Die
Wiedergeburt des St. Pauliklosters zu Brandenburg an der Havel
K. K. Bajun
Es war in den letzten Kriegstagen
des Jahres 1945. Die Rote Armee rückte auf die alte Chur- und Hauptstadt
der Mark vor und trachtete, diese zu besetzen. War sie doch ein Industrieschwerpunkt,
Militärstandort und Verkehrsknotenpunkt ersten Ranges. Doch des Führers
Getreue dachten nicht daran, die Stadt zu übergeben. Der Irrsinn
angesichts der völlig aussichtslosen Lage brachte Brandenburg schwersten
Schaden. Denn die Rote Armee hielt sich nicht lange auf – sie schoß
in die Stadt hinein, was das Zeug hielt. Das gesamte Temnitzviertel, das
Lycaeum, das malerische Paulikloster selbst und die Prachtmeile Brandenburgs,
die St. Annenstraße brachen in Feuer und Schutt zusammen. In den
„versunkenen
Schätzen der Stadt Brandenburg“ auf den Seiten des „Preußischen
Landboten“ berichteten wir darüber.
Die
Kirche des Pauliklosters zu Brandenburg an der Havel während des
Wiederaufbaus September 2004
Über ein halbes
Jahrhundert nun stand die traurige Ruine des ehemaligen Dominikanerklosters
St. Pauli einsam und verloren, wie an den Rand der Stadt gedrängt
und berichtete vom Wahnsinn eines aberwitzigen Krieges, der am Ende dorthin
zurückgekehrt war, von wo er einst ausging.
In den sechziger Jahren dann kamen Pläne auf, das Paulikloster wieder
aufzubauen, es als Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte zu
nutzen. Die DDR war noch auf einem aufstrebenden Wirtschaftskurs, ein
Ende der Ära von Prosperität und zunehmendem Wohlstand war für
breite Teile der Bevölkerung noch nicht absehbar – und so beschloß
man, sich auch des kulturellen Erbes anzunehmen, soweit es die herrschende
Ideologie zuließ.
Doch die Realität sprach eine andere Sprache. Als einiges getan und
die Ruine notdürftig gesichert war, gingen die Mittel aus und die
Arbeiten wurden für lange Zeit eingestellt.
Das Vorhaben, eine der Keimzellen der Mark Brandenburg, nämlich das
Gelände der markgräflichen Burg zu reaktivieren, erstarb unter
anderen, dringlicheren Projekten.
Am Ende der Achtziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhundert brach die DDR
unter ihren inneren Widersprüchen in sich zusammen, wie einst das
Dach der Klosterkirche unter den Schlägen des Beschusses.
Eine neue Epoche kam für Stadt und Land – die der freien Marktwirtschaft.
Für Brandenburg brachte sie kurzfristig eine Erholung mit sich und
man besann sich auf die alten Pläne.
Doch wieder bekamen andere Projekte den Vorzug, so der Bau des Brandenburger
Congress-Centrums, und abermals wurde verschoben und verzögert.
Doch im Januar 2004 war es dann so weit: Die Bauarbeiten zur vollständigen
Rekonstruktion der Klosteranlage begannen. Wenn sie Ende 2006, Anfang
2007 abgeschlossen sein sollen, dann wird das Kloster buchstäblich
wiederauferstanden sein, wie der Phönix aus der Asche. Und es wird
dem Landesmuseum eine würdige Heimstadt sein.
Eine Ausstellung in der Marienkapelle des Klosters, die noch bis zum Januar
2005 zu sehen sein wird, dokumentiert in liebevoller Zusammenstellung
und unter Zuhilfenahme alter Photographien und Dokumente den einstigen
Reiz, den Verfall und die verschiedenen Versuche des Neubeginns.
Was einzig zu hoffen bleibt, ist, daß dieses Mal nicht das Geld
vor der Zeit ausgehen möge, sondern der Wiederaufbau dieser geschichtsträchtigen,
wunderschönen und für die Mark bedeutenden Anlage, wie vorgesehen
beendet wird.
Die neu aufgesetzten Dachstühle sind ein weitsichtbares Zeichen der
Hoffnung. Ein wiedererstandenes Paulikloster wird gewiß Brandenburgs
Schade nicht sein.
Die Ausstellung hat bis Anfang
Januar 2005 in der Marienkapelle hinter dem Westgiebel der Kirchruine
geöffnet am Wochenende, Samstag und Sonntag, jeweils 10:00 Uhr bis
16:00 Uhr. Sie ist zu finden, wenn man von der Steinstraße kommend,
die Brüderstraße geradezu bis zum Ende läuft. Parkflächen
sind in ausreichender Menge vorhanden.
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