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Herrentag

von B. St. Fjøllfross
Diesmal aber hatte ein Gott Erbarmen... Am 21. Mai des Jahres 2009, Christi Himmelfahrt bei denen westlichen Christen, Vater- oder „Herrentag“ bei denen westlichen Schwachköpfen, regnete es. Ein wahrer Segen. Denn dieser Regen dämmte den unendlichen Zug der wie Narren gewandeten, grölenden und tutenden Männchen ein, die in den wenigsten Fällen der Gattung der „Herren“ zuzurechnen sind. Sie schmücken sich mit Flieder, setzten sich närrische Hüte auf und fahren auf Drahteseln oder Kremser-Kutschen in irgendeine vorbestimmte Schänke um sich dort die Hucke vollzulöten und sich sodann mit ihrem daraus bedingten Verhalten endgültig sämtlicher Menschenwürde zu begeben. Einen wahrhaft erbärmlichen Anblick geben sie dann ab. Viele Frauen aber, anstatt diesen traurigen Gestalten in den besoffenen Hintern zu treten, lächeln milde: „...einmal im Jahr, ach, lass sie doch...!“ Ja, lass sie man! Was sie im besten Falle ein Jahr unterdrücken, ihren wahren Charakter nämlich, dieses dem menschlichen Verstande so ferne infantile Gekasper, das entlädt sich an diesem Tag, der so alles andere ist als ein „Herrentag“. Und man bedenke: sind das nicht die selben Gestalten, die sich da freiwillig aufführen wie die Idioten, welche sich doch sonst so wichtig nehmen, dass sie bereit sind, dem Nächsten beim geringst-kritischen Blick die Fresse zu polieren? Nein, in dieser oder jener Gewandung - es bleiben die gleichen kleinen Spruze. Wie heißt es doch so treffend: Eyn Säu bleibet eyn Säu und wenn man yhme gelichen eyn gülden Kleid anzöche! Ein wahrer Herrentag aber, dass wären würdige Ehrenmänner oder Gentlemen im feinen Zwirn, einen guten Whisky in der einen und ein gutes Queue in der anderen Hand, oder ein paar handfeste Kerls, die beschaulich ihren Skat dreschen, oder im Park Schach spielen. Aber dieses sinnlose, abstoßende Gejaule und Getute, dieses Gegröle und Gesaufe zu völlig bescheuerten Schlagern, dieses sich anschließende Wälzen im eigenen Erbrochenen, die Kamikazefahrten mit Fahrrädern und Autos, die obligaten Schlägereien – das ist ein Idioten-, aber mit Sicherheit kein Herrentag.

14. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
21.05.2009