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Weißer Hai im Klostersee Michael L. Hübner Ihr etwa 120 Seelen starkes Publikum nahmen sie wortwörtlich mit, als den Zuhörern plötzlich anderthalb Dutzend Klappern, Rasseln und Kastagnetten in die Hand gedrückt wurden und aus einem Profi-Quartett plötzlich eine Laien-Big-Band erwuchs. Leipziger Humor bewiesen die Vier vier in ihren Fracks spätestens in dem Augenblick, als sie plötzlich unter gelben Bauarbeiter-Helmen mit bunten Plaste-Posaunen musizierten - Dix hatte sein Schlagzeug etwas zu sehr malträtiert, eine Beckenhälfte löste sich gleich einer fliegenden Untertasse vom Gestänge und sauste scheppernd zu Boden, was die Herren zum Tragen der Helme veranlasste. Gelsdorf brachte zwischen den Stücken in seinem herzigen "Leipzschger" Dialekt manche Anekdote an sein Auditorium. So diejenige von den drei Orgelprüfern, unter ihnen der Meister J. S. Bach höchstselbst, die nach getaner Arbeit vom Magistrat zu Halle (Saale) mit einer opulenten Tafel bewirtet wurden. Diese hätte einem Bankett im Bundespräsidialamt zur Ehre gereicht: Zusammengerechnet 28 Kannen Wein wurden dabei von den lukullischen Musikanten geleert - die darin offenbarte Erwartungshaltung an die Lehniner Zuhörerschaft war unüberhörbar. Damit das erschrockene Volk wieder auf andere Gedanken käme, blies und trommelte man "Den Weißen Hai im Alpensee" des steierischen Komponisten Christoph Wundrack. Die fidelen Tonkünstler mit Stephan Wagner und Marton Palko (beide Tenorposaune) in der Mitte enttäuschten nicht. Der frischgebackene Pfarrer Thomas Wisch konnte sich über diese Bereicherung seiner Sommermusik nicht beklagen. Wenn Sibold, der legendäre erste Abt von Lehnin, so hätte aufspielen können, die störrischen Wenden hätten sich wohl mit ihm arrangiert, statt ihn schnöde zu erschlagen. Während der Zugabe stimmten die vier fidelen Sachsen den Choral von Leuthen an – Preußen dankte ergebenst. |
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012
18.07.2012