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Plauer Porzellan im Heimatmuseum der Stadt Brandenburg an der Havel
Teil 2

K. K. Bajun
Vor kurzem erst hatten wir das große Vergnügen, über eine wundervolle kleine Ausstellung berichten zu dürfen, die unter der Leitung des Direktors des Brandenburger Stadtmuseums, Herrn Dr. Kohnke und seiner Stellvertreterin Frau Heike Köhler initiiert wurde.
Vorgestellt wurden einige sichere und einige fragliche Vertreter des berühmten Plauer Porcellains, das anfangs des achtzehnten Jahrhunderts für einige wenige Jahre in dem an der Havel gelegenen Fischerstädtchen hergestellt wurde. Der Landbote berichtete in seinem Artikel „Plauer Porcellan“.
Seit einigen Wochen nun wird die Ausstellung schon überdurchschnittlich besucht. Vor allem Interessierte aus Brandenburg und vor allem Plaue hatten sich neugierig auf den Weg gemacht.
Besondere Aufmerksamkeit aber erfuhr die Ankündigung, daß seit Anfang Julei 2005 ein die Ausstellung begleitender Katalog verfügbar sei.
Diesen Katalog vorzustellen und auch den Journalisten des Umkreises entsprechende Fragen zu beantworten, lud das Museum am Freitag, dem 08 Julei 2005 zum Pressegespräch.
Im ehemaligen Empfangssaal des ersten Hausherrn Obristen von Massow versammelten sich die Kameraleute und Reporter um Dr. Kohnke, Frau Köhler und die dankenswerterweise erschienene Kulturbeigeordnete der Stadt Brandenburg, Frau Hübner.
Schon eingangs ihrer Ausführungen betonten die Gastgeber das Engagement der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, deren Subsidien die Erstellung des broschürten Kataloges erst ermöglichten.
Ein Ausstellungskatalog hat im Allgemeinen nicht nur Andenkenfunktion für die Besucher. Durch die dokumentierte Synopsis des oft aus verschiedenen Sammlungen zusammengeführten Materials stellt er Wissenschaftlern und Museologen ein unschätzbar wichtiges und effektives Handwerkszeug zur Verfügung. Gerade, wenn bislang so vernachlässigte und wenig beschriebene Exponate wie der Plauer Scherben thematisiert werden, kann man ein solches Begleitheft ruhigen Gewissens als Meilenstein bezeichnen. Die vorgestellte Broschüre ordnete sich nun als Nummer 5 in den Kanon der Reihe der Brandenburger Museumshefte ein, zwischen deren Neuerscheinungen manchmal bis zu sieben Jahre vergehen. Sicher unbeabsichtigt wird diesen Heften damit eine besondere Exclusivität gesichert.
In sehr ansprechender Aufmachung unter Verwendung excellenter und professioneller Photographien paradieren die charmanten Ausstellungsstücke in rotbraun, schwarz und Fayence noch einmal vor uns. Ergänzt werden die Seiten von Exponaten, die das Museum nicht für die Ausstellung erhalten konnte. Wir erfahren noch einmal um den Wert dieser Stücke, die der nach dem berühmten Meißner zweiten Porzellanmanufaktur Europas entstammen. Schwierig ist es, die wenigen erhaltenen Artefakte zweifelsfrei der Plauer Manufaktur zuzuordnen, da selbige ohne Kennzeichnung ihrer Produkte zu arbeiten pflegte. Ist es vielleicht doch Böttger-Steinzeug? Ist es Funke, Höchst, oder Zerbster? Die Formen ähneln sich dem Zeitgeschmack entsprechend, dieselben Meister waren häufig an verschiedenen Standorten tätig, das Material erteilt selten unterscheidunskräftige Auskunft.
Dieser Katalog trägt gewichtig dazu bei, daß sich mit der Erforschung dieses wertvollen Erbes befaßte Museologen solchen Fragen intensiver werden zuwenden können.
Wir wollen aber an dieser Stelle auch deutlich machen, daß weder der Abkauf der 500 Katalog-Exemplare zu € 5,- das Stück, noch die großherzige Unterstützung seitens des vorgenannten Geldinstitutes dem Idealismus und den tatsächlichen Kosten der Ausstellung auch nur ansatzweise gerecht werden. Viel hat die Stadt aus ihrem schmalen Etat beigesteuert.
