1.
Plauer Schlossfestspiele
Schlossbesitzer Kolbe ließ bitten
Dame und Kavalier auf dem Plauer Schloßhof
Michael L. Hübner
Der 7.9. war in Plaue einem besonderen
Ereignis vorbehalten. Schlossbesitzer Christian Kolbe lud zu den 1. Plauer
Schlossfestspielen auf den Hof des historisch bedeutsamen Gebäudekomplexes
an der Havel. Immerhin ist Schloss Plaue gewissermaßen eines der
Fundamente der über 500-jährigen Hohenzollernherrschaft in der
Mark. Hier wurde im Winter 1415 einer der mächtigsten Ritter der
Mark, Johann von Quitzow, Burgherr auf Plaue, von den neuen Herren Brandenburgs
niedergerungen. Vom alljährlichen Fischerjakobi unterschied sich
das kleine aber feine Kulturereignis nicht nur durch die Zahl der Besucher.
Während der Fischerjakobi mehr oder minder die Züge einer Kirmes
trägt, betonten die Schlossfestspiele ihre kulturell hochwertige
Qualität. Entsprechend kam auch vorzugsweise Publikum, welches sich
von klassischer Musik, den erlesenen Darbietungen des event-theaters,
schönen Barock- und Rokokokostümen und vor allem von stilvoller
Unterhaltung angesprochen fühlte. Ohne dem Fischerjakobi seine Daseinsberechtigung
abzusprechen, verwies der Schlossherr jedoch auf den Akzentgebenden Gestus
der Schlossfestspiele. Dieser Implikation folgte denn auch das Programm
des event-theaters, das gemeinsam mit dem Berlin-Brandenburger Quartetto
Tonale die „Kulinarische Einkehr bei Fontane“ aus dem Jahre
2002 neu auflegte.
Hank Teufer, Chef des event-theaters und letztes Granitgestein des einstigen
Brandenburger Ensembles, zog wieder einmal alle Register, deklamierte
in einem Augenblick von der Bühne herab, im nächsten aus einer
Gaube des Nordflügels. Über die Resonanz des Publikums zeigte
sich Brandenburgs Stadtmime begeistert. Für die nächsten Schlossfestspiele
sagte er bereits seine erneute Teilnahme zu. Gezeigt wurden im Schlosshof
mittelalterliche und traditionelle Gewerke, wie zum Beispiel eine Schmiede
und ein Holzbildhauer bei der Arbeit. Vor allem aber sorgten die Veranstalter
für die Unterhaltung der Kinder. Vom Reiten bis zur Bastelstraße
sollte für die Jüngsten keine Langeweile aufkommen, da sie für
die von historischen Schlossherren geführten Rundgänge durch
den stark renovierungsbedürftigen Baukörper doch noch nicht
das entsprechende Interesse zu entwickeln vermochten. Kolbe gab seinem
Optimismus Ausdruck, dass mit den Behörden nunmehr Übereinkunft
bezüglich der weiteren Baumaßnahmen erzielt werden konnte und
somit der Zeitpunkt der Konzeptorientierten Fertigstellung in greifbare
Nähe rückt. Vor allem den Plauern, aber auch den Brandenburgern
sei dies gewünscht. Durch die jahrzehntelange Vernachlässigung
des zentrumsfern gelegenen einstigen Prachtbaus scheint der Havelstadt
leider das Bewusstsein abhanden gekommen zu sein, dass die Domstadt auch
einen würdigen Platz in der Liste deutscher Schlossstädte beanspruchen
darf. Wenn man darüber hinaus die exquisite Lage im Havelknick berücksichtigt,
dürfte sich dieses Ranking sogar an einer ziemlich exponierten Position
orientieren. Die ins Leben gerufenen Plauer Festspiele werden einen erklecklichen
Teil dazu beitragen, den Blick auch hinsichtlich der in sieben Jahren
anstehenden BUGA auf dieses architektonische Pfund zu lenken, mit dem
die Chur- und Hauptstadt im eigenen Interesse wieder vermehrt wuchern
sollte.
|