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Das
Vermächtnis der Tempelritter
Ein Film von Jon Turteltaub
K. K. Bajun
€ 5,50 für einen aberwitzigen
und zusammengemanschten Stuß! Das tut weh! Das sind richtig körperliche
Schmerzen, verstehen Sie? Nein? Na, dann sehen Sie sich den Schinken doch
selber an. Wenn Ihnen der Vater aller Dinge für einen Sechser Brägen
in die Wiege gelegt hat, dann werden Sie genauso leiden!
Fünf Euro fuffzich, also! Verdammt, dafür muß ein „Hartz-
Vierer“ einen Tag lang arbeiten, wenn er denn darf.
Die amerikanische Filmindustrie brauchte wohl auch wieder etwas Geld und
verfiel auf den alten Dreh mit den anspruchslosen Schnitzeljagden für
pubertierende Pfadfinder und – damit die Kasse auch klingelt –
setzte sie Turteltaub auf den Sessel des Spielleiters, schickte als Zugpferd
Nicholas Cage ins Rennen, begleitet von der „deutschstämmigen
Neuentdeckung“ Diane Kruger und gab Justin Bartha die einmalige
Gelegenheit, seinen Ruf als seriöser Schauspieler gleich zu Beginn
seiner Karriere restlos zu ruinieren.
Er nutzte sie!
Vom Produzenten Jerry Bruckheimer hätten wir mehr erwartet. „Fluch
der Karibik“ war erstklassig und amüsant, „Armageddon“
technisch perfekt und jetzt das! Der Mann ist tief gefallen.
Laßt uns flugs die unerquickliche Frau Kruger abarbeiten! Dann haben
wir es hinter uns. Frau Kruger hat also nicht nur ihre bezaubernden „Ü-Strichelchen“
bei dem Versuch eingebüßt, zu einer waschechten Amerikanerin
zu konvertieren. Diese Metamorphose ist ihr dermaßen gut gelungen,
daß man ihr die Hirnlosigkeit auf den ersten Blick ansieht. Das
wäre ja noch erträglich. Schließlich kann man ja die Augen
schließen. Aber die Stimme! Oh Gott! Diese Stimme! Die ist ja noch
schrecklicher als das Organ unseres nationalen Berufsdummchens Verona
Proth, geborene Feldbusch. Wenn sich die Frau selbst synchronisierte,
dann sollte man ihr für den Rest ihrer Erdentage einen Maulkorb umlegen.
Bringt diese Frau zum Schweigen! Bitte! Und wenn ihr sie nicht mehr von
der Leinwand eliminieren könnt (…die Geister, die ich rief..),
dann gebt dem Stummfilm eine zweite Chance.
Nicholas Cage. Wir sind weitaus Besseres von ihm gewohnt. Schlechteres
nicht. Denn „schlechter“ ist kaum machbar. Ende.
Sean Bean. Er hat uns gefallen als „Bohomir“ im „Herrn
der Ringe“. Wir empfehlen eine Weiterführung der Ringtrilogie
unter Benutzung eines wiederauferstandenen Truchseß-Sohnes von Gondor.
Lieber einen Zombie, als dieses Elend!
Der Rest der Mimen ist keiner Erwähnung wert.
Die Story? Nein, das ist keine Story – das ist gequirlte Schweinescheiße!
Verzeihung, aber man muß solchen Mist deutlich kennzeichnen. Alles
andere wäre Hochverrat am guten Geschmack und an denen, die für
den Wirrsinn auf der Leinwand mit ihrem einstmals guten Namen herhalten
mußten – den Templern.
Worum geht’s also in diesem Räuber -und -Gendarm –Schinken?
