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Schiff versenkt!
Brandenburg (hüb). Gilt es, verborgene Talente zu entdecken oder bekannte einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, so ist die Brandenburger OffArt so ziemlich das beste, was es auf dem Gebiet der Exhibitionen gibt. Zum 16 Mal öffnete sie in der Brennabor-Kunsthalle ihre Pforten. 122 Künstler hatten sich angemeldet und Kuratorin Stefanie Rinkenbach präsentierte 229 Arbeiten auf dem Gebiet Skulptur, Malerei und Fotografie. Wie das so ist bei einer inhomogenen Gruppe von Kunstschaffenden – von schwer bestimmbar bis genial, von surrealistisch bis klassisch schön, von abstrakt bis naturalistisch, von aufwühlend über faszinierend bis berauschend war alles vertreten. Selbst die Titanic war dabei - nein, nicht die mit den gewohnten vier Schornsteinen, sondern getarnt als Segler, stolz auf ihrem Podest thronend. Bis... Na ja, man kennt die Tragödie: Den Part des Eisbergs übernahm ein unachtsamer Besucher, der das Schiff auf den Grund der Halle schickte. Da lag er dann, der stolze Pott. Den an die Wände gehängten Bildern erging da schon besser. Sie – soweit sie für die Besucher von Interesse sind, können vom Künstler in vielen Fällen erworben werden. Zwischen 30 Euro und 3.000 Euro ist so ziemlich jede Preiskategorie vertreten. Interessant ist unter anderem eine Installation, die einen Kopf mit der ihn umgebenen (sic!) grauen Masse darstellt. Drückte man einen Knopf, begann das Knetehirn zu funkeln, man konnte dem dargestellten Objekt ganz plastisch beim Denken zuschauen. Bunte Styroporbällchen verkörperten alle möglichen Kategorien von Gedanken, sie wurden durch einen Luftstrom aufgewirbelt. Und erst - das ist das Dolle an der Sache - als der Kopf seinen Denkprozess abgeschlossen hatte, begann sein Mund Worte zu formulieren. Donnerwetter! Sensationell! Dieser Reihenfolge begegnet man nicht häufig und wahrscheinlich in so ausgeprägter Form nur in der Kunst.
Statt dessen schickte die städtische Musikschule fünf ihrer Saxophonisten von der Gruppe „Abrasax“, die mit gefälligem Jazz das Kulturereignis umrahmten. Der Besucherandrang zur Vernissage ließ sich bereits eine Stunde nach der Eröffnung auf 382 Gäste beziffern. Der Abend war noch jung, so dass ein Erreichen der Zahlen der beiden Vorjahre mit etwas über 500 Besuchern durchaus noch im Bereich des Möglichen schien. Insgesamt verzeichneten die Off-Arts in den vergangenen Jahren mehr als 3.000 Besucher pro Saison. Die Qualität einiger der ausgestellten Werke rechtfertigt eine solche Wertschätzung durchaus. Insofern dient die OffArt nicht nur als Galerie für jedermann, sondern auch als Kunstbörse, als Vermittler zwischen Künstler und Kunstliebhaber. Denn manches Werk wird in Kürze eine Wohnung, eine Kanzlei, eine Praxis oder ein Büro zieren und damit genau den Menschen Freude bringen, an die sich Kunst adressiert. Gerade unter diesem Aspekt betrachtet, ist die OffArt eine der bedeutendsten Inventionen, die in der Mark je zur Beförderung freier Kunst installiert wurden. Noch bis zum 17. November kann man Mittwochs bis Sonntags von 13 bis18 Uhr bei Brennabors in der Geschwister-Scholl-Straße 10-13 vorbeischauen oder sich unter der Telefonnummer 03381/587061 für Besuche außerhalb der regulären Öffnungszeiten anmelden.
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© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012
25.10.2012