Es geht wieder aufwärts!
jüdischer Schalk zurück in der Normalität
Michael L. Hübner
Juchuu! Maseltow! Sie sind wieder
da! Unsere Juden sind zurück! Nein, Sie verstehen nicht: –
UNSERE Juden sind wieder zurück! "Alles auf Zucker!"
heißt der Film und er greift eine ungekünstelte Realität
auf, eine Normalität, die Zwanziger, das jüdische Leben in
unserer Mitte. Das gibt's nur hier, das gibt's nur in Berlin –
Allah, der Ewige, der Allerbarmer ist groß und Mohammed ist sein
Prophet! Auschwitz, du dreimal verfluchte Hölle – du hast
sie uns nicht nehmen können, nicht alle!
Rolf Hoppe spielt den Rebben , ach, Hoppen kann einfach alles spielen.
Ja, ja, ich weiß, ich sollte endlich zur Sache kommen. Na gut!
Ich versuch's mal: Also, Dany Levy dreht vor acht Jahren, also 2004
– zum Scheitan, warum erfahren wir erst jetzt davon? - eine jüdische
Komödie, die im Deutschland der Gegenwart spielt. Sie ist herzerfrischend,
voller Schalk und intelligentem Witz und sie erzählt von zwei Brüdern,
deren einer orthodox ist und der andere auf eine DDR-Sportschule ging
und sich dort wohl fühlte und nicht mitkam als die Mamele mit dem
Bruder nach dem Westen türmte. Nu is die Mamele tot und ein Testament
hinterließ sie. Die Brüder haben sich vierzig Jahre lang
angeschwiegen, kein Kontakt, kein Wort. Die sollen wieder zueinander
finden – oder die Erbschaft geht vollständig an die Gemeinde.
Na ja, die Michpoche rudert auch noch mit im Kahn. Ja doch, soviel feinsinnigen
Tiefgang hat die Sache nicht, aber sie macht glücklich. Sie macht
einfach nur hemmungslos glücklich. Himmler, Eichmann, Heydrich,
Zschäpe, Mundlos... die hier habt ihr nicht bekommen, aber bis
auf die hässliche Nazitusse seid ihr dafür alle maustot. Und
die hier freuen sich ihres Lebens. Sagte ich's schon: Gott ist groß!
Klar, Hübchen und Hoppe und noch ein paar andere sind keine Juden
nach der Halacha. Na und? Wen juckts? Besser als die das Volk Davids
spielen geht nicht. Nu, Reb Scholcher, wos macht a Jid? Reb Scholcher
grinst, Herr Katz freut sich auch. Das gefällt ihnen. Aber nur
halb so gut wie uns. Denn hier wurde uns – vielleicht nur in der
Gestalt einer Fata Morgana – zurückgegeben, was unserem alten
Deutschland das Kostbarste war. Unser Geist, unsere Seele, unser Witz,
unser Intellekt – unser Judentum! Allah, der Du bist der Vater
Abrahams, Isaaks und Jakobs, der DU DEIN Volk nicht hast umkommen lassen,
nicht in Ägypten, nicht in Babylon, nicht durch die Römer
und nicht durch die Nazis – DEIN Name sei gepriesen in Ewigkeit.
Amen! Amen! Amen!