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Pink Floyd trifft Fontane
Seebühne Wustrau spielt Fontane auf der Regattastrecke

Michael L. Hübner
„Oceane von Parceval“ ist die wohl unbekannteste Dichtung des märkischen Dichterfürsten Theodor Fontane. Fragment geblieben, eignete sich das Stück bisher nicht zur öffentlichen Aufführung. Die Seebühne Wustrau aber sah das anders und vervollständigte den Inhalt mit Zitaten aus anderen, berühmten Fontane-Werken. Heraus kam ein Schauspiel mit Ballett der besonderen Art unter Regie von Marten Sand. 500 Zuschauer sahen am Abend des 24.8. von der Zuschauerbühne der Regattastrecke der absolut beeindruckenden Vorstellung zu. Der Pfiff bei dieser Inszenierung war zweifelsohne die exorbitant gut und flüssig getanzten Balletteinlagen, die Gesine Ringel bravourös zur Musik von Pink Floyd choreographierte. Songs und Instrumentals aus „The Wall“, „Wish you were here“ und „The Dark Side of the Moon“ sorgten für Gänsehaut pur. Das Royal Philharmonic Orchestra lieferte die Musik der Truppe um Roger Waters und Dave Gilmour. Leider nicht live – aber das hätte sowohl den Rahmen der Veranstaltung als auch die Eintrittspreise gesprengt. Auf der Bühne selbst gaben sich ein internationales Team von Schauspielern und Tänzern von Format ein Stelldichein. Angela Reinhardt tanzte berückend die Hauptfigur der Oceane und brachte wunderbar die existenzialistische Grundaussage des Themas zum Ausdruck. Oceanes Mutter bescherte den Brandenburgern ein rührendes Wiedersehen mit ihrer Christiane Ziehl. Die begnadete Leiterin des hiesigen Jugendtheaters wieder auf der Bühne zu erleben, war alleine schon den Besuch der Vorführung wert. Ein erfreuliches Wiedersehen gab es auch anderen ehemaligen Brandenburger Ensemblemitgliedern, so mit Uta Dierks und Rudi Lenk als überzeugend strenggläubiger Pastor Baltzer. Danny Pelleg aus Israel, Davina Wölfle aus Wiesbaden, Anne Poncet Staab aus Genf und Alexander Teutscher vom Königlichen Schwedischen Ballet verliehen dem Ereignis mit ihrem souveränen Tanz die internationale Klasse. Teutscher teilte sich mit einem engagierten Philip von Schön Angerer die Rolle des Verehrers der Oceane, Baron Ewald von Dircksen. Teutscher tanzte, von Schön Angerer spielte – das war mindestens so originell wie die Videoinstallationen, die das Stück mit mystischem Hauch unterlegten. Mit besonderem Applaus wurde natürlich der große Hans Teuscher bedacht, der in der Rolle des Dr. Felgentreu brillierte. In seinem gesetzten und maßvoll gehaltenen Spiel offenbarte sich die DDR-Schauspielgröße Teuscher. Das Drama um die unglückliche Melusine beendete den Reigen der diesjährigen „Outdoor“-Aufführungen des Brandenburger Theaters mit einem prächtigen Feuerwerk.

 
B
6. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2008