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Gold und Silber aus Meisterhand
Tina Fester beim 60. Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks zum Superstar gekürt


So sehen Superstars aus: Tina Fester mit Lehrlings- und Gesellenstück

Michael L. Hübner
Der 60. Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks hat seine "Superstars" gekürt und die 25jährige Tucheimerin Tina Fester gehört zu ihnen. Mit dem Begriff Superstar assoziiert man landläufig Größen aus dem Film- und Showgewerbe. Außer dem Umstand, dass sie selbst zu den bildhübschen Vertreterinnen ihres Geschlechtes gehört, teilt die junge Goldschmiedin nicht viel mit den Herrschaften vom Roten Teppich. Geradezu diametral wirkt ihre große Bescheidenheit: Nicht sie will vom Glanz des Edelmetalls profitieren. Tina Fester verleiht dem Werkstoff mit Hilfe ihrer Kunstfertigkeit den Glanz des Geschmeides. Was sie darüber hinaus von so vielen „Superstars“ unterscheidet: Tina Fester kann wirklich etwas! Etwas, was den Titel Superstar mehr als rechtfertigt. Sie beherrscht ihr Handwerk, sie macht aus Handwerk Kunst. Und das in einer Weise, dass ein Johann Melchior Dinglinger, weilte er noch unter den Lebenden, sich ganz gewiss ihrer zarten Hände versichern würde, um dem Grünen Gewölbe zu Dresden weitere Preziosen hinzuzufügen. Das Glück, das überragende Talent zu fördern und zur vollen Blüte entfalten zu helfen, traf den Obermeister der Goldschmiedeinnung, Hans-Ulrich Jagemann, der schnell mit kundigem Blick erfasste, wer sich da im Jahre 2007 bei ihm für ein Praktikum bewarb. Stolzer könnte auch der Vater Tina Festers nicht sein, wenn Jagemann von seiner Gesellin spricht: „Neben ihrem Talent ist es ihr gesunder, ihr kreativer Ehrgeiz, der sie das Wesen der Dinge erfassen lässt.“Und er fährt fort: “Es ist für einen richtigen Meister der größte Stolz, sagen zu können, dass ihn die Schülerin bereits überflügelt.“ Er freut sich, dass Tina Fester noch immer seinen Rat sucht. Kundenaufträge für anzufertigende Einzelstücke besprechen sie gemeinsam. Ansonsten braucht er dieser jungen Dame nicht mehr über die Schulter zu schauen. Was unter ihren Händen entsteht, ist schlicht atemberaubend. Als Lehrlingsstück lieferte sie eine silberne Rose ab, mit der man auch bei Hofe für Aufsehen gesorgt hätte: Es ist eine in das edle Metall eingefrorene Reminiszenz an die zeitlose Anmut der Königin unter den Blumen. Als Gesellenstück legte sie einen Halsschmuck vor, drei gegeneinander bewegliche Ringe, in der Mitte zwei runde, silberne, doppelseitig ziselierte Platten, auf der einen Seite ein Seepferdchen, auf der anderen einen Fisch zeigend. Auch die Kette stammt aus ihrer Hand. 50 Stunden sitzt sie an einer solchen Arbeit und man beginnt zu glauben, dass, wenn das möglich ist, Gott auch die Welt in sieben Tagen erschaffen konnte. Zwar erklärt der Meister, die Leute vom Fach würden immer noch Kritikansätze finden, der kunstverliebte Laie aber zieht nur wortlos den Hut vor solcher Schönheit. Es muss die Liebe zu ihrem Gewerbe sein, die aus all den Stücken spricht. Die beste Gesellenprüfung im Gewerk Goldschmied des Landes Brandenburg in Zusammenhang mit einem hervorragenden Gesellenstück brachte Tina Fester den verdienten Landessieg ein. Trotz des, wie sich nun zeigt, absolut gerechtfertigten Vertrauens in das Talent seiner Schülerin, kam der Anruf für Obermeister Jagemann und Tina Fester überraschend. Nach Götz sollen Meister und Gesellin kommen, die Auszeichnung des „Superstars des Handwerks“ möge Tina Fester entgegennehmen. Der Einladung folgen sie gerne. Eine bessere Empfehlung für seine Firma kann sich Jagemann gar nicht wünschen. Mag das Einkaufszentrum zu Wust, in dessen Hallen Tina Fester mit ihrem Chef und einer Kollegin gemeinsam arbeitet, in den letzten Jahren aufgrund der Neugestaltung der Brandenburger Innenstadt einen übersichtlicheren Besucherstrom verzeichnen, eine Pilgerfahrt zu einem echten Superstar des Handwerks lohnt jeden Ausflug vor die Tore der Stadt.


Die Rose war das Lehrlings-, Kette und Anhänger das Gesellenstück

21. Volumen
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20.12.2011