Das ist schnell erzählt: Ein anscheinend seniler Großvater
impft seinen etwas depperten Enkel mit einer Geschichte, die einem Jungen
ohne Bartwuchs oder sonstiger Behaarung begeistert. Die Familie des Heranwachsenden
sei seit zweihundert Jahren Wächter des legendären Templerschatzes,
der nach der Vernichtung des Ordens im Jahre 1314 auf Umwegen wohin wohl
– natürlich nach Amerika gelangt sei. Der Schatz bedurfte des
zukünftigen Hortes der Freiheit, um vor den Rotröcken des St.Georgs-Thrones
in Sicherheit gebracht zu werden. Nur zur Erinnerung: Die Templer wurden
primär von König Philip dem Schönen von Frankreich ausradiert.
Die Überlebenden fanden in England und in Schottland eine sehr kulante
Aufnahme. Und was denn für ein Schatz? Es stimmt schon. Die Templer
gehörten als Ordensgemeinschaft zu den vermögensten Körperschaften
des mittelalterlichen Europa. Aber Philip und sein Frankreich waren am
Rande des Staatsbanquerotts. Das ist ja nichts Neues für die Grande
Nation. Und was die Templer hatten, wurde säuberlich aufgelistet
und den Johannitern übergeben, die allerdings nach der Pfeife des
Lilienthrones tanzten. Der sagenhafte Schatz ist in etwa so real wie das
Gold der Nibelungen. Aber auf die Legionen der Spinner und der Irren löst
er noch immer ungebrochen eine ungeheure Faszination aus. Damit rechnet
auch Produzent Bruckheimer. Deshalb mußten die Klunkern Pate stehen
für seine furiose Schnitzeljagd.
Und wie bei einem echten Vergnügen dieser Art stehen überall
versteckte Hinweise darauf, wie es hinter dem nächsten Baume weitergeht.
Auf der Ein-Dollar-Note, auf einem elfenbeinernen Kopf einer Meerschaumpfeife,
die noch mal als Schlüsselbart mißbraucht wird, auf einem amerikanischen
Nationaldokument, auf Ziegelsteinen und einer Grabplatte. Man muß
sie nur zu lesen wissen. Oder das Drehbuch studiert haben. Denn soviel
Wirrsal zu ersinnen, das kann kein vernünftiger Mensch. Und so degeneriert
der Streifen ganz unwillkürlich die Gründerväter der U.S.A.
zu Pimpfen, die ihre Zeit nicht anders totzuschlagen wußten, als
einen Schatz zu vergraben, an dessen Suche sich die Nachfahren die Zähne
ausbeißen sollten. Eigentlich war es ja geplant, die Unterzeichner
der Unabhängigkeitserklärung zu heroisieren. Doch dieser Schuß
ging klassisch nach hinten los!
Und Bruckheimers Parole schien gewesen zu sein: „Jungs! Nicht kleckern!
Klotzen! Also Kinder, unter der Unabhängigkeitserklärung machen
wir’s nicht!“ Und so mußte eines der Nationalheiligtümer
der Amis ersteinmal in Schutzhaft genommen werden – denn es hatte
neben dem auf der Vorderseite verzeichneten Hochverrat an der englischen
Krone auf der Rückseite noch eine Anweisung zu stehen, die verschlüsselt
besagte, wie man sich denn dem sagenumwobenen Templerschatz nähern
könne. Eine Schnitzeljagd wäre nichts ohne Verfolger. Wir kennen
das noch aus unseren Tagen aus dem Pionierferienlager bzw. vom Dienst
bei der HJ. Mr. Bean – nein, nicht der erstklassige Komiker R.Atkinson,
unser „Bohomir“ ist gemeint – das ist Ihr Part! Seien
Sie mal so richtig fies! Kann er nicht. Er kann es einfach nicht. Fünf,
setzen!
Die Deklaration wird also geklaut, macht unter zunächst unfreiwilliger
Begleitung jener obligatorischen weiblichen Begleiterrolle eine Reise
zurück zum Ort ihrer Unterzeichnung, wälzt sich ein paarmal
über die vielbefahrenen Straßen Philadelphias, wird immer wieder
auseinandergerollt und bekommt dabei ein paar Falten und Kniffe mehr.
Frau Kruger mimt dabei eine Chefarchivarin des amerikanischen Nationalarchivs.
