Haydn
in St. Gotthardt
Brandenburger Kirchenkreis führt Haydns
„Schöpfung“ auf
Michael L. Hübner
Der Brandenburger Kirchenkreis lud
zu einer Aufführung von Joseph Haydns „Schöpfung“
und 500 Brandenburger kamen. Die frei gebliebenen Plätze in der St.
Gotthardtkirche konnte man am Abend des 5.10.2008 an einer Hand abzählen.
Fred Litwinski, der Brandenburger Kirchenmusiker dirigierte ein Ensemble,
das in seiner Mächtigkeit den nicht eben kleinen Chorraum St. Gotthardts
weitestgehend ausfüllte. Sicher zählt die „Schöpfung“
zu den epochalen Werken der Wiener Klassik, die auch ein europäisches
Format vorweisen können. Allein der Name Joseph Haydn wird viele
Zuhörer veranlasst haben, das von diesem hervorragenden Komponisten
zwischen 1796-1798 geschaffene, spätbarocke Oratorium zu besuchen.
Haydn selbst bezeichnete die Arbeit an der „Schöpfung“
als religiöse Erfahrung. Der unterlegte Text aber aus der Feder Gottfried
van Swietens, des engagierten Förderers Mozarts, Haydns und Beethovens,
ringt dem zeitgenössischen Hörer einiges an Toleranz ab. Es
ist ein beängstigendes historisches Dokument aus der Zeit des uneingeschränkten
Patriarchats. Was bleibt, ist die sehr professionelle und fehlerfreie
Interpretation durch die drei Solisten Andrea Chudak (Berlin, Sopran,
Gabriel und Eva), Nico Eckert (Leipzig, Tenor, Uriel) und Jörg Schneider
(Berlin, Bass, Raphael, Adam), den Chor der Brandenburger Stadtkantorei,
dem Chor der katholischen Kirchengemeinde und Mitgliedern des Orchesters
der Komischen Oper Berlin. Der Klangkörper und die Vielzahl der Stimmen
vermochten schon den Raum unter den Kreuzgewölben St. Gotthards voluminös
auszufüllen. Selbst leise Passagen des etwa 110minütigen Stückes
waren auch auf unvorteilhafteren Plätzen noch gut zu verstehen. Der
Brandenburger Kirchenkreis untermauert mit derlei Veranstaltungen sicht-
und hörbar seinen gerechtfertigten Anspruch auf eine tragende Rolle
im Kulturbereich der Chur- und Hauptstadt. |