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Grüner Park sieht rot
10. Sommerfest der brandenburgischen SPD in Potsdam

Auf der Suche nach Koalitionspartnern, mit denen sich das Land voran bringen lässt, sollte sich die deutsche Konservative nach Leuten umsehen, die es verstehen über Potsdam eine rosa-Rote Kuh fliegen zu lassen. Ein Fliegender Teppich mit gelben Musterelementen über Kabul ist zwar auch ganz schön, hat aber bei unverzolltem Passieren des deutschen Luftraums einen weitaus unangenehmeren Geschmack als eine herzhafte Boulette im BUGA-Park.

Die Granden der SPD auf dem Potsdamer Rasen

Das war für die SPD ganz sicher ein Volkstreffen der Superlative. Als der Landesvater und Deichgraf Matthias Platzeck zum 10. Sommerfest in den Potsdamer BUGA-Park lud, folgten ihm Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier. Die beiden Hoffnungsträger der erstarkenden deutschen Sozialdemokratie, die ihre Partei in den letzten Jahren kontinuierlich und verbissen wieder aus der Schröder-Allzeittief herausgearbeitet hatten, bewiesen erneut eindrucksvoll, dass man im roten Deutschland begriffen hat, wie man das Vertrauen der Masse zurück erobert. Das geht in aller erster Linie über authentische Persönlichkeiten. Männer und Frauen, denen man abnimmt, dass sie sich in den Dienst ihrer Sache und in den Dienst des ganzen Landes stellen. Nun gut - an dieser Front hat die deutsche Sozialdemokratie noch eine ernstzunehmende Gegnerin: auch Angela Merkel wird vom Volk als absolut integer aufgefasst und das ist sie mit Sicherheit. Nur - sie hat den Zenit überschritten und jetzt kommt zum Tragen, dass ihre Machtpyramide zu steil angelegt ist, just, wie einst bei ihrem politischen Ziehvater, dem Alten von Ludwigshafen. Wer ganz oben ist, wird einsam, wenn er nicht höllisch aufpasst. Und Frau Merkel, beinahe nur noch auf internationalem Parkett unterwegs, hat nicht aufgepasst. Sie hat bis dato nicht verstanden, dass der Faden zu ihrer Basis längst abgerissen ist, wenn er denn je existierte.
Bei den Sozialdemokraten ist das anders. Die haben sich ein neues Triumvirat aus echten Volkstribunen aufgebaut - und die beiden im Osten populärsten Männer konnte sich der Deichgraf nach Potsdam holen. Steinbrück brillierte mit seiner volksnah burschikosen und humorvollen Erklärung der Krise und vergab dem Fußvolk, dass die Basis ihn oft mit dem Namen seines Genossen Steinmeier verwechsle. Das ginge alles noch hin, nur wenn man beide mit "Steinbruch" betitle, sei Anlass zur Sorge gegeben. Dieser spritzige Geist hat die Transmission zu seinem Parteivolk und seinen Wählern verinnerlicht. Steinmeier selbst, gerade aus Paris zurückgekehrt, ein feuriger, donnernder Redner und was er zu sagen hat, das zeigt Hand und Fuß und Verstand und Analyse.


...so könnte der nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland aussehen...

Der Westfale ist, wie der Berliner sagen würde, knorke. Er ist echt, er ist glaubwürdig, so wie sein Freund Steinbrück, so, wie der Deichgraf selbst. Steinmeier... Der Mann, wo er geht und steht, ist er eine wandelnde Kanzlerempfehlung in eigener Person. Profiliert und anerkannt in der Welt, zündend, voller Sachkenntnis und immer nahe bei seinem Volke! Das ist einer, um den wohl jeder Konservative mit einem links schlagenden Herzen oder einem sachlichen Auge die Arbeiterpartei beneidet. Unser Blüm ist im Ruhestand und seit das Zickentheater um Stuttgart 21 beendet ist, sieht und hört man von unserem überragenden Heiner Geißler auch nichts mehr. Das aber sind die Charakterköpfe, welche die Leute an die Wahlurnen locken und nicht geschniegelte Jungpolitiker, die eine Partei nur als Karrierefahrstuhl begreifen, respektive alte Kader, denen es lediglich und für jedermann deutlich erkennbar um den Erhalt ihres neofeudalen Duodezfürstentums geht.


Ein Volkstribun römischen Formats - Peer Steinbrück am Redenerpult

Wenn der Deichgraf in letzter Zeit hart einstecken musste und gerade sein Brandenburg bundesweit am Makel des "Landes der in den Sand gesetzten Großprojekte" trägt - hier konnte er wieder durchschnaufen und Kraft sammeln. Hier war er unter denen, die ihm weiterhin die Stange halten. Und - Matthias Platzeck - es gibt auch unter denen konservativen Journalisten Preußens noch anständige Vertreter ihrer Zunft, die sich eher die Zunge abbissen, als kübelweise Spott und Häme über einen Mann ausschütteten, der unverschuldet an einer schweren Last zu tragen hat. Es gibt noch konservative Journalisten in Preußen, die weder die großen Fluten vergessen haben, noch den, der über sich hinauswuchs um die Menschen vor ihnen zu schützen. Von 1962 in Hamburg bis hinein in die Ziltendorfer Niederung des Jahres 1997 führt eine stringente Linie, in der sich zwei Vorzeige-Sozialdemokraten hervorragend bewährten. Das ist es, was bleibt. Lausitzring, Zeppelin-Halle und jetzt der Berliner Großflughafen sind ärgerlich und in ihrer Häufung auf märkischem Boden katastrophal. Aber sie sind nichts, wiegt man sie gegen die Leistung von 1997 auf, die nur bei Leuten mit degeneriertem Langzeitgedächtnis keinen Bestand hat. Willy Brandt ist ein großer Name. Aber jeder Tag, an dem Otto Lilienthals mit einem bedeutenden Flughafen dieser Welt gedacht wird, ist auch ein gewonnener Tag und auch wenn man jetzt zu Tegel doppelt hart ran muss - das Desaster zu Schönefeld dem Landesvater anlasten zu wollen, wäre so blödsinnig wie schäbig. Dass er sich von solchem Unsinn im Kreise seiner Getreuen beim 10. Sommerfest der SPD zu Potsdam etwas erholen konnte, das sei ihm von Herzen gegönnt.


Inmitten der Seinen - ein Deichgraf, dessen Thron auch nicht durch Schönefelder Sand in Schieflage gerät!


Ein Schulterschluss der großen demokratischen Volksparteien ist Pflicht! Um so mehr, als Tags zuvor der Nationalsozialismus seine widerliche Fratze in der nahen Chur- und Hauptstadt spazieren trug. Es darf kein Weimar mehr geben. Schwarze und Rote müssen sich programmatisch nicht bis zur Beliebigkeit angleichen. Aber was den gemeinsamen, antidemokratischen Feind anlangt, so darf und darf kein Blatt Papier zwischen sie passen. Versäumen sie dieses von der Ratio diktierte Bündnis, dann können sie eines Tages wieder in Sachsenhausen und Buchenwald über die Versäumnisse der Vergangenheit nachsinnen. Und das wäre dann wirklich eine fatale Fehlleistung des gesamten verfassungstreuen, parlamentarischen Spektrums


Konfessionelle Spaltungen und Glaubenskriege gibt es zwischen Freunden nicht. Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) und der Journalist und Redakteur des Preußischen Landboten Michael L. Hübner (CDU).

21. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
19.06.2012