Rasender Tod auf Deutschlands
Straßen
Don Miquele Barbagrigia
„Jeder hat das Recht auf
Leben und körperliche Unversehrtheit….“ Ach Gottchen,
ja! So behauptet es jedenfalls der Absatz 2 des Zweiten Artikels des
Deutschen Grundgesetzes, welches umzusetzen eine der prioren Aufgaben
der Bundesregierung und ihrer nachgeordneten Organe ist.
Eine Legislative sorgt für die Gestaltung von Gesetzen, die das
gesellschaftliche Zusammenleben verfassungskonform gestalten sollen.
Soweit, so gut!
Arbeitet diese Gesetzgebung aber nun suffizient? Und – vorrausgesetzt,
sie tut das – was ist dann los mit der Exekutive? Das ist eine
ernste Frage.
Wir wissen, daß eine unsägliche Umsetzung bestehender Gesetze
in der Vergangenheit unter anderem bereits dazu führte, daß
der deutsche Mittelstand und damit die gesamtdeutsche Wirtschaft schwere
Schlagseite erlitt, weil die Herausbildung einer elenden Zahlungsmoral
geradezu gefördert wurde.
Dutzende Kinder mußten grausam sterben, weil eine völlig
überforderte und jenseits allen bodenständigen Verstandes
schwebende Gesetzgebung und -erfüllung nicht in der Lage war,
sie vor bereits auffällig gewordenen Kinderschändern zu
schützen.
Ein ähnliches Versagen nehmen wir tagtäglich auf deutschen
Straßen wahr. Das rast, das projiziert das eigene unreife, rücksichtslose
und abgedrehte Ego auf den Asphalt und die Polizei sowohl als auch
die Rechtssprechung stehen oft genug scheinbar hilflos am Rande des
Geschehens und fischen nur hie und da mal einen Verkehrssünder
heraus. Was die Exekutivorgane dann als rigoroses Durchgreifen verkaufen,
das hat wohl noch nicht wirklich zu einem nennenswerten Umdenken geführt.
Fahren Sie mal durch Dänemark oder Schweden in Richtung auf die
deutsche Grenze. Was da eben noch mit deutschem Kennzeichen harmlos
und unscheinbar neben Ihnen herzuckelte, davon sehen Sie nur noch
einen Kondensstreifen, sobald das Hoheitsgebiet der Bundesrepublik
Deutschland erreicht ist. Freie Fahrt für freie Irre!
Warum rasen diese völlig unterbelichteten Kamikaze nicht in Dänemark?
Antwort: Weil sie genau wissen, daß ihnen entweder die Gefängniszelle
neben Egon Olsen gewiß ist, oder aber daß sie nach dem
polizeilichen Inkasso ihrem persönlichen Banquerott ein gutes
Stück näher gerückt sind, so sie denn erwischt werden.
Und diese Chance ist enorm! Denn die Kontrolldichte ist entsprechend.
Warum also bleibt es in Deutschland so oft bei leeren Lippenbekenntnissen,
wenn es um die Wahrung der Verkehrsordnung dient? Einer Verkehrsordnung,
die dem verfassungsmäßig garantierten Grundrecht auf Leben
und Unverletzlichkeit der Gesundheit dient!
Wir haben da so unsere Vermutungen, wenngleich es sehr schwerfällt,
diese stichhaltig zu belegen.
Wenn man jedoch eins und eins zusammenzählt…
Oft heißt es: …ja, die Lobby der mächtigen deutschen
Autoindustrie, die würde sich querlegen, wenn es um härtere
Sanktionen menschlichen Fehlverhaltens auf der Straße ginge.
Schließlich geht es um knallharte Absatzzahlen! Mag sein. Aber
die Automobilindustrie ist längst eine internationale geworden.
Sie müßte dann genausogut die nationale Gesetzgebung der
Dänen und der Schweden aufweichen können.
Der ADAC. Auch der hat seine unbestrittenen Negativverdienste um die
Erschwerung der Durchsetzung harter, gesetzlicher Maßnahmen
gegen motorisierte Bösewichter. Schließlich gehören
viele der Unverbesserlichen zu den Beitragszahlern, auf die man schließlich
um ihrer Subsidien willen soviel Rücksicht nehmen muß,
wie diese niemals ihren Mitbürgern gegenüber aufzubringen
willens wären.
Aber das ist alles noch nicht des Pudels Kern! Welche Rolle spielt
die deutsche Gesetzgebung und mit ihr die Exekutive selbst in diesem
üblen Geschäft?
