht eben großen Kreis von gefragten Spezialisten,
die vor ihren unbeleckten Zeitgenossen einen exklusiven Wissensvorteil
geltend machen können, der bei rühriger Anwendung die Investition
in das Buch „Praxiswissen TYPO3“ um Größenordnungen
amortisieren dürfte.
Obwohl für den Landboten gerade ein neues PHP- und MySQL-datenbankbasiertes
Gewand maßgeschneidert wird, halten wir uns nunmehr die Option offen,
eventuell doch noch auf TYPO3 zurückzugreifen, weil auch wir so ab
und an den einfacheren Weg goutieren. Einfacher, allen Unkenrufen zum
Trotze, eines ausgezeichneten Lehrbuches wegen, das wir unseren vom Internet
begeisterten Lesern hiermit wärmstens zu empfehlen die Ehre haben.
Robert Meyer, Praxiswissen TYPO3 O’Reilly Verlag
2006 ISBN-13 978-3-89721-449-1 € 29,90
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