Freie Schule in Plaue
Thomas Wolff und Barbara Hinze planen Waldorf-Schule
Thomas Wolff einer und Barbara Hinze (beide
stehend) erläutern Interessierten ihre Pläne zum Aufbau Freien Schule
in Plaue.
Kotofeij K. Bajun
Eine Montessorischule besitzt Brandenburg an der Havel bereits. Nun
soll nach dem Willen der beiden Lehrer Barbara Hinze und Thomas Wolff
eine Waldorf-Schule hinzukommen. Just in Plaue, dem Ortsteil, der vor
wenigen Jahren erst seine Grundschule verlor, planen die beiden aus
dem Land Brandenburg stammenden Pädagogen die Eröffnung ihrer einzügigen
Bildungseinrichtung. Das Konzept wird Ende März im brandenburgischen
Bildungsministerium eingereicht. Die Aufnahme des Schulbetriebes erhoffen
sie sich für 2013. Mit dem derzeitigen Schlossherren von Plaue stehen
sie auf gutem Fuß und so soll die Schule zunächst.in den Seminarräumen
des Gästehauses des Plauer Schlosses untergebracht werden. In diesen
Räumen stellten jüngst die beiden Lehrer, die derzeit noch an Waldorf-Schulen
in Hamburg arbeiten, zwei Dutzend Interessierten, die teils eigens aus
dem Anhaltinischen angereist waren, ihre Ideen vor. Die Neugier auf
das Projekt hielt sich mit der Skepsis ihm gegenüber die Waage. Über
die alternativen Beschulungsprogramme kursieren viele Klischees und
wenig Detailwissen. Begegnet man dem Schöpfer der Anthroposophie, Rudolf
Steiner, ob seiner oftmals verschroben und metaphysisch anmutenden Gedankenwelt
schon mit einem verbreiteten Misstrauen, so assoziiert man mit den auf
Steiners Ideologie aufbauenden Waldorf-Schulen eine antiautoritäre Erziehung
und mit dem Begriff „Eurhytmie“ weltfremde Kinder, die dazu angehalten
werden, ihren Namen zu tanzen. Diesen Vorurteilen widersprach Thomas
Wolff und gab Einblicke in eine Unterrichtsform, die statt dem allgemein
erteilten „objektorientierten“ Frontalunterricht, subjektorientierte
Lernbüros offeriert, Epochalunterricht anbietet und bis zur zehnten
Klasse auf Noten verzichtet. Statt dessen erteilen Verbalzeugnisse Auskunft
über den Leistungsstand der Schüler. Es wird zwar nach Steiners Konzept
ausgebildet, Anthroposophie jedoch wird nicht unterrichtet. Einen der
Vorteile seiner Schule sieht Wolff darin, dass die Schüler von der ersten
Klasse bis zum Abitur in einem Klassenverband verbleiben. Unterricht
in allen auch vom staatlichen Bildungsprogramm geforderten Fächern wird
von 8 Uhr an erteilt. Die Kinder werden bei Bedarf bis 16 Uhr betreut.
Zur Intention für ihren geplanten Umzug von Hamburg nach Plaue unter
Aufgabe einer gesicherten Anstellung zugunsten eines Experiments mit
unsicherem Ausgang meinte Wolff, es sei die überwältigend schöne Landschaft,
welche die beiden gebürtigen Brandenburger zu ihren Wurzeln zurück streben
ließ. Sollte das Bildungsministerium dem Ersuchen der beiden engagierten
Lehrer stattgeben, so müssen sie sich in den ersten drei Jahren durchbeißen
und dem Ministerium nachweisen, dass sich ihre Schule trägt. Für diese
müssten nämlich zur Erteilung von Fachunterricht auch freie Honorarkräfte
angeworben werden. Erst nach diesen drei Jahren würden entsprechende
Förderprogramme greifen, die an die freien Schulträger ein „Kopfgeld“
pro beschultem Kind ausreichen. Hinze, die nach der Wende bereits schon
einmal in Cottbus eine Waldorf-Schule aufgebaut hatte, zeigt sich hingegen
zuversichtlich. Für die Bildungsministerin Münch dürfte von Interesse
sein, dass sich die Waldorfer ganz besonders dem von ihr beförderten
Projekt der Inklusion zuwenden: Von den 25 Schülern des geplanten ersten
Klassenverbandes sollen vier bis sechs Kinder mit Anspruch auf Sonderförderung
integriert werden. Sollten Barbara Hinz und Thomas Wolff erfolgreich
sein, dann hätte sich Plaue zumindest wieder seinen Schulstandort zurück
erobert.