Gesund in die Kiste!
2. Sofagespräche der FH Brandenburg gab
Prof. Enzmann das Wort
Abb. 1 Gut besucht war der Rittersaal
der Fachhochschule.
Michael L. Hübner
Titel verfehlt – Eins, setzen!
Ja, hätte er mal gesessen, der Chefarzt Prof. Dr. Thomas Enzmann,
von der Brandenburger Urologie, dann wär's vielleicht ein echtes
Sofagespräch geworden! So aber hütete Gastgeber und Moderator
Chefarzt i. R. Dr. Beck allein den Diwan, der zum fachkundigen Dialog
hätte anregen sollen. Der mit verschiedenen Lehraufträgen
versehene Enzmann jedoch, auf allen Fachtagungen und Kongressen zuhause,
ignorierte das Kanapee völlig. Der "Männerversteher,
wie er sich selbst nannte, dozierte stehend mit einer Mischung aus Eloquenz
und Lässigkeit, einer Melange aus Fachmann und Conferencier alles,
was es dem Laien über das Hormon Testosteron zu berichten gab.
In der Vortagsmanier eines Harald Lesch schlug der sofascheue Professor
den Bogen von den erektilen Dysfunktionen des alternden Mannes über
die leidigen Prostataerkrankungen bis hin zu den Tumorerkrankungen des
männlichen Urogenitalbereichs. Gerade das männliche Sexualhormon
Testosteron – was auch vom weiblichen Körper zumeist in geringeren
Mengen dargestellt wird – übt großen Einfluss auf so
formende Eigenschaften wie Libido, körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit,
Lebenzugewandtheit und damit sekundär auf die gesellschaftliche
Positionierung des Mannes aus – für beide Geschlechter nicht
uninteressant. Die spanischen Machos bringen es unverblümt auf
den Punkt: Für sie zählt ein Mann, wenn er „Eier“
hat. Womit schon ausgedrückt ist, welche Körperteile das Testosteron
produzieren – das Wort „testis“ kommt aus dem Griechischen
und bezeichnet die Hoden. Umso belastender für den kranken oder
alternden Mann, wenn sich dieses persönlichkeitsprägende Hormon
zurückzieht.
Die drei Dutzend Zuhörer
verfolgten aufmerksam den Vortrag – waren doch nicht wenige von
ihnen selbst leidvoll betroffen. Dabei orientierte der Professor in
erster Linie auf einen Lebensstil, der es dem Menschen ermöglichen
solle, „gesund in die Kiste“ zu kommen.
Das Problem aber, dem
sich beinahe alle Vertreter der ärztlichen Zunft bei ähnlichen
Veranstaltungen konfrontiert sehen: Die sich dem Referat anschließende
Fragerunde degeneriert nicht selten zur Privatsprechstunde vereinzelter
Betroffener. Haften blieb Enzmanns dringlicher Appell an alle Männer,
die Vorsorge nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Während
nach Dr. Becks Auskunft etwa 40% der Frauen zur regelmäßigen
Vorsorgeuntersuchung kommen, kann der Urologe nur mit 14% aufwarten.
Dabei sind die drei Säulen der Untersuchung: Abtasten, Laborwert
und Ultraschall, bei entsprechender Anzeigestellung auch eine Biopsie,
schnell und schmerzarm absolviert. Das Leben aber, dass durch die Früherkennung
einer tumorösen Gewebeentartung gerettet werden könnte, wöge
unendlich viel mehr! Um wenigstens den Anwesenden etwas den Respekt
vor dem oft unbekannten Equipment der modernen Hochleistungsmedizin
zu nehmen, waren am Rande der Veranstaltung einige Geräte aufgebaut.
Mit deren Funktionsweise konnten sich die Hörer von Enzmanns Vortrag
unter fachkundiger Anleitung vertraut machen. Einmal selbst ein laparoskopisches
Besteck führen oder mit dem Schallkopf eines Ultraschallgerätes
nach einem "Tumor" in einem Stück Schweineschwarte suchen
– das allein lohnte schon den Besuch des Rittersaals in der Bibliothek
der Fachhochschule und macht neugierig auf das nächste Sofa-Gespräch!
Abb. 2 Dr. Beck (4. v. li.) und Dr. Prof.
Enzmann (2. v. re.) erläutern eine urologische Untersuchungsmethode.