Jung und unverbraucht, wie sie ist… Welche Reputation dieses anenzephalische
Superweib wohl ihrer Bewerbung um diesen Posten beigelegt haben mag? Nun
ja, Bush junior hat es zum Präsidenten gebracht. Somit erklären
wir diesen Teil des Films zum alleinig authentischen! Aber das sind nicht
die einzigen für den intelligenten Konsumenten dieser Farce versteckten
Hinweise auf die Befindlichkeit der amerikanischen Seele. Ja, ja, nicht
nur für seine Schauspieler – auch für uns hat Mr. Bruckheimer
ein paar bunte Fähnchen an die Bäume geklebt. Denken Sie nur
an das schöne Wortspiel Cage – Chase.
Nicholas Käfig (Übersetzung von „Cage“ ins Deutsche“),
begleitet von Dr. Jagd (Übersetzung des Filmnamens der Frau Kruger,
nämlich „Chase“). Gott, das uns das aufgefallen ist –
uns schwillt die Brust auf Körbchengröße D!
(Übrigens, nebenbei erfährt der Zuschauer, daß eine Kopie
der Unabhängigkeitserklärung im Museumsshop $35 kostet. Na holla!
Dagegen nehmen sich unsere € 5,50 für das Kinobillet vergleichsweise
harmlos aus. Aber das macht nichts, wo doch der Dollar gerade so schön
schwächelt… Also, nichts wie zugegriffen, solange der Greenbuck
noch siecht, ist ein echtes Schnäppchen!“)
Und irgendwie zieht es die Mimen dorthin, wo der Film schon lange ist:
Nach ganz unten! Fünf Etagen unter der Dreifaltigkeitskirche von
Downtown Manhattan. Da liegt er also! Der legendäre Schatz: Ein paar
Artefakte aus Alt-Ägypten, ein paar gerettete Schriftrollen aus der
abgebrannten Bibliothek von Alexandria, ein paar Freimaurersymbole, jede
Menge Gold – und alles bedeckt von einer dicken Schicht Staub. Dem
Staub von zwei kulturlosen Jahrhunderten! Nun gut, das Treppenhaus hinunter
ist etwas morsch – ein Fall für die Bauaufsicht, die Beleuchtung
der Schatzkammer entspricht definitiv nicht den Brandschutzbestimmungen
des New York Fire Department, aber dafür macht uns das tadellose
Funktionieren der Mechanik staunen! Unwillkürlich huscht uns das
Wort „Deutsche Wertarbeit“ über die Lippen, die wir gleich
darauf erschrocken zusammenkneifen.
’Tschuldigung!
Auch der Brennstoff der gelagerten Fackeln hat sein Verfallsdatum gut
überstanden. Respekt!
Und wieder denken wir an die berüchtigten „Russenfilme“
der sechziger Jahre. Liebe Yankees, ihr habt gut gelernt beim Roten Bären
von den Gorkij-Studios.
Nach der glücklichen Auffindung des Vermögens wird selbiges
vom edlen Ami auch gleich aufgeteilt und den ursprünglichen Besitzern
zugestellt (per UPS?), worunter auch das Ägyptische Museum zu Kairo
zählt und das Smithonian (!) in den U.S.A. Vater, mach das Licht
aus!
Aber bevor Du das tust, schauen wir uns noch mal um in dem riesigen Gewölbe
der nunmehr gelehrten Schatzkammer und stellen befriedigt fest: Da müßte
doch jetzt genug Platz sein für alle Schundfilme Amerikas und wir
schlagen vor, sie dort einzulagern. Bestellen wir die Fans dieser Hirnschwundprodukte
zu „Wächtern“ und mauern sie gemäß altorientalischer
Sitte gleich mit ein. Dann hat uns diese unsägliche Produktion wenigstens
Eines gebracht: Ein bißchen Unfug und ein paar zivilisationsaufweichende
Hohlköpfe weniger in den Kinos dieser Welt!
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