Dennoch zählt jede private Initiative, jede Unterstützung, jedes Engagement, um dem Museum auch inskünftig die ansprechende Präsentation des so wertvollen kulturellen Erbes zu ermöglichen. Mäzenatentum, Zuwendungen aus Hinterlassenschaften, attraktive Leihgaben oder gar Überschreibungen helfen nicht nur, den Fundus um attraktive Exponate zu bereichern. Solche Aktivitäten würden sichtbar die Bedeutung des Museums als einen Teil der guten Stube einer Kommune stärken. Es ist eine nicht zu unterschätzende Wechselwirkung: Das Museum selbst veranschaulicht in konzentrierter Form die wertvolle Hinterlassenschaft der Vorfahre, auf deren Schultern uns zu stehen vergönnt ist. Mäzene aus dem Bereich der Wirtschaft bekunden mit ihrem Zutun ihre Verbundenheit mit der Region. Ein solches Bekenntnis aber ist essentiell, um zukünftige Aufgaben hierorts anzupacken und zu bewältigen. Wer sich seiner und der Leistung seiner Voreltern bewußt ist, wird sich schwertun, deren Scholle zu verlassen. Er wird hierbleiben und sein Möglichstes geben, um hier auf die Beine zu kommen. Dieses „Wir - hier“ ist ein enormer Wirtschaftsfaktor, ein Garant für Lebensqualität und ein starkes Zugpferd. Deshalb bitten wir die Brandenburger und unserer verehrte Leserschaft: Betrachten Sie ein Museum nicht als schlichtes Angebot zum Zeitvertreib, als ein Kuriositätenkabinett, eine Jahrmarktsattraktion. Betrachten Sie es als ein dynamisches Gebilde, dessen Funktion aus der Vergangenheit schöpft um bei entsprechender Würdigung in der Gegenwart für die Zukunft zu wirken. Für Ihre Zukunft! Große Rhetorik? Ach was! Ich wette: Aus jedem Ausstellungsstück eines Museums läßt sich etwas lernen, was für die Gegenwart von Bedeutung ist. Man muß nur wachen Auges hinschauen. Man kann alte, erfolgreiche Techniken wiederentdecken, man kann aus den Fehlern der Alten lernen, ihren Bemühungen und Irrtümern, man kann sogar das Alte oft sehr erfolgreich revitalisieren.
Die Replikate des Hiddenseer Goldschmucks, barocke Weinflöten, römische Rüsselbecher, germanische Schmuckfibeln, – das alles verkauft sich in den Läden großer Museen ganz passabel und unterstützt die musealen Kassen. So manche Dame wird schon heutzutage wieder von einem Schmuckstück geziert, dessen Original von ihrer Urahne vor mehr als tausend Jahren getragen wurde und dessen zeitlose Schönheit die weibliche Konkurrenz in modernen Juwelierläden vergeblich auf Jagd gehen läßt. Ein geschickter Handwerker unserer Tage in fruchtbarer Zusammenarbeit mit seinem lokalen Museum macht’s möglich.
Liebe Brandenburger! Hat jemand unter Ihnen das Geschick, einem Plauer Walzenkrug mit Zinndeckel wieder Leben einzuhauchen? Trauen Sie sich! Der Töpfermarkt zu St.Pauli würde es Ihnen bestimmt danken. Originelle Gaststätten und Wirtshäuser, wie zum Beispiel die Plauer Kneipe Pur mit eigenem Brauhaus wären gewiß zu begeistern! Das gleiche gilt sicher auch für gekonnte Nachbildungen der anderen Ausstellungsstücke. Könnten Sie sich geschmackvollere und exclusivere Geschenke bei gleichzeitiger Bezahlbarkeit vorstellen?
Mit diesem Appell an die unternehmerische Initiative unserer Mitbürger, die sich auf eine anerkannte und große Tradition berufen kann, erweisen wir noch einmal den Machern eines musealen Highlights unserer Heimatstadt unseren Dank und unsere Reverenz!

B 2. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2005