Lasst die Clowns hinein!
Zur Wahl des Herrn Bundespräsidenten
von B. St. Fjøllfross
Drei Minuten vor der „offiziellen“ Verkündung des Wahlergebnisses
zogen die Blechbläser in den Bundestag und Angestellte des Hohen
Hauses überreichten Blumen. Niemand sprach es deutlich aus, „durch
die Blume“ aber ward vermittelt, dass Herr Köhler für
eine weitere Amtszeit als Bundespräsident bestätigt worden
war. Was dann los ging, war das reine Affentheater. SPD und Grüne
machten ein Bohei um diese paar Minuten: „So etwas muss o f f
i z i e l l verkündet werden! Das „höchste“ Amt
im Staat von ein paar Domestiken und Musikanten herausposaunen zu lassen,
ist ein ungeheuerlicher Affront gegen die Staatsräson. Das Ansehen
der Bundesrepublik ist nachhaltig auf das Schwerste beschädigt...“
Huach, 'Tschuldigung, wir müssen gähnen. Es ist so unendlich
öde. Um bloß keine Möglichkeit zu verpassen dem politischen
Gegner im Superwahljahr eine reinzusemmeln, wird selbst diese Lappalie
an den Haaren herbeigezogen und aufgeblasen wie ein mit einem Clownsgesicht
geschmückter Luftballon. Ach, wäre das deutsche Volk doch
nur ein wenig reifer! Diese elende Posse würde den Marktschreiern
übel auf die Füße fallen. So ernst nehmen sie sich –
so unendlich ernst und haben nicht einmal eine Idee davon, wie lächerlich
sie sich machen.
Jeder Trottel weiß, dass das Staatsoberhaupt vom deutschen Grundgesetz
zu einer eher moralischen Instanz degradiert, quasi entmannt wurde.
Die Würde, die man ihm mit solchem zeremoniellen Brimborium anzupappen
versucht, verkehrt sich durch die Überbetonung des Geweses, was
man um ihn macht. Je lauter das Geklapper, desto weniger ist meistens
im Sack. Es hätte allen Beteiligten gut angestanden, die Sache
mit Humor zu übergehen, anstatt in aller Öffentlichkeit Intrigen
und Staatsaffären hinter diesem Lapsus zu wittern. Nicht die um
ein paar Minuten verfrühte Gratulationscour einiger nicht „hochgestellter“
Persönlichkeiten hat dem Amtsansehen des Herrn Bundespräsidenten
geschadet. Das hätte ganz im Gegenteil der Sache noch einen liebenswert-menschlichen
Touch verliehen. Aber so? Die Leute, welche dieser Afferei jetzt am
meisten nachheulen, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, der
Seriosität dieser Amtshandlung mehr geschadet zu haben als die
gesamte Kastration des Staatsoberhauptes durch das Grundgesetz. Deutschland
hätte wahrlich mehr verdient als solche Kasperköpfe.