Die Marginal-Demokratische Partei Deutschlands
bläst sich im Schlecker Sumpf das Halali
J.- F. S. Lemarcou
Den dahinsiechenden Gelb-Blauen von der F.D.P. dauerte ihr quälend langes
Sterben offensichtlich zu lange. Also gaben sie intern die Losung aus:
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. In diesem
Kontext votierten sie in Bayern am politischen Willen ihres Koalitionspartners
vorbei gegen eine Auffanggesellschaft für die in die Arbeitslosigkeit
gestoßenen Frauen des elenden Pleitiers Anton Schlecker. Bildlich gesprochen
droschen sie sich selbst den Spaten über den Schädel, mit dem das Wahlvolk
sie jetzt begraben darf. Was nur ist in die Liberalen gefahren? Sind
die Vertreter des Manchester-Kapitalismus in eine Art Agonie des Irrsinns
gefallen? Wenn auch das Kapital regiert – an den Wahlurnen steht immer
noch das einfache Volk. Und dem hat in Bayern der kleine, todkranke
Gnom F.D.P. mitten ins Gesicht gehauen! Hinterher folgte das lächerliche
Gestammel des Wirtschaftsministers Rösler, der da meinte, den arbeitslos
gewordenen Frauen wäre mit einem Gang zum Arbeitsamt eher geholfen als
mit einer Integrationsgesellschaft. Will er sein absaufendes Fähnlein
Unaufrichtiger damit noch einmal profilieren, indem er sich gegen die
Unionsparteien abgrenzt? Wieviel Realitätsverlust steckt denn eigentlich
bereits in diesen Leuten? Ja, hätten sie dafür plädiert, den mutmaßlichen
Wirtschaftskriminellen Anton Schlecker – auch eine fahrlässige Bedrohung
der Existenz von Tausenden ist ein Delikt – festzusetzen, ihn persönlich
haftbar zu machen und hinter Gitter zu schicken – das hätte der F.D.P.
ein Rettungsboot bescheren können. Aber – sie mögen in der Sache recht
haben oder auch nicht – in völliger Instinktlosigkeit zehntausend Frauen
in die Wüste zu schicken, ohne dabei mit auf die Rechnung zu setzen,
dass man ihnen, den Absaufenden, jede Schandtat mittlerweile zehnfach
anrechnet, das erinnert schon an einen kollektiven Amoklauf. Ist denn
den Gelben nicht klar, dass ein ganzes Volk sich mit den Schlecker-Frauen
solidarisiert und das gleich dreimal, wenn gegen die F.D.P. zum Sturm
geblasen wird? 1,2% im Saarland – weniger geht nicht. Da lachen ja selbst
die Braunen. Und dann versetzen sich die Liberalen zwei Hausnummern
weiter selbst den ultimativen Todesstoß. Der Preußische Landbote gibt
dieser ehemaligen Partei der Mitte den gutgemeinten Rat einer Umetikettierung:
Wie wär's mit P.D.L.? „Partei Deutscher Lemminge“. Die könnte sich dann
dergestalt orientieren, dass sie hinskünftig nicht mehr den deutschen
Mittelstand vertritt, sonder statt dessen die Interessen aller deutschen
Selbststeller und Selbstmörder.
Es tut einem von Herzen die alte Garde leid, die diese Partei einst
mit Anstand in der politischen Parteienlandschaft Deutschlands repräsentierte.
Armer Genscher, armer Scheel, arme Hildegard Hamm-Brücher! Es ist ein
Trauerspiel, ein Fiasko, mitansehen zu müssen, wie eine Boygroup von
nassforschen und inkompetenten Großmäulern und Fahrerflüchtigen ein
Erbe verspielt, das unstrittig zu den demokratischen Traditionen Nachkriegs-Deutschlands
gerechnet werden muss. Der Landbote schaut selten in die Kristallkugel.
Das aber ist sicher auch nicht vonnöten, wenn man sich den nächsten
Wahlausgang in Schleswig-Holstein vorstellt. Auch dort wird man bald
nicht mehr von den Liberalen sprechen, sondern eher von den Marginalen.
Wenn die mal nicht ein warnendes Modell für die Gesamttendenz sind,
innerhalb derer die nachrückende Spaßgeneration das Schiff Bundesrepublik
Deutschland steuert. Verantwortungslos, heillos, planlos, kopflos –
gemessen, gewogen und zu leicht befunden. Mach's gut, F.D.P. - es war
doch eine teilweise schöne Zeit mit Dir, aber ohne Dich geht’s eben
auch. Die Piraten stehen ja bereits in den Startlöchern um das Vakuum
zu besetzen, was Du hinterlassen hast. Die sind zwar nicht gerade mit
politisch-progressiven Visionen gesegnet – aber schlimmer als Du versagen
– daran müssten sie erst mal hart arbeiten.