Zähes Ringen um Atomkraft
Abgeordneter Fuchs referierte vor Neujahrsempfang
des Wirtschaftsrates
B. St. Fjoellfross
Zum Neujahrsempfang lud der CDU-Wirtschaftsrat etwa 80 Unternehmer und
leitende Angestellte aus der Stadt und der Region ins Paulikloster ein.
Im Vordergrund stand die aktuelle „Energiewende und ihre Auswirkung
auf die regionale Wirtschaft“. Gastgeberin und Oberbürgermeisterin Dr.
Dietlind Tiemann ging in ihrer kurzen Begrüßungsrede auf die von ihr
vertretene Position ein, dass Städte und Gemeinden nur so weit als Unternehmer
in Erscheinung treten sollten, als das den Belangen der kommunalen Daseinsvorsorge
entspricht. Die bundesweiten Beispiele von gescheiterten urbanen Wirtschaftsaktivitäten,
die von ökonomisch wenig sachkundigen Verwaltungsbeamten gegen den Baum
gefahren wurden, gäben eindeutige Handlungshinweise für Haushalte der
öffentlichen Hand, deren Zielsetzung eben nicht in einer desolaten Verschuldung
besteht. Die Intention marktwirtschaftliche Kompetenzen dort zu belassen,
wo sie naturgemäß hingehören, nämlich in der Wirtschaft, sicherte ihr
den Beifall der Anwesenden. Ebenfalls goutiert wurde das Resümee des
Sektionssprechers für Brandenburg des Wirtschaftsrates Deutschland,
Dierk Lause, der gerade der Bundesrepublik ein hervorragendes Ergebnis
bei der Bewältigung der globalen Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre
bescheinigte. In das gleiche Horn stieß der Festredner und stellvertretende
CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzende Dr. Michael Fuchs mit seinem Beitrag:
Der etablierte Standort Deutschland hätte der Krise trotzend in den
beiden Folgejahren 2010 und 2011 sogar noch ein Wirtschaftswachstum
von über 3,5 % erreicht und somit seinen Ruf als Musterknabe unter den
Industrienationen verteidigt. Einen wesentlichen Beitrag leistete dazu
der mit etwa 30% am Wirtschaftsaufkommen beteiligte produzierende Bereich
der Wertschöpfungskette.
Großbritannien zum Vergleich hätte es zugelassen, dass sich seine Produzenten
sukzessive ins Ausland verlagerten und im Inland nur noch mit 7% zu
Buche schlügen. Dafür jongliere die City of London mit den virtuellen
Billionen des globalen Finanzkreislaufs und „erwirtschafte“ mit diesem
labilen und unsicheren Kantonisten 20% des britischen Bruttoinlandsproduktes.
Auf ein geteiltes Echo hingegen trafen Fuchs' Ausführungen bezüglich
des Leitthemas. Der Koblenzer nahm dezidiert zu den aktuellen und sehr
kontrovers diskutierten Fragen der Energiewende Stellung. Dabei attackierte
er scharf den Entschluss der Bundesregierung, nach den Erfahrungen von
Fukushima nun doch den Ausstieg aus der Atomenergie betreiben zu wollen.
Geradezu genüsslich zerlegte er die Alternativen aus den Bereichen der
erneuerbaren Energie. Am schlechtesten kam bei Fuchs die Solarenergie
weg, die er für die Topographie des deutschen Wirtschaftsraumes als
unsinnig und verfehlt bezeichnete. „Subvention ist ein süßes Gift“,
so Fuchs zu dem Milliarden schweren Engagement, die Entwicklung von
Technologie zur solaren Energiegewinnung voranzutreiben. Scharf kritisierte
er auch die politische Konkurrenz aus dem Grünen Lager, die in Berlin
den Bau von Pumpspeicherwerken zur „Energielagerung“ befürworteten,
dieselben Projekte in der Provinz jedoch ablehnten. Klagend beschwor
er in diesem Kontext den für ihn misslichen Umstand, dass die Verfechter
der erneuerbaren Energie in Berlin die weitaus mächtigste Lobby besäßen.
Zur Macht der Energiekonzerne, deren Interessen auffällig mit Fuchsens
Haltung koinzidieren, war indes weniger zu hören. Auch blieb der eifrige
Kämpfer für die „sichersten Atomkraftwerke der Welt“ eine Auskunft darüber
schuldig, wie und wo er den strahlenden Restmüll zu entsorgen gedenkt.
Der Ausbau des Überlandleitungsnetzes und die mit ihm verbundenen Widerspenstigkeiten
seitens eines Teils der Bevölkerung und der Kommunen mobilisierten das
rhetorische Talent des routinierten Volksvertreters, was ihn jedoch
nicht vor einigen kritischen Nachfragen bewahrte. Der Fakt blieb im
Raume stehen, dass die energiedurstige deutsche Industrie mit dem Abschalten
der nuklearen Meiler vor ernste Probleme gestellt wird, worauf die nicht
ganz so rigiden Nachbarn, wie die Tschechen, bereits mit dem Ausbau
ihrer Kernkraftwerke reagieren. Dieses würde im Endeffekt dazu führen,
so Fuchs, dass die Deutschen ihre Energie teuer im Ausland einkaufen
müssten, ohne die ökologische Bilanz der Energiegewinnung aufgebessert
zu haben. Die schlimmste Gefahr aber sah der Abgeordnete Dr. Fuchs in
einem Abgleiten des Energiesektors in die Planwirtschaft, da bereits
gegenwärtig nur noch 34% dieses Bereiches mit fallender Tendenz marktwirtschaftlich
organisiert sei.
Dr. Michael Fuchs, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender
im Deutschen Bundestag, referiert anlässlich des Neujahrsempfanges des
Wirtschaftsrats Deutchland im Brandenburger Paulikloster zur Fragen
der Energiewirtschaft.