Harry Potter – der Orden des Phoenix
Der Film
K. K. Bajun
Ach Harry, Deine literarische Mutter,
Mrs. Joanne K. Rowling, meint es nicht gut mit Dir. Was der Bengel im
neuesten Hary-Potter-Film auszustehen hat, ist ja die Hölle pur.
Und recht eigentlich ist es nur ein in die Welt des Magischen projiziertes
Abbild der Realität. Wenn man von den wundersamen Kreaturen absieht,
die Frau Rowling erfindet oder alten Mythen entlehnt, so kommt einem die
dargestellte Dynamik des Zwischenmenschlichen doch in vielen Situationen
sehr bekannt vor. Alles mit einem leicht englischen Akzent – zugegeben
– dennoch auch für Kontinentaleuropäer gut verständlich.
Nun, es hat den Anschein, als würde Harry Potter die geschätzten
$ 1. Mrd. Vermögen mit Blut, Schweiß und Tränen für
seine Herrin und Meisterin Rowling sauer verdienen.
Die Frau hat Phantasie, das muß einmal gesagt werden. Ein solch
komplexes Universum über viele Bände hinweg in sich logisch
und schlüssig nicht nur aufzubauen, sondern auch stringent zu halten,
das ist eine hochachtbare Leistung. Kann nicht jeder. Und dabei auch noch
so zielsicher den Nerv der Zeit treffen und das Interesse über Jahre
hinweg am Köcheln halten – das ist schon meisterlich!
Noch immer sehen wir zwar keine Konkurrenz zum „Herrn der Ringe“
von Mr. Tolkien; das Oeuvre der Frau Rowling aber ist beim besten Willen
nicht mehr zu ignorieren.
Wir sahen die jüngste filmische Umsetzung der Potter-Episoden,
den „Orden des Phoenix“ – in dem wahrhaft bezaubernd
gelegenen Haveltor-Kino zu Rathenow.
Eines vorweg: Bei der Produktion des Kino-Films wurde nicht gekleckert
– da wurde geklotzt. Wir haben wenig Ahnung von der Erstellung eines
Films und den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln: Daß hier
aber wirklich alle Register gezogen wurden, das ist unbestreitbar. Atemberaubende
Landschaften, großartige Kulissen, Unmengen an Statisten und eine
effektvolle Dramaturgie, die selbst noch das kleinste Detail, wie beispielsweise
einen Gesichtausdruck oder eine Handbewegung nicht dem Zufall überläßt,
werden zu einem cineastischen Gesamtkunstwerk verwoben, welches auf die
Hauptzielgruppe der Potter-Geschichten, die Kinder und Halbwüchsigen
sicher den allergrößten Eindruck macht.
Was uns am Gruseln verhinderte war einzig die abnorme Popcornschmatzerei,
das Cola-Geschlürfe hinter, vor und neben uns, diese elenden Unsitten,
die von den veflegelten, der Egomanie und Rücksichtslosigkeit huldigenden,
kulturlosen U.S.A. aus die gesamte Kino-Welt infizierten.
Daß sich am Ende des Films bei dem sich wieder einmal in Qualen
windenden Protagonisten Schluchzen aus dem Zuschauerraum vernehmen ließ,
von dem sicher das ein oder andere sogar echt gewesen sein mag, ist einem
– auch in psychologischem Sinne gesehen – sehr gekonnten Aufbau
der Handlung geschuldet. Hut ab! Mit ihren Geschichten und deren Verfilmung
hat sich Frau Rowling mit Sicherheit einen vorderen Platz in der ernstzunehmenden
englischen Gegenwartsliteratur gesichert. Die entsprechenden Verfilmungen
lassen sich durchaus als adäquat bezeichnen.
Sie sind in jedem Falle dem hirnlosen, das ewig gleiche Sujet beackernden
Genre der amerikanischen Ballerfilme vorzuziehen und daß Frau Rowling
einst auf Distanz zu Hollywood ging, ist ihr nicht hoch genug anzurechnen.
So bleibt den unser Fazit diesen Film als empfehlenswert für die
ganze Familie zu deklarieren. Uns jedenfalls schien der Besuch im Rathenower
Haveltor-Kino eine gut angelegte Zeit gewesen zu sein, zumal wir mit besonderer
Freude unseren Lesern dieses Lichtspieltheater ans Herz legen wollen.
Im Großraum Brandenburg ist es uns bei Weitem das Angenehmste: Leicht
und unkompliziert zu erreichen, Parkplätze vorhanden und –
eine überaus freundliche Bedienung. Ein kleines, feines Haus eben.
|