| Die dreizehnte
Frage
Michael L. Hübner
Das Brandenburger Wochenblatt BRAWO
veröffentlicht an jedem Mittwoch eine Rubrik "Fragen am Mittwoch".
Mit 25 Fragen, die jeweils einer anderen Persönlichkeit des Brandenburger
Lebens vorgelegt werden, soll ein Streiflicht auf die interviewte Person
geworfen werden, das diese dem Leser näherbringen, sie gleichsam
vorstellen soll. Die dreizehnte Frage lautet: "Mit welchem Tier würden
Sie den Menschen vergleichen, den Sie am wenigsten leiden können".
Als der Herr Gastwirt
und Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins Westhavelland, Klaus Laszowski,
am Mittwoch, dem 23. November 2005 die Antwort "Ratte" gab,
fand ich es an der Zeit, den Kollegen von der BRAWO folgendermaßen
zu antworten.
Sehr geehrte Damen und
Herrn!
Ich muß mich
aufrichtig bei Ihnen entschuldigen. Lange Zeit war ich dem fatalen Fehlschluß
erlegen, daß es sich bei der unsere schuldlose Mitkreatur so unverdient
kränkenden und diffamierenden Frage: "Mit welchem Tier würden
Sie den Menschen vergleichen, den Sie am wenigsten leiden können?"
um eine Fragestellung von ausgesuchter Dummheit und Primitivität
handele.
Die Wahrheit ist: Der Dummkopf war ich!
Schamvoll gestehe ich mein langwährendes Unvermögen, die sublime
Genialität zu begreifen, die gerade dieser Frage innewohnt.
Dabei hätte mich schon ihre zentrale Positionierung auf ihren wahren
Stellenwert verweisen müssen! Denn sie ist die Kernfrage schlechthin!
Auf jede andere Frage kann Ihr jeweiliger Gesprächspartner mit seichten
Allgemeinposten und gähnenden Banalitäten antworten, sich selbst
zu einem wertvollen und liebenswerten Mitglied der Gesellschaft schönreden.
Die 24 begleitenden Fragen sagen gar nichts über sein Wesen aus.
Sie sind bloße Seitenfüller – sonst nichts.
Aber diese eine, die Dreizehnte! Hier betritt der Scharfrichter den Plan
– eiskalt und unbarmherzig! Hier muß Farbe bekannt werden,
hier schauen wir den Leuten direkt in die Seele! Die wirklich Guten erkennt
man immer wieder daran, wie sie schon der Frage an sich eine glasharte
Absage erteilen. Der Rest fällt kopfüber in die Grube: Plumps
– weg isser!
Ich habe selten erlebt, wie man mit einem einzigen Hieb eines verbalen
Dreschflegels so sauber die Spreu vom Weizen zu trennen vermag.
Wer immer sich aus Ihrem Redaktionskollegium um diese Frage verdient gemacht
hat, verdoppeln Sie ihr / sein Gehalt! Sie oder er ist es in jedem Falle
wert.
Übrigens: Legten Sie mir diese Frage vor, ich würde grinsend
antworten: Mit dem Nackten Affen (Homo "sapiens").
P.S.
Meine Rattendame Prinzessin läßt Herrn Laszkowski herzlichst
grüßen und ihm ihre aufrichtige Anteilnahme übermitteln.
Auch wenn es mir nicht gelang, ihr den Begriff "Armutszeugnis"
zu übersetzen, daß es weh tun muß, versteht sie. Sie
ist eben ein mitfühlendes Geschöpf! |