Wollen wir es mal so sagen: Hier scheint uns eiskalter Pragmatismus
entgegenzuwehen, der sich nach der Devise: ’Man sollte die Kuh
nicht schlachten, sondern melken –man hat unter dem Strich mehr
davon’, organisiert. Wäre doch blöde, Fahrverbote
von mehreren Jahren bis lebenslänglich zu verhängen, wenn
ein Raser bereits zum dritten Mal auffällig wurde. Was, wenn
dieser Stratege nun sein Fahrzeug veräußerte und fortan
keine Steuern mehr zahlte – weder Mineralölsteuer, noch
Mehrwertsteuer auf Sprit und Ersatzteile, noch zahlt er KFZ-Steuern
und, und, und!
Noch schlimmer wäre es, lochte man die potentiellen Totschläger
ein. Gefängnisse sind teuer. Die Gesellschaft zahlt pro Häftling
kräftig drauf, und das um so kräftiger, je luxuriöser
man den Gesetzesbrechern die Haft zu versüßen sucht. „Resozialisierung“
gibt’s halt nicht zum Nulltarif. Und ein Rudel völlig redundanter
Psychologen erst recht nicht!
Da finge es dann an, dem ohnehin schon maroden deutschen Staatshaushalt
richtig weh zu tun. Das riskiert niemand. Fromme Sprüche, ja!
Willenserklärungen und eine Fernsehsendung „Der 7.Sinn“
– das kostet alles nicht die Welt. Aber wirksam durchgreifen,
rücksichtslosen Rasern unmißverständlich klar machen,
daß man das Leben und die Gesundheit anderer Menschen und Kreaturen
wirklich und wahrhaftig als höchstes Gut bewertet, höher
als jeden Finanzbetrag, das sei ferne! Denn da geht’s an die
Substanz, und zwar die Einzige, die zählt – das Geld!
Es ist die Einstellung des Michels zu sich selbst, die da zum Ausdruck
kommt. Jedes Volk hat die Gesetze, die es verdient. Uns tun die Opfer
in der Seele leid. Die Verkrüppelten, die Schmerzen Leidenden,
die Hinterbliebenen, die eine Tragödie zu erdulden haben, weil
manche Zeitgenossen zwar nicht begründen können, was sie
mit den per Raserei herausgeschundenen, eventuellen drei Minuten so
Überlebenswichtiges vor hatten, nichtsdestotrotz aber nicht anders
können, als tagtäglich ihre Unreife, Dummheit, Primitivität
und ihr asoziales Ego in pure mechanische Gewalt umzusetzen.
Daß diese Unholde sich sehr wohl zu benehmen wissen, können
wir schon erwähnt häufig genug beobachten, wenn sie ihre
Hilfsboliden durchs rigoros durchgreifende Ausland steuern. So bleibt
uns nur die bedauerliche Schlußfolgerung, daß es in Deutschland
entscheidend an politischem Willen mangelt, den normalen zwischenmenschlichen
Anstand auch auf den öffentlichen Verkehrswegen zum verbindlichen
Allgemeingut zu erheben. Statt dessen werden die Gesundheit und das
Leben der Opfer für Geld verscherbelt. Ein Artikel des Grundgesetzes,
unseres gemeinsamen kostbarsten Gutes, unserer bedeutendsten Errungenschaft,
verkommt vor unseren Augen zu einer hohlen Farce! Kein deutscher Demokrat
sollte das widerstandslos hinnehmen!
Seinen diesbezüglichen Willen deutlich artikulieren und seine
Realisierung erzwingen zu können, respektive bei mangelnder Erfüllung
mit Force zu intervenieren – daß sind die unschätzbaren
Vorzüge, die ein demokratisches System seinen Menschen bietet.
Wer aber mit solchen Segnungen bedacht von diesen keinen Gebrauch
bezüglich der eigenen Bürgerinteressen macht, der macht
sich an den Opfern beinahe so schuldig, wie die von uns attackierten
Täter.
Übrigens, wie gut, daß der Gesellschaftsverband der Zellen,
die einen menschlichen Körper ausmachen, keiner sentimentalen
Gefühlsduselei verfallen ist! Auch im menschlichen Organismus
versuchen täglich einige hunderttausend entartete Zellen, auf
Kosten ihrer „Mitzellen“ ein asoziales Eigenleben zu führen.
Die körpereigene Abwehr reagiert schnell, präzise, hart
und hundertprozentig. Denn – versagt sie, heißt das Ergebnis
„Krebs“. Über dessen Prognose aber brauchen wir uns
wohl an dieser Stelle nicht weiter auszulassen. Und – nicht
wahr – eine Gesellschaft ist doch auch nur ein Mensch!